Snapchat hat im Zeitraum Januar bis November 2014 lediglich 3 Millionen Dollar umgesetzt, aber 128 Millionen Dollar Verlust geschrieben. Das besagt eine von Gawker veröffentlichte interne Bilanz. Die von Investoren erhofften gewaltigen Werbeerlöse deuten sich in dem Papier noch nicht einmal an.
Der Blog zitiert zu den Zahlen aber auch einen Analysten, Mike Dempsey von CB Insights, mit der Aussage, der Verlust sei „groß für 11 Monate, aber nicht haarsträubend“. „Wenn Snapchat jetzt in seinem Geschäfts-Lebenszyklus an dem Punkt steht, an dem Twitter 2012-2013 war, lässt ihnen die neue Finanzierungsrunde wahrscheinlich mehrere Jahre Spielraum.“
Unter den Kosten stechen besonders 13,7 Millionen Dollar für „Outside Services“ hervor, also von Dritten erbrachte Dienstleistungen – fast in der Höhe der Gehälter, die Snapchat zahlt. Was darunter zu verstehen ist, bleibt unklar, üblicherweise werden auf diese Weise aber Consultingfirmen, externe Buchhaltung oder dergleichen verbucht. Warum Snapchat für externe Berater so viel Geld aufwenden sollte, kann sich auch Gawker nicht zusammenreimen. Immerhin vermerkt die Bilanz 300 Millionen Dollar Barvermögen.
2013 lehnte der 24-jährige Evan Spiegel, CEO von Snapchat, ein Übernahmeangebot über 3 Milliarden Dollar von Facebook ab. Ein Investitionsangebot aus China sah den Unternehmenswert zu dem Zeitpunkt schon bei 4 Milliarden Dollar.
Zuletzt bewertete eine geplante Investition von Alibaba in Höhe von 200 Millionen Dollar Snapchat mit 15 Milliarden Dollar. Zusätzlich plant Snapchat eine Finanzierungsrunde über 500 Millionen Dollar. Damit wäre Snapchat weiterhin das drittwertvollste Start-up weltweit, hinter dem Fahrdienst Uber und dem Smartphonehersteller Xiaomi.
Die Differenz zwischen der internen Bilanz für 2014 und den Hoffnungen der Investoren erklärt sich aus Snapchats vermutetem Potenzial: ComScore stufte Snapchat im August 2014 als drittbeliebteste Social-Media-App in den USA ein, hinter Facebook und dem Bilderdienst Instagram. Seine Monetarisierung hat noch gar nicht richtig begonnen.
Allerdings soll die Anfang 2015 eingeführte Funktion Discover nicht eingeschlagen wie erhofft. Sie macht redaktionelle Inhalte bei Snapchat verfügbar, das also seine junge Nutzerschaft mitbringt – Verlage hingegen ihre Artikel und Videos. Die Erlöse aus im Kontext gezeigter Werbung wollen sie teilen. Bloomberg zufolge forderte Snapchat für Anzeigen zu diesen Artikeln exorbitante Preise. Inzwischen seien sie aber auf einen Bruchteil gesunken, nämlich 20 Dollar für 1000 Views, heißt es.
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