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BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition im Test

Der spanische Hersteller BQ verwendet für sein 5-Zoll-Smartphone Aquaris X5 Cyanogen Edition statt einer Standard-Android-Variante das auf der Custom Rom CyangoenMod basierende Cyanogen OS 12.1. Dabei handelt es sich um eine angepasste Version von Android 5.1 Lollipop. Das LTE-Gerät ist im Online-Store des Herstellers für knapp 240 Euro erhältlich. Außerdem soll es auch bald von O2 vertrieben werden.

Design und Verarbeitung

Trotz des relativ niedrigen Preises und einer Plastikabdeckung auf der Rückseite hinterlässt das BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition einen wertigen Eindruck. Der anthrazitfarbene Alu-Rahmen ist leicht abgerundet, sodass sich das Gerät angenehm in der Hand halten lässt. Rahmen und Rückseite sind unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken. Die an der rechten Seite angebrachte Lautstärkewippe und der Einschaltknopf lassen sich gut ertasten. Darüber befindet sich der MicroSD-Card-Slot, womit sich der 16 GByte große interne Speicher (11,8 GByte frei nutzbar) um bis zu 200 GByte erweitern lässt, obwohl der Hersteller nur eine Erweiterungsmöglichkeit von bis zu 32 GByte angibt.

Gegenüber befindet sich in gleicher Höhe der SIM-Karteneinschub, der Platz für zwei Nano-SIMs bietet. Diese lassen sich unter Einstellungen – SIM-Karten konfigurieren. Beide Karten können unabhängig voneinander ein- und ausgeschaltet und jeweils für Daten, Telefonate und den SMS-Versand zugeordnet werden.

Unterhalb des Displays befinden sich Softtouch-Bedienelemente für Home, Zurück und zuletzt genutzte Anwendungen. Dadurch steht die komplette Bildschirmfläche für Android und Anwendungen zur Verfügung. Mit einem Gewicht von circa 148 Gramm und äußeren Abmessungen von circa 70,5 mal 144,4 mal 7,5 Millimeter bleibt das 5-Zoll-Gerät im erwarteten Rahmen.

Display und Leistung

Das BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition wird von Qualcomms Snapdragon 412 angetrieben, dessen vier Cortex-A53-Kerne mit bis zu 1,4 GHz takten. Die Grafikberechnung übernimmt die integrierte Adreno-306-GPU. An Arbeitsspeicher stehen 2 GByte RAM zur Verfügung. Damit erreicht das Gerät ein flüssiges Arbeitstempo. Selbst für einfache 3D-Spiele reicht die Performance aus, was auch daran liegt, dass die Anzeige des neuen BQ-Smartphones nur mit 1280 mal 720 Bildpunkte auflöst. Dadurch müssen weniger Pixel hin- und hergeschoben werden als bei High-End-Smartphones mit Full-HD oder QHD-Auflösung. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch im Test mit dem PCMark. Das BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition erreicht bei diesem Test in etwa die Leistung eines deutlich besser ausgestatteten LG G3. Das Sony Z2, das wie das G3 mit einem Snapdragon 801 ausgestattet ist, bietet aufgrund der niedrigeren Auflösung eine bessere Performance als das G3 und kann dadurch auch das BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition überflügeln.

Bei einer Diagonalen von 5 Zoll erreicht das Display 294 ppi. Das ist deutlich niedriger als bei den meisten anderen Smartphones, die 1920 x 1080 oder sogar 2560 x 1440 Pixel bieten. Dennoch lässt sich Text noch gut ablesen. Die Farben wirken frisch, aber nicht knallig wie bei einigen Geräten mit OLED-Display. Auch an der Blickwinkelstabilität gibt es nichts auszusetzen: weder zeigen sich Verfärbungen noch wird die Darstellung unscharf.

Kamera

Im BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition sind zwei Kameras mit Blitz und f/2.0-Blende verbaut: Die in der Rückseite löst mit 13 Megapixeln auf, die in der Front mit 5 Megapixeln. Die Qualität der Aufnahmen kann lediglich mit durchschnittlich bezeichnet werden. In schwierigen Verhältnissen, etwa bei Gegenlicht und dunklen Verhältnissen offenbaren sich Schwächen in Form von Falschfarbdarstellungen und Bildrauschen. Ansehnliche Bilder gelingen bei optimalen Bedingungen. Insgesamt wirken die Farben aber zu grell.

Fotos lassen sich mit der vorinstallierten Kamera mit einer Auflösung von bis zu 13 Megapixel aufnehmen. Diese liegen standardmäßig im 4:3-Format vor. Wer lieber im 16:9-Format fotografiert, muss sich mit einer Auflösung von 9,4 Megapixel begnügen. Videos nimmt das Gerät mit bis zu 1080p und 30 fps auf. Zusätzlich stehen noch die Optionen Zeitlupe und Highspeed mit jeweils 60 fps parat, die aber nur mit 720p möglich sind. Für 120 fps muss die Auflösung auf 480p reduziert werden. BQ hat noch eine zweite Kamera-App vorinstalliert. Sie erlaubt HDR-Fotos und unterstützt einen manuellen Weißabgleich.

Akkulaufzeit

Der Akku hat eine Kapazität von 2900 mAh. Zur Laufzeit macht BQ keine konkreten Angaben, verspricht aber, dass sie durch Optimierungen des Betriebssystems und besonders stromsparende Komponenten länger als bei vergleichbaren Smartphones ist. In der Tat liefert das BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition eine sehr gute Akkulaufzeit. Im Test mit dem PCMark erreicht es einen Wert von 10 Stunden und 43 Minuten. Das Sony Xperia Z2 kommt mit einem etwas stärkeren Akku von 3000 mAh Stunden lediglich auf einen Wert von 8 Stunden und 8 Minuten. Einen Schnelllademodus bietet das Gerät nicht. Daher dauert es circa 1:30 Stunden, um es von 50 Prozent wieder voll aufzuladen. Ein Ladegerät liegt dem  BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition nicht bei, sodass Käufer hierfür zusätzliche Kosten einkalkulieren oder auf ein bereits vorhandenes Ladegerät zurückgreifen müssen.

LTE, WLAN, USB-OTG

An Kommunikationsschnittstellen bietet das BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition neben LTE auch UMTS mit HSPA+, wobei alle in Deutschland üblichen Mobilfunk-Frequenzbereiche unterstützt werden. Als WLAN-Schnittstelle kommt eine Variante nach 802.11b/g/n zum Einsatz. Auf das schnellere ac muss man also verzichten. Die Empfangsqualität des Geräts ist ausgezeichnet. Zu einem Kontakt zu einem Access Point oder Mobilfunkmasten kommt es auch bei schwierigen Verhältnissen. Die übertragene Sprache ist höhenbetont, aber gut verständlich.

An Bord befindet sich außerdem Bluetooth 4.0 sowie GPS und Glonass. Ebenfalls gehört ein USB-OTG-Anschluss sowie eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für Kopfhörer. Ein Kopfhörer liegt dem Gerät allerdings nicht bei. Auch muss man auf eine NFC-Schnittstelle verzichten.

Cyanogen OS

Das auf dem BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition verwendete Betriebssystem stammt von Cyanogen. Die Firma war im September 2013 aus dem Open-Source-Projekt CyanogenMod hervorgegangen. Ihr Cyanogen OS ist die kommerzielle Variante der Android Custom ROM. Es kam bisher beispielsweise vorinstalliert auf Smartphones wie dem OnePlus One, Wileyfox Swift und dem Zuk Z1 zum Einsatz.

Ein großer Vorteil von Cyanogen OS ist die in der Regel schnelle Verfügbarkeit von Updates und Patches für Sicherheitslücken. Allerdings gibt es für die auf dem Gerät verwendete Version auf Basis von Android 5.1.1 noch keine Aktualisierung. Wer möchte, kann allerdings mit einem Custom Recovery auf den Nightly-Channel der regulären CyanogenMod-Version wechseln. Dann erhält der Anwender täglich Updates und auch Root-Rechte, die das reguläre Image nicht vorsieht. Für die Google-Apps muss in diesem Fall außerdem noch ein aktuelles GAPPS-Package auf das Gerät geflasht werden.

Ein weiterer Vorteil von Cyanogen OS ist außerdem, dass neue Android-Versionen in der Regel schneller zur Verfügung stehen als man dies von den traditionellen Smartphoneherstellern gewohnt ist. Noch ist allerdings kein Build auf Basis von Android 6.0 Marshmallow für das BQ Aquaris X5 Cyanogen Edition verfügbar.

Darüber hinaus umfasst Cyanogen OS einige sehr hilfreiche Zusatzfunktionen, die Android nicht bietet. So ist beispielsweise in die Dialer-App das Feature TrueCaller integriert, mit der sich Anrufer identifizieren sowie Spam-Anrufe erkennen und blockieren lassen. Hierfür wird allerdings ein Cyanogen-Konto benötigt. Mit an Bord ist auch der DSP-Manager AudioFX, der für Klangverbesserungen bei der Wiedergabe von Audiodateien sorgt. Er umfasst 13 Voreinstellungen für verschiedene Musikrichtungen. Apropos Audio: Der integrierte Lautsprecher bietet einen guten Klang und ausreichend Lautstärke.

Mehr Datenschutz

Privacy Guard (Einstellungen – Datenschutz) ermöglicht die komfortable Kontrolle darüber, welche persönlichen Daten mit Drittanbietern geteilt werden. Die Schutzfunktion lässt sich standardmäßig für neu installierte Apps aktivieren. Auch vorinstallierte Anwendungen können damit konfiguriert werden, wenn die Option „Integrierte Apps anzeigen“ aktiviert ist. Unter „Erweitert“ werden die einzelnen App-Berechtigungen nach den Kategorien Standort, Persönlich, SMS/MMS, Medien, Gerät und Systemstart aufgelistet. Dort wird auch die Häufigkeit der genutzten Berechtigungen angezeigt.

Ebenfalls für mehr Privatsphäre und Sicherheit sorgen PIN Scramble für Geheimzahlen in beliebiger Ziffernfolge sowie Protected Apps, mit dem man einen mit einem Muster geschützte Ordner für besonders schützenswerte Anwendungen anlegt. Aber auch um Komfortfunktionen wie jüngst LiveDisplay, womit die Farbtemperatur des Bildschirms je nach Tageszeit automatisch an die Lichtverhältnisse und die Uhrzeit angepasst werden, kümmern sich die Entwickler regelmäßig. Integriert ist auch eine Taschenlampen-App, die über Schnelleinstellungen zur Verfügung steht. So ist man nicht mehr auf fragwürdige Angebote aus dem Play Store angewiesen.

Oberfläche und Funktionen optimal anpassen

Cyanogen lässt sich hinsichtlich Funktionalität und Oberflächengestaltung anpassen. Wer den Bildschirm durch doppeltes Tippen einschalten möchte, aktiviert unter Display und LED die entsprechende Option. Ein mit einem PIN geschützter Bildschirm lässt sich schneller entsperren, wenn unter Bildschirmsperre die Option „Schnelles Entsperren“ aktiviert ist. Dann entfällt nach der Eingabe der PIN der Klick auf „O.K“.

Zusätzliche Einstellungen stehen zur Verfügung, wenn unter Einstellungen – Über das Telefon  die Option „Erweiterter Modus“ eingeschaltet wird. Dann kann beispielsweise auch die Pixeldichte verändert werden. Programm-Icons und Text lassen sich damit vergrößern oder verkleinern. Wer nur die Schriftgröße von Menüs anpassen möchte, findet unter Einstellungen – Display und LED  die entsprechende Option. Unter Einstellungen – Statusleiste kann man die Position der Uhr (Rechts, Zentriert, Links) festlegen oder sie ausblenden. Die Statusleiste lässt sich außerdem so einstellen, dass man durch Wischen die Helligkeit des Displays einstellen kann. Die Option erlaubt außerdem die Aktivierung der Prozentanzeige für den Akkustand.

Über Einstellungen – Design können Anwender die komplette Oberfläche von Android modifizieren. Zu den anpassbaren Elementen zählen Symbole, Statusleiste, Steuerelemente, Navigationsleiste, Hintergründe, Schriftarten, Bootanimationen und Tonpakete. Weitere Informationen zum verwendeten Betriebssystem enthält das deutschsprachige Benutzerhandbuch (PDF).

Vorinstallierte Apps

Werbe-Apps befinden sich keine im Lieferumfang. Der vorinstallierte Browser und das E-Mail-Programm Boxer lassen sich löschen. Die Google-Apps sowie die Kamera können ohne Root-Rechte nur deaktiviert werden. Für den Empfang von UKW-Radio ist die App FM-Radio vorinstalliert.

Fazit

BQ liefert mit dem Aquaris X5 Cyanogen Edition ein preiswertes Android-Smartphone, das durch die Verwendung von Cyanogen OS das Potential besitzt, einen der Hauptnachteile von Android-Geräten auszumerzen: die zeitnahe Versorgung mit Sicherheitsupdates. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob der Hersteller die Erwartungen diesbezüglich erfüllen kann. Allerdings lässt sich das Gerät auch mit den aus dem Nightly-Channel verfügbaren CyanogenMod-Builds betreiben, sodass zeitnahe Aktualisierungen auf jeden Fall gegeben sind.

Darüber hinaus bietet das Aquaris X5 Cyanogen Edition eine sehr gute Akkulaufzeit, die einerseits dem 2900 mAh starken Energieriegel geschuldet ist, aber auch auf die relativ niedrige Auflösung von 1280 x 720 Bildpunkten des Displays zurückzuführen ist, an dessen Darstellungsqualität es allerdings nichts auszusetzen gibt. Auch die Performance ist für die meisten Anwendungen völlig ausreichend. Das zeigen einerseits die Benchmarkergebnisse mit PCMark und andererseits die völlig ruckelfreie Bedienung des Geräts während des mehrwöchigen Tests. Klar ist aber auch, dass die verwendete CPU/GPU-Kombination nicht optimal für anspruchsvolle 3D-Spiele geeignet ist.

Schwächen offenbart das Gerät bei der Aufnahme von Fotos. Diese sind vor allem bei schwierigen Lichtverhältnissen nur durchschnittlich. Diesbezüglich müssen Anwender also Tribut an den niedrigen Preis zollen. Das gleiche gilt für Ladegeräte und Kopfhörer – beides ist im Lieferumfang nicht enthalten.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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