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Hardware-Komponenten aus zweiter Hand auf dem Prüfstand

IT-Verantwortliche stehen in der Regel von zwei Seiten unter Druck, eine performante Verfügbarkeit der Infrastruktur zu gewährleisten. Die Mitarbeiter brauchen sie, um produktiv zu arbeiten, das Management möchte das auch noch zum günstigen Preis und entsprechend der Compliance-Regeln. Das ist eine Aufgabe, die durch enge Budgetgrenzen erschwert wird. Der Zwang zum Sparen führt den Blick schnell auf einen der größten Kostenblöcke: die Investition in Hardware. Branchenumfragen, etwa von Forrester, belegen regelmäßig, dass die Komponenten der Infrastruktur im Durchschnitt etwa alle vier Jahre ersetzt werden.

Glenn Fassett, der Autor dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist General Manager International bei Curvature (Bild: Curvature).

Bleibt die bestehende Hardware im Einsatz oder setzen die Verantwortlichen auf die Anschaffung gebrauchter Komponenten bei geplanten Erweiterungen der IT-Infrastruktur, lassen sich gegenüber Neuware Einsparpotenziale von 50 Prozent und mehr realisieren. Technisch können die meisten Systeme älterer Generationen noch viele Jahre mithalten und den Anforderungen in einem Rechenzentrum entsprechen.

Eines ist auf jeden Fall sicher: Der Einsatz von Komponenten aus Vorbesitz wirkt sich auch günstig auf den ökologischen Fingerabdruck des Unternehmens aus. Verglichen mit ihren Vorgängern besitzen aktuelle Geräte zwar häufig eine marginal bessere Energieeffizienz. Berechnet man Rohstoffe und Energie für die Herstellung jedoch mit ein, sprechen die Zahlen sehr eindeutig für die längere Nutzung bereits vorhandener Hardware beziehungsweise die Anschaffung gebrauchter Systeme.

Risiken bei der Anschaffung gebrauchter Hardware minimieren

Unternehmen sollten sich im Vorfeld darüber informieren, welche konkreten Maßnahmen der Verkäufer der Hardware ergreift, um die notwendige Qualität zu liefern und die Authentizität zu gewährleisten. Idealerweise bietet er seinen Kunden weiterführende Informationen über mögliche Alternativen zum Beispiel in Form von Cheat Sheets. In jedem Fall muss der Anbieter standardisierte und zertifizierte Prozesse vorweisen können, anhand derer er die Qualitätssicherung durchführt.

Zertifizierte Qualitätssicherung gibt die nötige Sicherheit

Die Aufbereitung der Ware sollte ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen, bis das System am Ende funktional und optisch nicht hinter der Neuware zurücksteht. Dies beginnt bereits bei der Prüfung der Echtheit der Ware. Echtheit umfasst dabei mehrere Dimensionen. Das angekaufte Produkt könnte ein preiswerter Nachbau (Markenpiraterie) oder aus minderwertigen Komponenten mit betrügerischer Absicht zusammengestellt worden sein. Denkbar ist auch, dass ältere Komponenten in ein Gehäuse einer höheren und teureren Baureihe eingebaut worden sind.

Um solche Risiken auszuschließen, müssen Seriennummern mit verfügbaren Herstellerinformationen abgeglichen werden. Treffen die Informationen aus Modelldatenbanken auf das vorliegende Gerät zu? Hologramme, Typenschilder und Logos werden im Rahmen der Kontrolle auf Unversehrtheit überprüft. Diese Prüfung liegt natürlich auch im Interesse des Anbieters, der sein eigenes Risiko minimieren will.

Erst wenn keine Zweifel an der Echtheit bestehen, werden die Geräte üblicherweise einer ersten Funktionsprüfung unterzogen. Dazu gehört eine Prüfung des Gehäuses und der Anschlüsse auf offensichtliche Beschädigungen. Die Funktionalität von LEDs und Displays wird ebenfalls kontrolliert. Eventuelle Mängel werden dann sofern möglich beseitigt. Im Prozess des Refurbishings kümmern sich Techniker um die Beseitigung kleinerer Mängel. Dies umfasst das Ersetzen fehlender Geräteschrauben, die Beseitigung von Aufklebern, die nicht vom Hersteller stammten und eine Reinigung des Inneren mit Druckluft. Die Reinigung beseitigt Ablagerungen und vermeidet so eine unerwünschte Wärmeentwicklung.

Funktionalität kommt ganz zum Schluss

Am Ende der ersten Überprüfung steht ein Gerät, das physisch einwandfrei funktioniert und gereinigt ist. Noch ungeklärt ist, ob die Funktionen im vollen Umfang gegeben sind. Denn im Lauf des Betriebs könnten natürlich Fehler aufgetreten sein, die erst bei regulärer Nutzung auffallen. Deswegen testen seriöse Anbieter das System unter Realbedingungen. Im Netzwerklabor werden beispielsweise Router bis auf Port- und Schalterebene, mit Leitungsgeschwindigkeiten bis derzeit 10 GBit/s getestet.

Da ein Test in einer Produktivumgebung nicht in Frage kommt, wird der Anbieter auf Spezialwerkzeuge zurückgreifen, zum Beispiel von Spirent. Solche Testwerkzeuge unterziehen die Infrastruktur Testläufen und Anforderungen, wie sie im Echtbetrieb auftreten, und greifen dafür auf verschiedene Anwendungsprofile zurück. Die Auswertung der Tests lässt dann keinen Schaden an der Hardware unentdeckt. Dieser wird dann gegebenenfalls behoben und das Gerät erneut getestet.

Die Spreu vom Weizen trennen

Nach dieser bestandenen Prüfung unterziehen Anbieter wie Curvature die aufbereitete Hardware einem zusätzlichen Belastungstest. Die Komponenten müssen dabei über einen längeren Zeitraum unter Höchstlast alle gestellten Anforderungen erfolgreich bewältigen. Je nach Kriterien des Anbieters genügen bereits sehr geringe Abweichungen oder Verluste von Datenpaketen, um den Abverkauf des Systems zu verhindern.

Bei solchem Aufwand dürfte es nicht überraschen, dass die Anbieter für die Hardwarekomponenten aus Vorbesitz eigene Garantieleistungen einräumen. Die konsequent eingesetzten Testverfahren nach TL9000 und ISO 9001:2008 sorgt beispielsweise bei Curvature-Systemen für eine Ausfallquote von unter 0,5 Prozent – niedriger als bei Neuware.

Herstellerunabhängige Wartung

Eine Möglichkeit, die Ausgaben zu senken, ist Neuanschaffungen zu verschieben, um das Budget zu schonen. Dagegen spricht ein gewichtiges Argument, das auch der Anschaffung gebrauchter Hardwarekomponenten entgegensteht. Denn in beiden Fällen handelt es sich um Geräte, für die Hersteller, OEM und Reseller üblicherweise bereits die Wartung und den Support abgekündigt haben.

Für viele CIOs ist das Risiko, Hardware zu betreiben, die nicht mehr durch einen Wartungsvertrag gedeckt sind, ein Hinderungsgrund. Ihre OEMs informieren sie selten über andere Möglichkeiten der Wartung. Mit dem Abschluss von Wartungsverträgen, die unabhängig von einem Hersteller oder Reseller angeboten werden, lässt sich dieses Problem jedoch einfach lösen.

Eine ganze Reihe von Unternehmen bietet inzwischen solche Verträge an – allein oder in Verbindung mit der Hardwarekomponente. In der Regel sind diese Wartungsverträge bereits günstiger als die herstellergebundenen Verträge. Dem Unternehmen steht es frei, nur jene Leistungen zu buchen, die sinnvoll erscheinen und sicher benötigt werden.

AUTOR

Glenn Fassett ...

... ist International General Manager bei Curvature, ehemals Network Hardware Resale, und seit 1996 im Unternehmen. In seiner Funktion ist er für die Leitung des internationalen Geschäfts zuständig. In Europa ist Curvature mit Niederlassungen in London und Amsterdam vetreten, von wo aus auch das Gechäft in Deutschland betreut wird.

Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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