Zero-Day-Lücke in WinRAR betrifft 500 Millionen Nutzer

Vulnerability Lab hat Details zu einer Zero-Day-Lücke in WinRAR veröffentlicht. Der Fehler, der das Einschleusen und Ausführen von Schadcode erlaubt, steckt in der aktuellen Version 5.21. Entdeckt hat die Anfälligkeit der iranische Sicherheitsforscher Reza Espargham. Er vermutet, dass auch frühere Versionen des Packprogramms fehlerhaft sind, was bis zu 500 Millionen Nutzer weltweit betreffen würde, wie Computerworld berichtet.

Der Fehler steckt allerdings nur in der Routine zum Erstellen von SFX-Archiven, also sich selbst extrahierenden Archiven. Dieser Archivtyp kann aber grundsätzlich so konfiguriert werden, dass beim Entpacken eine in dem Archiv enthaltene Datei ausgeführt wird. Rarlab, der Herausgeber von WinRAR, stuft den Fehler deswegen nicht als sicherheitsrelevant ein.

„Die Lücke kann von einem entfernten Angreifer ohne Interaktion mit einem Nutzer ausgenutzt werden“, zitiert Computerworld Espargham, der sie auch in einem Video demonstriert. Malwarebytes-Mitarbeiter Pieter Arntz habe Esparghams Beispielcode „leicht verändert“ und einen Exploit entwickelt. „Der Angriff nutzt die Möglichkeit, beim Erstellen eines SFX-Archivs HTML-Code in ein anzuzeigendes Fenster einzufügen“, erklärte Arntz. Dieser Code wiederum werde auf dem Rechner der Person ausgeführt, die das SFX-Archiv öffne, so Arntz weiter.

Rarlab hält dem entgegen, dass ein Hacker jederzeit „jede ausführbare Datei nehmen, in ein SFX-Archiv einfügen und an Nutzer verteilen kann. Das alleine macht Diskussionen über Anfälligkeiten in SFX-Archiven nutzlos. Ausführbare Dateien sind von Hause aus gefährlich. Man sollte sie nur ausführen, wenn sie aus vertrauenswürdigen Quellen stammen. Selbstextrahierende SFX-Archive sind nicht mehr oder weniger gefährlich als andere .exe-Dateien.“

Mit einem Patch für die Sicherheitslücke ist offenbar nicht zu rechnen. Rarlab zufolge würde dadurch die HTML-Funktionalität des SFX-Moduls eingeschränkt, was den Nutzern schade, die die HTML-Funktion für legitime Zwecke einsetzten. Zudem könne ein Hacker auch nach Bereitstellung eines Patches jederzeit eine alte Version des SFX-Moduls verwenden, um ein SFX-Archiv mit gefährlichem HTML-Code zu erstellen.

Tipp: Wie gut kennen Sie die Geschichte der Viren? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

4 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

4 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago