Zur Vorstellung des iPad Pro teilte Apple mit, dass gut 80 Prozent aller in diesem Jahr ausgelieferten mobilen PCs langsamer sind als ihr neues 12,9-Zoll-Tablet. Das sollte auch so sein, denn schließlich will Apple vor allem Unternehmensanwender mit dem iPad Pro gewinnen, die die Mobilität eines Tablets schätzen, aber nicht auf die Leistung eines herkömmlichen Notebooks verzichten möchten. Mit dem iPad Pro soll dieser Spagat gelingen.
Ganz neu ist das Konzept für die Nutzung eines Tablets in Unternehmen allerdings nicht. Microsoft zielt mit dem Surface Pro ebenfalls in diese Richtung. Beide Modelle sind miteinander vergleichbar, unterscheiden sich aber auch. In mehreren Artikeln wird ZDNet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beleuchten.
Der erste Beitrag dreht sich um die Leistungsfähigkeit der beiden Geräte. Hierfür hat ZDNet zahlreiche Benchmarktests durchgeführt. Für den Test steht ein iPad Pro mit 128 GByte Speicherplatz und LTE zur Verfügung. In dieser Konfiguration kostet das Apple-Tablet 1229 Euro. Ohne LTE ist die 128-GByte-Version für 1079 erhältlich. Die 32-GByte-Variante für 899 Euro dürfte aufgrund der geringen Speicherkapazität in Unternehmen weniger nachgefragt werden. Als Duellanten fungieren das Surface Pro 4 mit Core i5-Prozessor 6300U und das Surface Pro 3 mit Core i5-4300u. Das Surface Pro 4 mit Core i5, 128 GByte SSD und 4 GByte RAM gibt es für 1099 Euro. Mit 8 GByte RAM und einer 256 GByte großen SSD kostet es 1449 Euro. Für den Vorgänger Surface Pro 3 mit Core i5, 4 GByte RAM und 128 GByte SSD verlangt Microsoft 989 Euro und mit 8 GByte RAM und einer 256 GByte großen SSD 1159 Euro. Als Prozessor kommt im iPad Pro der A9X zum Einsatz, der über zwei Rechenkerne verfügt und mit 2,26 GHz getaktet ist. Der Core i5 im Surface Pro ist ebenfalls ein Dual-Core-Prozessor, der aber dank Hyper-Threading dem Betriebssystem vier Kerne signalisiert.
Mit dem Geekbench-Test ermittelt ZDNet die Rechengeschwindigkeit der Tablets. Das Tool unterscheidet dabei zwischen Single- und Multi-Core-Leistung. Single-Treaded-Anwendungen profitieren von einer hohen Single-Core-Leistung des Prozessorkerns, während Multi-Threaded-Programme in der Regel schneller ablaufen, je mehr Kerne zur Verfügung stehen. Neben dem Gesamtergebnis liefert Geekbench auch Auskunft über die Leistungsfähigkeit bei Ganzzahlen- (Integer) und Fließkommazahlen-Berechnungen. Zudem misst der Benchmark die Speicherperformance.
Die Browsertests Octane und JetStream geben Auskunft über die JavaScript-Performance. Speedometer untersucht anhand von DOM-, JavaScript- und CSS-Operationen und anderer Technologien die Reaktionsschnelligkeit der Browser bei der Darstellung von Web-Apps.
Für den Standardeinsatz der Mobilgeräte in Unternehmen spielt die 3D-Leistung in der Regel eine untergeordnete Rolle. Soll das Tablet jedoch auch für einen CAD-Spezialisten geeignet sein, muss es auch über eine angemessene 3D-Performance verfügen. Dieser Aspekt wird mit Benchmarks GFXBench und 3DMark untersucht, die zudem interessante Leistungsdaten zu den verwendeten 3D-APIs liefern.
Das Geekbench-Gesamtergebnis für die Single-Core-Leistung zeigt, dass iPad Pro und Surface Pro 4 in etwa die gleiche Leistung erzielen. Etwas geringer ist die Performance des Surface Pro 3. Zu den Spitzenreitern fehlen circa 15 Prozent.
Im Multi-Core-Test kann das Surface Pro 3 allerdings aufholen und erreicht mit 5543 Punkten ungefähr die Leistung des iPad Pro. Das Surface Pro 4 geht mit einem Leistungsplus von 22 Prozent zu seinen Verfolgern in diesem Test als klarer Sieger vom Platz.
Ein ähnliches Ergebnis liefern auch die beiden Integer-Tests. Wiederum kann sich im Single-Core-Test das Surface Pro 4 knapp vor das iPad Pro platzieren. Nur unwesentlich langsamer landet das Surface Pro 3 auf Rang 3 bei diesem Test.
Werden mehrere Kerne bei der Kalkulation von Ganzzahlenberechnungen genutzt, wächst der Vorsprung des Surface Pro 4 auf das iPad Pro von 4 Prozent (Single-Core) auf 28 Prozent (Multi-Core). In dieser Betriebsart wird das iPad Pro auch vom Surface Pro 3 knapp überholt.
Das gleiche Kräfteverhältnis zeigt sich auch bei der Kalkulation von Fließkommaberechnungen. Während bei Single-Threaded-Anwendungen zwischen Surface Pro 4 und iPad Pro nahezu Gleichstand herrscht, baut das neue Microsoft-Tablet seinem Vorsprung im Multi-Core-Bereich wiederum auf 28 Prozent aus. Auch das Surface Pro 3 arbeitet in dieser Betriebsart etwas schneller als das Apple-Tablet.
Der A9X verfügt über ein Speicher-Interface, das eine Bandbreite von bis zu 51,2 GByte/s bietet. Der Core i5-6300U im Surface Pro 4 kommt hingegen nur auf maximal 34,1 GByte/s und der ältere Core i5 4300U im Surface Pro 3 schafft gerade einmal 25,6 GByte/s. In der Praxis erreicht das Surface Pro 4 sogar nur knapp 30 GByte/s, da Microsoft in dem Gerät Speicher vom Typ DDR3/1866 verwendet und somit auf die schnellste Variante DDR4/2166, die der Core i5-6300U unterstützt, verzichtet.
Die erheblich besseren Leistungsdaten des iPad Pro reichen im Geekbench-Test nur zu einem knappen Vorsprung von 8 bis 9 Prozent gegenüber dem Surface Pro 4. Das Surface Pro 3 fällt in diesem Test relativ weit zurück.
In Sachen JavaScript-Performance reiht sich das iPad Pro hinter die beiden Surface-Tablets ein. Das Surface Pro 4 bietet im Octane-Benchmark fast 50 Prozent mehr Leistung als das Apple-Tablet. Selbst das Surface Pro 3 ist bei diesem Test um gut 20 Prozent schneller. Ein ähnliches Leistungsbild zeigt sich beim zweiten JavaScript-Test JetStream.
Der Speedometer-Benchmark ermittelt anhand von DOM-, JavaScript- und CSS-Operationen und anderer Technologien die Reaktionsschnelligkeit der Browser bei der Darstellung von Web-Apps. Diesen Test kann Safari auf dem iPad Pro klar für sich entscheiden. Statt 31,2 und 27,0 fps erzielt das Apple-Tablet 78 fps. Damit ist es 2,5 mal schneller als die Surface-Tablets. Wird hingegen Chrome als Browser eingesetzt, herrscht zwischen Surface Pro 4 und iPad Pro Gleichstand. Unter iOS bringt ein Wechsel des Browsers keinerlei Geschwindigkeitsvorteile. Im Gegenteil: Generell erlaubt Apple Drittherstellern nur die in iOS integrierte JavaScript-Engine zu nutzen, sodass die alternativen Browser im günstigsten Fall genauso schnell wie Safari bei der Verarbeitung von JavaScript-Code zu Werke gehen. Bis auf Firefox macht derzeit jedoch kein anderer Browser davon Gebrauch, wodurch die meisten alternativen Browser unter iOS nur ein Bruchteil der Performance von Safari erreichen.
Wie eingangs erwähnt, richten sich sowohl Apple mit dem iPad Pro und Microsoft mit den Surface-Pro-Tablets an professionelle Anwender. Welche Lösung wie gut in Sachen 3D-Performance ist, bleibt aus diesem Grund für die meisten Nutzer der anvisierten Zielgruppe zweitrangig. Dennoch kann es Einsatzszenarien geben, in denen die 3D-Leistung ausschlaggebend ist. Als Beispiel hat Apple AutoCAD 360 auf dem iPad Pro gezeigt. Die Performance kann sich damit durchaus sehen lassen. Das iPad Pro ist also auch für diesen Einsatzzeck gut gerüstet.
Bei der Betrachtung der 3D-Leistung sind natürlich auch die von den Plattformen präferierten Schnittstellen von Interesse. Während Microsoft in Windows DirectX verwendet, setzt Apple unter iOS auf Metal. Die zur Verfügung stehenden Benchmarks erlauben derzeit keinen direkten Vergleich der beiden Plattformen. Immerhin zeigen sie aber andere interessante Details. Während im GFX Bench der Manhattan-Onscreen-Test auf dem iPad Pro unter Nutzung der OpenGL-Schnittstelle mit einer Geschwindigkeit von 33,8 fps abläuft, steigt die Performance in Verbindung mit Metal auf 54,3 fps. Die Surface-Pro-Tablets können unter Nutzung von OpenGL nicht mit dem iPad Pro mithalten. Sie erreichen nur Werte um 22 fps. Auch beim Offscreen-Test der auflösungsunabhängige Leistungsdaten liefert, zeigt sich ein ähnliches Leistungsbild.
Anders sieht es aus, wenn ein Benchmark unter Windows DirectX nutzt und unter iOS OpenGL. In diesem Fall sind beide Surface-Pro-Tablets schneller als das iPad Pro. Betrachtet man nur die Grafikleistung (GPU) erreicht das Apple-Tablet das Leistungsniveau des Surface Pro 3. Um die tatsächliche Leistungsfähigkeit der 3D-Implementierungen zu ermitteln, müssten die Benchmarkprogramme unter iOS Metal nutzen und unter Windows Direct X.
Der GFX Bench hat bereits gezeigt, wie stark der Performancezuwachs unter iOS sein kann, wenn statt OpenGL für Grafikoperationen Metal genutzt wird. Auch der 3DMark enthält ein Testprogramm, das diese Unterschiede zum Vorschein bringt. Der API Overhead Feature Test zeigt die Anzahl der Render-Aufrufe (draw calls), die die Kombination aus Prozessor, GPU und 3D-Schnittstelle zu leisten im Stande ist. Hierbei zeigt sich, dass unter iOS Metal um ein Vielfaches schneller arbeitet als die OpenGL-Schnittstelle.
80 Prozent aller in diesem Jahr ausgelieferten mobilen PCs sind nach Angaben von Apple langsamer als das iPad Pro. Das mag stimmen. Doch noch mehr mobile Rechner landen in Sachen Rechenleistung hinter den Surface-Pro-Tablets von Microsoft. Sowohl das Surface Pro 3 als auch der Nachfolger Surface Pro 4 sind in Sachen Rechengeschwindigkeit insgesamt leistungsfähiger als das Apple-Tablet. Allerdings sind die Unterschiede nicht so gravierend und daher werden die meisten Nutzer sie in der Praxis kaum wahrnehmen. Mit dem iPad Pro zeigt Apple somit, dass es mit dem auf der ARM-Architektur basierenden A9X-Prozessor eine CPU liefert, die es durchaus mit modernen Intel-Mobilprozessoren aus der Core-i5-Reihe aufnehmen kann. Respekt, kann man da nur sagen.
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