Mozilla-CEO Chris Beard hat sich in einem offenen Brief an Microsoft-Chef Satya Nadella gewandt und darin die Standardbrowser-Vorgabe von Windows 10 kritisiert. Dem Nutzer werde „seine Wahl genommen“, weil der Wechsel zu einem anderen Browser als Microsofts neuem Edge äußerst umständlich sei.
Nach einem Update auf Windows 10 (beispielsweise kostenlos von Windows 7 oder 8.1) wird der zuvor gewählte Default-Browser nicht beibehalten. Vielmehr etabliert das neue OS Edge als Standardbrowser. Dies lässt sich ändern, aber nicht direkt in Firefox, sondern nur in den Systemeinstellungen. „Man benötigt nun zweimal so viele Klicks“ wie unter früheren Windows-Versionen, schreibt Beard. Der Vorgang sei „verwirrend, schwer zu navigieren, und es ist leicht, sich zu verirren.“
In der Vergangenheit hatte Microsoft etwa in der EU eine Browser-Auswahlbox im Zuge der Windows-Installation präsentieren müssen. Die mit Windows 10 geänderten Regeln für den Wechsel von Standard-Programmen scheinen aber durch Microsoft Entschluss motiviert, den Willen der Anwender zu respektieren. In einem Blogbeitrag Microsofts vom 20. Mai hieß es: „Wir wissen, dass Ihnen Ihre Standardeinstellungen wichtig sind. Unter Windows 10 können keine Apps – weder klassische noch Universal-Apps – Änderungen der Standardeinstellungen vornehmen, sondern nur noch Windows selbst.“
Der Wechselprozess wurde also bewusst auf die Windows-Einstellungen eingeschränkt, damit nicht beispielsweise jeder Browser bei jedem Start nachfragt, ob er nicht zum Standardbrowser werden und Lesezeichen anderer Browser importieren soll, wie es in der Vergangenheit bisweilen der Fall war. Betroffen ist nicht nur Firefox, auch nicht nur Browser, sondern alle Windows-Programme, die sich mit bestimmten Dateitypen verbinden lassen.
Beards Reaktion wurde auf Hacker News schnell parodiert, weil kürzlich ein Firefox-Update einen Wechsel der Standard-Suchmaschine vorgenommen hatte – auf den Suchpartner Yahoo. Ein Anwender namens Animats formulierte dort: „Ich schreibe Ihnen wegen einem verstörenden Aspekt von Firefox 38.0.5. Insbesondere scheint die Nutzererfahrung so verändert worden zu sein, dass sie die getroffene Wahl Ihrer Kunden über den Haufen wirft, was das von ihnen gewünschte Internet-Erlebnis betrifft, und sie durch das von Mozilla für sie gewählte Internet-Erlebnis zu ersetzen.“ Und weiter: „Wir sind tief enttäuscht, dass Mozilla solche dramatischen Rückschritte macht.“
Die Umstellung auf Yahoo in Firefox 38.0.5 ließ sich natürlich ebenfalls rückgängig machen. Mozilla entschuldigte sich und schrieb die Umstellung einem Fehler zu.
[mit Material von Jack Schofield, ZDNet.com]
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