Wikileaks veröffentlicht E-Mail-Korrespondenz von Hacking Team

Wikileaks hat die E-Mail-Korrespondenz des Spyware-Produzenten Hacking Team als durchsuchbares Archiv veröffentlicht. Damit sind mehr als eine Million Nachrichten des italienischen Unternehmens gezielt zugänglich für online durchführbare Recherchen. Auch Kontakte nach Deutschland gehen daraus hervor – etwa zum Bundeskriminalamt sowie einer Firma im bayerischen Neufahrn, die offenbar als Wiederverkäufer von Spähsoftware fungierte.

Hacking Team beliefert vor allem Polizeibehörden und Geheimdienste mit Spyware und Hacking-Tools, wurde aber vor Kurzem selbst Opfer eines Hackerangriffs, durch den rund 400 GByte Daten des Unternehmens in Umlauf kamen. Dadurch wurden seine Kunden, seien es Behörden oder Unternehmen, der Öffentlichkeit bekannt. Für Aufsehen sorgten Länder auf der Kundenliste wie etwa der Sudan, dessen Belieferung mit solcher Software gegen ein UN-Handelsembargo verstößt. Mit Überwachungstechnik beliefert wurden demnach auch repressive Regime, in denen die Folterung von Regierungsgegnern üblich ist. Die Reporter ohne Grenzen zählen Hacking Team schon seit Jahren zu den Feinden des Internets.

Auch das deutsche Bundeskriminalamt interessierte sich für die Spähsoftware von Hacking Team, wie aus zahlreichen E-Mails hervorgeht. Dazu gehören neben Überwachungssoftware auch Schadprogramme für verschiedene Desktop- und Mobilplattformen. Die Produkte können unter anderem Sofort- und Textnachrichten abfangen und auch Telefonate abhören. Die Software wird von einer Vielzahl von Antivirusprogrammen nicht erkannt.

Das BKA schickte sogar Mitarbeiter nach Mailand, die vor Ort mehr über Remote Control System (RCS) in Erfahrung bringen wollten, einem von Hacking Team angebotenen Trojaner für die Fernsteuerung von Computern und Mobiltelefonen. Ein Einkauf des Systems für den damals erwogenen Einsatz als „Staatstrojaner“ geht aus den veröffentlichten E-Mails allerdings nicht hervor.

Obwohl Hacking Team nach eigenen Angaben nur staatliche Stellen belieferte, berichtet die Welt von ihr vorliegenden Abrechnungen mit einer deutschen Firma. Intech Solutions GmbH in Neufahrn soll demnach im März 2012 für 190.000 Euro Remote Control System gekauft haben. Spätere Zahlungen in Höhe von insgesamt 145.000 Euro sollen regelmäßig für Aktualisierungen und Wartungsdienste angefallen sein – zuletzt mit einer Rechnung vom 29. Juni 2015.

Mit weiteren Enthüllungen aufgrund der E-Mail-Korrespondenz ist offenbar zu rechnen. So wurde etwa die Kantonspolizei Zürich als Kunde von Hacking Team enttarnt und musste den Kauf der umstrittenen Software für Überwachungsmaßnahmen einräumen. Die Anschaffung sei „auf normalem Weg erfolgt“, erklärte die Behörde gegenüber Blick. Sie gehe auf eine staatsanwaltschaftlich angeordnete Überwachung verschlüsselter Internetkommunikation in Strafverfahren zurück.

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ZDNet.de Redaktion

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