Altes Logo (Bild: Uber)
Der Fahrdienstvermittler Uber tritt offenbar den Rückzug aus Deutschland an. Zum 9. November wird er seinen Dienst in Hamburg, Frankfurt am Main und Düsseldorf offiziell einstellen. Doch schon jetzt ist eine Fahrtenvermittlung in diesen Städten nicht mehr möglich. In Berlin und München will Uber nach alternativen Wegen suchen, um dort weiter aktiv zu sein, wie Deutschlandchef Christian Freese gegenüber der Nachrichtenagentur DPA erklärte.
Die möglichen Folgen zeigte der Streit zwischen Uber und Uber-Fahrern im Oktober in Frankreich: Nachdem dort zunächst die Taxifahrer gegen die offenbar deutlich größere Zahl der Uber-Fahrer als in Deutschland und die zunehmende Konkurrenz durch sie protestiert hatten, liefen die Uber-Fahrer gegen ihren Vertragspartner Sturm. Der hatte kurzfristig die Preise für Fahrgäste in Paris um 20 Prozent reduziert und damit die Kalkulation seiner Fahrer ad absurdum geführt. Rund 300 von ihnen demonstrierten Mitte Oktober vor der Zentrale von Uber in Frankreich. Der Sprecher des Unternehmens verwies wiederholt darauf, dass es sich eben nicht um Angestellte handle und freie Unternehmer mit dem Geschäftsrisiko leben müssten.
Für Dieter Schlenker, den Vorsitzenden von Taxi Deutschland, kommt der Rückzug von Uber aus Deutschland nicht überraschend: „Dass wir in Deutschland Wert auf Verbraucherschutz, Sicherheit und Ausbildung legen, interpretiert Uber als ’schwierige Rahmenbedingungen‘. Dabei sind diese bundesweit identisch, Taxizentralen und Taxifahrer arbeiten nach diesen Standards. Wir haben in Frankfurt rund 4000 Taxifahrer, und unseres Wissens haben lediglich 15 bis 20 Fahrer Uber als Geschäftspartner gewählt.“
Als Grund hat Schlenker ausgemacht, dass Taxifahrer durch die Taxizentralen wirtschaftlicher und effizienter arbeiten, da diese deutlich mehr Fahraufträge zu günstigeren Konditionen vermitteln: „Traditionelle Taxizentralen sind genossenschaftlich organisiert. Damit steht die wirtschaftliche Unterstützung der vielen kleinen selbständigen Taxiunternehmen im Vordergrund – und nicht das Gewinnstreben, wie bei Uber und anderen Taxi-Internet-Plattformen.“
Unklar ist, was Uber künftig in Berlin und München machen will. Denn das Geschäftsmodell in seiner derzeitigen Form wurde in Deutschland gerichtlich untersagt. Die von Freese geäußerte Absicht „gemeinsam mit Politik und Behörden zeitgemäße Rahmenbedingungen zu entwickeln“ kann daher nur bedeuten, per Lobbyarbeit Gesetzesänderungen anzustreben. Alternativ kann der Dienst sich den geltenden Gesetzen unterwerfen, wird dann aber eben ein Taxi-Dienst wie jeder andere auch – eventuell nur mit einigen Extras wie Bonbons für Fahrgäste und in bestimmter Art gekleideter Fahrer.
Angesichts des Rückzugs aus Deutschland und vergleichbarer rechtlicher Probleme in vielen anderen Ländern dürfte nun die Frage immer lauter werden, womit Uber erstens Investitionen in Milliardenhöhe verdient und zweitens wodurch die enorm hohe Bewertung des Unternehmens gerechtfertigt ist. Der Verdacht drängt sich zumindest auf, dass das Management grundlegende Hausaufgaben jedes Unternehmensgründers einfach nicht gemacht und sich nur unzureichend oder gar nicht über die jetzt für das Scheitern verantwortlich gemachten „rechtlichen Rahmenbedingungen“ informiert hat.
Pech für Uber: Im Gegensatz zu reinen Webfirmen wie Facebook, die sich ebenfalls nur mäßig für nationale Gesetze interessieren und daher Standorte wählen, die für sie vorteilhaft sind, ist Uber auf Personen vor Ort angewiesen. Die Versuche, weitere Dienste anzubieten – etwa Lieferdienste – dürfen daher nicht als unbändiger Innovationsdrang eines Start-ups missverstanden werden, sondern müssen als das eingestuft werden, was sie tatsächlich sind: ein verzweifelter Griff nach einem Strohhalm.
[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]
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