Google hat in den USA mit der Einführung seines im März angekündigten Bezahldiensts Android Pay begonnen. Wie bei Apple Pay sollen Verbraucher damit in Ladengeschäften mit ihrem Smartphone zahlen und auch Einkäufe über Mobilanwendungen tätigen können. Darüber hinaus soll Android Pay im späteren Jahresverlauf als technische Basis für Drittanbieter-Apps dienen, etwa von Banken.
Apple Pay wird Android Pay die Nahfunktechnik NFC verwenden, um eine Verbindung zwischen Smartphone (ab Android 4.4 KitKat) und Kassensystem herzustellen. Zum Start soll sich Googles neuer Bezahldienst in den USA in über einer Million Restaurants und Geschäften nutzen lassen, darunter Filialen von ACME, GameStop, McDonalds, Staples, Subway und Toys’R’us. Außerdem wird der Bezahldienst beispielsweise in Apps von Airbnb, Domino’s Pizza, Etsy, Groupon, TripAdvisor oder Uber integriert.
Ebenfalls wieMastercard, Visa, Discover und American Express unterstützen Android Pay, so dass sich damit Debit-, Kredit-, Prepaid- und Small-Business-Karten dieser Gesellschaften verwenden lassen. Zudem speichert der Dienst laut Google virtuelle Geschenk- und Treuekarten. Die neue Bezahlplattform wird auch Teil des kommendem Mobilbetriebssystems Android 6.0 Marshmallow sein, das als erstes auf den neuen Nexus-Smartphones zum Einsatz kommen wird, die Google am 29. September vorstellen will.
Android Pay ist nach dem 2011 eingeführten Google Wallet der zweite Versuch des Internetkonzerns, im Mobile-Payment-Markt Fuß zu fassen. Zusammen mit dem US-Start seines neuen Bezahldienstes hat Google übrigens auch eine zweite Wallet-App verfügbar gemacht, die jedoch in erster Linie den Geldtransfer zwischen Nutzern ermöglicht. Zusätzlich findet sich im Play Store weiterhin die ursprüngliche Wallet-App, die während des Übergangs zu Android Pay als Platzhalter dient.
Der Wettbewerb im Markt für mobile Bezahldienste nimmt stetig zu. Zusätzlich zu einer tieferen Verankerung in der Finanzdienstleistungsbranche bemühen sich die großen Technikunternehmen darum, mehr Verbraucher für ihre Produkte und Services zu gewinnen. Sich die Loyalität der Kunden frühzeitig zu sichern, könnte den Unterschied im Mobile-Payments-Markt ausmachen. Dieser wird den Marktforschern von eMarketer zufolge im kommenden Jahr in den USA auf ein Transaktionsvolumen von 27,5 Milliarden Dollar anwachsen, nach 3,5 Milliarden Dollar im Vorjahr. Die Zahl der Nutzer mobiler Bezahldienste soll sich im selben Zeitraum in den USA auf 36,2 Millionen mehr als verdoppeln. In ähnlichem Tempo wird das Wachstum laut eMarketer bis 2018 weitergehen, so dass dann 57 Millionen Verbraucher ihr Smartphone zum mobilen Bezahlen in Geschäften verwenden.
Zwar gab es schon in den vergangenen Jahren einige mobile Bezahlangebote, doch richtig Bewegung in den Markt kam erst mit dem Einstieg von Apple im vergangenen Herbst. Apple Pay erlaubt es Besitzern eines iPhone 6 oder iPhone 6 Plus sowie einer Apple Watch unterwegs Kreditkartenzahlungen durchzuführen. In weniger als 72 Stunden nach dem Start wurden eine Million Kreditkarten über den Service genutzt.
Android Pay könnte von dem Schwung profitieren, für den Apple Pay im Mobile-Payment-Markt gesorgt hat, und sich als zweites großes Bezahlsystem für Smartphone-Nutzer etablieren. Mehr als drei Viertel aller Smartphones weltweit laufen mit Googles Mobilbetriebssystem, Apples iOS kommt laut IDC auf einen Marktanteil von knapp 16 Prozent. Zusammen halten beide über 96 Prozent des Marktes.
„Bezahldienste waren für Google schon immer strategisch wichtig“, sagt Vijay Koduri vom Zahlungsabwickler Adyen, der vormals als Google-Manager am Start von Google Wallet beteiligt war. „Sie haben schon verschiedene Dinge versucht, aber wie Mobile Payments als Ganzes haben sie es nicht geschafft, die Massen zu erreichen.“ Ein eigenes Bezahlsystem sei für jedes Mobilbetriebssystem von entscheidender Bedeutung, um nicht nur auf Smartphones erfolgreich zu sein, sondern auch im wachsenden Markt von Wearables und anderen internetfähigen Geräten. Bei Android Pay scheine es sich im Vergleich zu Google Wallet um ein verbessertes System zu handeln, das dank der Integration mit Banking- und Treuekarten-Apps sowohl für Verbraucher als auch für Händler einfacher zu nutzen sei.
Apple und Google bekämpfen sich aber nicht nur gegenseitig, sondern müssen sich im Markt für mobile Bezahlungen auch weiteren Konkurrenten erwehren, die ähnliche Dienste anbieten. Samsung beispielsweise führte mit seinen Flaggschiff-Smartphones Galaxy S6 und S6 Edge seinen eigenen Service Samsung Pay ein. Und PayPal hat Anfang September den URL-basierten Bezahldienst Paypal.me gestartet.
[mit Material von Richard Nieva und Ben Fox Rubin, CNET.com]
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