Das Social-Media-Start-up Snapchat hat in den USA ein neues Feature eingeführt, mit dem es künftig Geld verdienen will. Nutzer sollen künftig für eine wiederholte Anzeige von Nachrichten mit Bildern und Videos (sogenannte Snaps) zahlen, die sonst entsprechend des grundlegenden Prinzips des Dienstes nach dem ersten Betrachten automatisch verschwinden.
Zuvor hatte der in Los Angeles ansässige Dienst mit kostenlosen Wiederholungen experimentiert. Nutzer konnten pro Tag jedoch nur eine Nachricht erneut anzeigen lassen.
Neben der Replay-Funktion hat Snapchat noch weitere Neuerungen eingeführt. Dazu zählen animierte Filter, die Nutzer in Fotos oder Videos einfügen können. So lässt sich etwa ein Selbstporträt um einen Regenbogen im Comicstil ergänzen. Zudem erhalten Anwender neuerdings „Trophäen“ für bestimmte Leistungen.
Das neue Bezahlmodell ist ein weiterer Teil von Snapchats Bemühungen, sein Geschäft auszuweiten und neue Einnahmequellen zu erschließen. Jetzt bittet es Anwender aber erstmals direkt zur Kasse, nachdem es zuvor auf Werbung und Content-Partnerschaften setzte. Nach eigenen Angaben hat der Dienst rund 100 Millionen Nutzer pro Tag.
Mit einem geschätzten Wert von 15 Milliarden Dollar ist Snapchat eines der wertvollsten, durch Risikokapital finanzierten Unternehmen weltweit. Facebook bot vor zwei Jahren 3 Milliarden Dollar für das Start-up, ehe es im vergangenen Jahr dann WhatsApp für 19 Milliarden Dollar kaufte.
Laut einer kürzlich von Gawker veröffentlichen internen Bilanz hat Snapchat im Zeitraum Januar bis November 2014 lediglich 3 Millionen Dollar umgesetzt, aber 128 Millionen Dollar Verlust geschrieben. Die von Investoren erhofften gewaltigen Werbeerlöse deuten sich in dem Papier noch nicht einmal an. Für dieses Jahr strebt das Start-up laut Recode Erlöse von rund 50 Millionen Dollar an.
Die Differenz zwischen der internen Bilanz für 2014 und den Hoffnungen der Investoren erklärt sich aus Snapchats vermutetem Potenzial: ComScore stufte Snapchat im August 2014 als drittbeliebteste Social-Media-App in den USA ein, hinter Facebook und dem Bilderdienst Instagram. Seine Monetarisierung hat noch gar nicht richtig begonnen.
[mit Material von Ian Sherr, CNET.com]
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