Hacking Team: Malware-App umging Googles Schutzmechanismen

Trend Micro hat bei der Analyse der im Internet veröffentlichten Geschäftsunterlagen von Hacking Team Details zu einer dynamisch ausführbaren Malware für Android gefunden. Der italienische Anbieter von Spähsoftware hat das Schadprogramm demnach in eine harmlose App namens BeNews integriert, die in Googles Play Store erhältlich war.

Die App forderte bei der Installation laut Trend Micro nur drei Berechtigungen. Die automatischen Sicherheitskontrollen von Google konnte sie umgehen, da ihr Code keinen Exploit enthielt.

„Die gefälschte Nachrichten-App wurde bis zu 50-mal heruntergeladen, bevor sie am 7. Juli aus Google Play entfernt wurde“, schreibt Trend Micro in einem Blogeintrag. „Angesichts der App-Routinen glauben wir, dass die App durch eine dynamische Lade-Technologie die Beschränkungen für Google Play umgehen konnte.“

Die dynamische Lade-Technik erlaube es einer App, Teile ihres Codes aus dem Internet herunterzuladen und auszuführen, so Trend Micro weiter. Der Code werde aber nicht während Googles Prüfung geladen sondern erst dann an das Opfer ausgeliefert, wenn es die App starte.

Hacking Team soll seine Kunden nicht nur eine Anleitung für die Nutzung der App, sondern auch ein Google-Play-Konto zur Verfügung gestellt haben. Die App nutzt eine bekannte Sicherheitslücke (CVE-2014-3153) in Android 2.2 bis 4.4.4, die eine unautorisierte Ausweitung von Nutzerrechten ermöglicht.

Die rund 400 GByte Daten, die Hacking Team gestohlen wurden und seit knapp zwei Wochen im Internet kursieren, geben nicht nur Auskunft über Kunden des Unternehmens, sie haben auch zahlreiche Sicherheitslücken offenbart. Adobe, Microsoft und Oracle haben seitdem Zero-Day-Lücken in Flash Player, Internet Explorer und Java gestopft. Trend Micro entdeckte zudem ein UEFi-Bios-Rootkit, dass sicherstellen sollte, dass die Spähsoftware des Unternehmens auch noch nach einer Formatierung der Festplatte eines Zielsystems einsatzfähig ist.

In einem Interview betonte Hacking-Team-CEO David Vincenzetti, sein Unternehmen werde missverstanden. Sie seien tatsächlich „die Guten“. „Die rechtmäßigen Überwachungssysteme, die Hacking Team seit mehr als zehn Jahren an Strafverfolger liefert, sind entscheidend für die Verhinderung und Ermittlung von Verbrechen und Terrorismus“, heißt es zudem auf der Website des Unternehmens. Niemand sonst habe je eine so leistungsfähige und umfassende Überwachungslösung entwickelt wie Hacking Team.

[mit Material von Chris Duckett, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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