Snapchat-CEO löscht seine sämtlichen Tweets

Der CEO von Snapchat, Evan Spiegel, hat seine sämtlichen Tweets bis auf einen gelöscht. Bei dem verbleibenden handelt es sich um einen Retweet eines lobenden Kommentars durch einen Snapchat-Nutzer. Auf Nachfrage teilte ein Unternehmenssprecher dem Wall Street Journal mit, Spiegel „lebt lieber in der Gegenwart.“

Da Snapchat selbst dafür bekannt ist, Nachrichten seiner Nutzer nach dem Ansehen zu löschen, spekuliert nun The Verge, Spiegel könnte Twitter auf die gleiche Weise nutzen und seine Tweets regelmäßig löschen wollen. Schließlich habe der zweite Snapchat-Gründer Bobby Murphy sein Twitter-Konto ebenfalls gelöscht.

Vor der Löschaktion hatte Spiegel per Youtube-Video eine Stellungnahme zu Snapchats zentralem Anliegen abgegeben. Er demonstriert den selbstzerstörenden Dienst darin durch mit einem Stift auf einen Papierblock gemalte „Screenshots“ der drei Grundansichten der App. Die Aufnahme ist unscharf und offenbar aus der Hand gefilmt.

Ähnlich unscharf wirken einige von Spiegels Aussagen. So kontrastiert er die „alte“ Vorstellung „Meine Identität ist alles, was ich je getan habe“ mit der neueren „Meine Identitat ist, wer ich gerade jetzt bin.“ Grundsätzlich geht es ihm in dem Video darum, dass Fotografie nicht mehr ein Medium sei, um wirklich wichtige Momente im Leben festzuhalten, sondern eine alltägliche Kommunikationsform.

Snapchats Wert ist im letzten Jahr deutlich gestiegen, hauptsächlich dank einer 20-Millionen-Dollar-Investition durch die Risikokapitalfirma Kleiner Perkins Caufield & Byers. Sie trug zu einer Bewertung von 10 Milliarden Dollar des in Los Angeles ansässigen Start-up bei. Im März steckte zudem Alibaba 200 Millionen Dollar in Snapchat, was dem vier Jahre alten Unternehmen eine Bewertung von 15 Milliarden Dollar einbrachte.

Snapchat setzt auf seine Beliebtheit bei jungen Anwendern – eine Schlüsselkennzahl für Social Networks. 71 Prozent seiner US-Nutzerbasis sind zwischen 18 und 34 Jahren, wie eine im März veröffentlichte Studie von ComScore belegt. Facebook und Twitter können demnach nur auf einen Anteil von 38 respektive 41 Prozent in dieser Altersgruppe verweisen.

Im Mai hatte Spiegel sich erstmals öffentlich zu Plänen für einen Börsengang seines Unternehmens geäußert. „Wir brauchen wirklich einen IPO – wir haben dafür einen Plan.“ Weitere Einzelheiten dazu wollte der 24-Jährige nicht nennen. Er erklärte aber, dass Start-up inzwischen knapp 100 Millionen täglich aktive Nutzer in “entwickelten Märkten” habe. “Wichtig ist, dass 65 Prozent dieser Nutzer Inhalte erstellen”, betonte Spiegel. “Das vermittelt einen Eindruck vom Engagement der Snapchatter.”

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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