In der Diskussion um die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) werden viele Argumente ins Feld geführt, warum der zukünftige Datenschutz weniger strikt als das gegenwärtige Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) sein soll. Unter anderem die strenge Zweckbindung wird als Problem für die zunehmend digitale Wirtschaft gesehen: Wenn Kundendaten wie bisher in der Nutzung eng begrenzt sind, erscheint dies vielen Wirtschaftsvertretern als Hindernis für eine Steigerung des Geschäftserfolgs.
Tatsächlich aber gibt es viele Bereiche der Wirtschaft und insbesondere in der IT, die deutlich von der Stärke des deutschen Datenschutzes profitieren. Dazu gehören nicht nur IT-Sicherheitsanbieter (eco-Report „IT Sicherheit 2015“), die den Unternehmen dabei helfen, das geforderte hohe Schutzniveau für die personenbezogenen Daten zu gewährleisten. Auch die Cloud-Anbieter und die gesamte Rechenzentrumsbranche können Rückenwind durch den Datenschutz verspüren.
In den letzten Monaten ist verstärkt der Trend zu spüren, dass internationale Cloud-Service-Provider ein deutsches Rechenzentrum als Partner suchen oder selbst einen Rechenzentrumsbetrieb in Deutschland oder zumindest innerhalb des EU/EWR-Raumes aufnehmen. Cloud Computing steht zwar für flexible, standortunabhängige IT-Nutzung. Der Standort des Cloud-Betriebs jedoch ist keineswegs gleichgültig. Wie zum Beispiel die Capgemini-Studie „IT-Trends 2015“ zeigt, gehört der Standort des Rechenzentrums zu den wichtigsten Auswahlkriterien für Cloud-Nutzer.
So wurden in der Capgemini-Umfrage unter Cloud-Nutzern als führende Entscheidungskriterien genannt, dass das Rechenzentrum in Kontinental-Europa sein soll oder aber im eigenen Land, dass der Anbieter seinen Sitz in Kontinental-Europa hat, dass das Rechenzentrum die Möglichkeit bietet, kontinental-europäische Telekommunikationsunternehmen für die Datenübertragung zu nutzen und dass die Software von kontinental-europäischen Anbietern stammt.
Nicht nur die Anwender nennen explizit den Standort des Rechenzentrums und damit auch den Datenschutz als zentralen Punkt für ihre Auswahl, viele Cloud-Provider begründen auch ihre Rechenzentrumsaktivitäten in der EU und in Deutschland insbesondere mit dem hohen Stellenwert des Datenschutzes. Beispiele dafür gibt es inzwischen viele:
Zendesk eröffnete bereits im März 2013 ein Rechenzentrum in Dublin, nun folgt ein weiteres europäisches Rechenzentrum in Frankfurt. Schon 2013 erklärte Zendesk: „Unser Anliegen ist es, unseren europäischen Kunden den besten Service zu bieten. Das beinhaltet natürlich auch, ihre Bedenken hinsichtlich des Speicherortes ihrer Daten ernst zu nehmen.“ Die europäischen Kunden von Zendesk können durch diesen Schritt ihre Kundendaten, die bei Zendesk verwaltet werden, innerhalb der Europäischen Union belassen, so die Aussage von Zendesk.
IBM eröffnete Ende Dezember 2014 in Frankfurt am Main das erste SoftLayer Rechenzentrum in Deutschland. „Sicherheit, Datenschutz und Standort der Cloud sind von größter Bedeutung für Kunden aus Deutschland – unser neues Cloud-Center in Frankfurt trägt dem Rechnung und ergänzt die Cloud-Rechenzentren in Amsterdam, London und Paris“, erklärte Lance Crosby, CEO des IBM-Unternehmens SoftLayer.
Ping Identity eröffnete im Mai 2015 ein neues Rechenzentrum in Frankfurt. Dadurch haben die Kunden die Gewissheit, dass ihre Daten innerhalb Deutschlands gehostet werden, so Ping Identity. Die Entscheidung für ein Rechenzentrum auf deutschem Boden adressiert die Nachfrage europäischer Kunden nach der Einhaltung strenger europäischer und deutscher Datenschutzrichtlinien in Bezug auf Compliance und Datenhoheit, so der Anbieter weiter.
Weitere prominente Beispiele für neue oder geplante Rechenzentrumsstandorte in Deutschland oder in der EU sind Amazon, Salesforce.com, VMware und Apple.
Die Auswirkungen für den deutschen Rechenzentrumsmarkt gehen über die zahlreichen Ankündigungen und Betriebsaufnahmen in deutschen Rechenzentren hinaus. Eine Studie von DatacenterDynamics sieht für den deutschen RZ-Markt bereits ein höheres Wachstum, als dies in anderen EU-Ländern der Fall ist. So erwarten die Marktforscher für 2015 ein Wachstum der RZ-Investitionen in Frankfurt um 9,5 Prozent. Amsterdam hingegen bringt es auf 7,6 Prozent, London auf 6,4 Prozent und Paris auf 6,1 Prozent.
Der Datenschutz belegt hier deutlich sein Potenzial als Umsatzbringer und erweist sich nicht als Verhinderer des Cloud-Business. Vielmehr ist es gerade im deutschsprachigen Raum so, dass Cloud Computing erst mit einem starken Datenschutz ein Fundament bekommt, das weiteres Wachstum verspricht. Es bleibt natürlich weiterhin zu klären, welchen rechtlichen Einfluss der RZ-Standort in Deutschland oder im EU/EWR-Raum bei internationalen Anbietern haben kann, wenn man zum Beispiel an den PATRIOT Act denkt. Auf die wirtschaftliche Entwicklung im deutschen RZ-Markt jedoch hat der Datenschutz in jedem Fall einen spürbaren Einfluss, wie die genannten Beispiele und Studien zeigen.
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