Amazon hat nach Informationen des Wall Street Journal erstmals in seiner elfjährigen Geschichte Mitarbeiter der Produktentwicklung entlassen. „Dutzende“ von insgesamt etwa 3000 Angestellten im kaifornischen Lab126 müssen demnach gehen. Sie hatten das im vergangenen Jahr nicht vom Markt angenommene Fire-Smartphone entwickelt.
Ein zweites Smartphone von Amazon werde es vorerst nicht geben, schreibt die Wirtschaftszeitung – anders als bei den Fire-Tablets starte Amazon keinen zweiten Anlauf. Auch habe der Konzern einige ambitionierte Hardware-Projekte gestoppt, darunter die Entwicklung eines ungewöhnlich großen Tablets. Und schließlich sei die Struktur geändert worden: Statt zweier Hardware-Einheiten gebe es nun nur noch eine.
Amazon, aufgrund seiner Investitionsbereitschaft trotz Profiten aus Shopping und Cloud-Services bekannt für ausgeglichene oder leicht defizitäre Bilanzen, hatte im Juli überraschend einen Gewinn von 92 Millionen Dollar fürs zweite Quartal gemeldet. Sein Finanzchef führte dies auf strengere Kostenkontrolle zurück. Zu den jetzigen Entlassungen gab das Unternehmen gegenüber dem WSJ keinen Kommentar ab.
Dieses Jahr waren schon einige Smartphone-Entwickler informiert worden, dass Pläne für eine Neuauflage hinfällig seien. Es gab aber auch einen Bericht, statt Lab126 arbeite nun eine Abteilung in Seattle unter Leitung von Steve Kessel an dem Projekt. Zudem hat der Chief Technology Officer von Lab126, Jon McCormack, gerade seinen Wechsel zu Google angekündigt.
Der Misserfolg des Fire Phone soll der Moral von Amazons Hardware-Entwicklung geschadet haben, erfuhr das WSJ von Insidern. Die Mitarbeiter seien auch durch rätselhafte Prioritätsverschiebungen etwa hin zur Entwicklung eines High-End-Küchencomputers irritiert. Der Sprachassistent Echo hat zwar eine begeisterte Anhängerschaft in den USA, doch scheint es sich eher um eine kleine Gruppe zu handeln als um einen Erfolg im Massenmarkt.
Lab126 sitzt im kalifornischen Sunnyvale, über 1000 Kilometer von der Amazon-Zentrale in Seattle entfernt. Es war für die Entwicklung sämtlicher Hardwareprodukte des Konzerns zuständig, auch des ersten Kindle-E-Book-Readers 2007. Im letzten Jahr kam außer dem auch als Lautsprechersystem nutzbaren Assistenten Echo etwa eine Settop-Box hinzu.
Trotz einer enormen Preissenkung auf 99 US-Cent blieb Amazon in den USA auf Lagerbeständen des Fire Phone im Wert von 83 Millionen Dollar sitzen. Daraus resultierte eine Abschreibung in Höhe von 170 Millionen Dollar. Sie führte der Onlinehändler vorrangig auf „die Inventarbewertung des Fire Phone und Kostenverpflichtungen gegenüber den Lieferanten“ zurück. Die Abschreibung trug damals zu einem Rekordquartalsverlust von 437 Millionen Dollar bei, der Amazons Aktienkurs um über zehn Prozent einbrechen ließ.
Dass das Fire Phone die Verkaufserwartungen nicht erfüllen konnte, hing auch mit zahlreichen technischen Problemen zusammen, von denen Tester und Nutzer berichten. Dazu zählen Überhitzung, kurze Akkulaufzeiten und ein Mangel an Apps.
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