Neue Applikationen können somit nicht schnell genug umgesetzt werden. So zitiert Hewlett Packard Enterprise (HPE) in einer Pressemeldung zum Beispiel das Marktforschungshaus Clutch mit der Aussage, dass es in traditionellen Infrastrukturen durchschnittlich sechs Wochen dauere, um eine neue mobile Anwendung oder Dienstleistung zum Laufen zu bringen. Denn dies sei ein komplizierter Prozess, für den viele verschiedene Werkzeuge und die Zusammenarbeit mehrerer Teams erforderlich sind.
Um auf IT-Seite schneller handeln zu können, greifen Unternehmen zunehmend auf Cloud-Services zurück. Rund sechs von zehn Firmen nutzen laut IDC-Studie mittlerweile Dienste aus der Wolke. Weitere 26 Prozent beschäftigen sich mit dem Thema. Cloud-Services seien in den IT-Sourcing-Strategien der meisten Unternehmen fest verankert, heißt es bei IDC.
Dennoch werden nicht alle Workloads in die Cloud – sei es Private oder Public – verlagert. Vor allem Personal-, Kunden-, Finanz- und Buchhaltungsdaten sowie Forschungs- und Entwicklungsdaten bleiben laut IDC-Umfrage im Unternehmen.
Die Firmen beziehen ihre IT-Leistung also verstärkt aus unterschiedlichen Quellen – aus den verschiedenen Cloud-Konzepten und onpremise. „Die Unternehmen stehen jetzt vor der Aufgabe, diesen Sourcing-Mix zu einer hybriden Cloud-Umgebung zu verbinden“, meint IDC-Analyst Matthias Kraus. „Eine hybride Infrastruktur ist die neue Realität“, sagt auch Antonio Neri, Executive Vice President und General Manager der Enterprise Group bei HPE. Marktanalysen zeigten, so Neri, dass eine hybride Kombination von traditioneller IT und Private Clouds den Markt in den kommenden fünf Jahren dominieren wird.
Mit dem Aufbau einer solchen hybriden IT-Landschaft sind klare Ziele verbunden. Laut Studie wollen 60 Prozent der befragten Unternehmen damit vor allem die Business-Erwartungen an eine agile Geschäftsprozessunterstützung umsetzen. Jedes fünfte Unternehmen will mithilfe von hybrider IT mittelfristig vor allem neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle verwirklichen. „Die Integration und die automatische Workload-Portabilität ermöglichen es der IT, betriebliche Prozesse zu automatisieren oder Analytics-Szenarien unabhängig von der Sourcing-Variante durchzuführen und damit die Digitale Transformation voranzutreiben“, erklärt Kraus.
Aufbau und Management einer hybriden Umgebung stellen jedoch eine Herausforderung dar. Die Komplexität der IT-Landschaft und das Thema Integration zählen laut IDC zu den größten Hürden. IT-Anbieter arbeiten daher an Lösungen für eine so genannte Composable Infrastructure, mit denen sich das Management der hybriden Architektur vereinfachen lässt.
Auf seiner Anwenderkonferenz Discover hat HPE etwa die Plattform Synergy vorgestellt, die dafür entwickelt wurde, sowohl traditionelle Applikationen als auch native Cloud-Anwendungen zu betreiben. Mit ihr sollen die IT-Ressourcen flexibel auf die unterschiedlichen Anwendungen im Unternehmen verteilt werden können – unabhängig davon, ob sie aus der Cloud kommen oder im eigenen Rechenzentrum installiert sind.
Synergy umfasst Server, Speicher und Netzwerk. Die Lösung nutzt flexible Ressourcen-Pools und analysiert selbstständig den aktuellen Infrastruktur-Bedarf. Nur mithilfe einer einzigen Code-Zeile können Administratoren laut HPE jeder Anwendung die benötigte Infrastruktur zuweisen. Dabei unterstützt Synergy physische, virtualisierte und Container-Ressourcen. Gesteuert wird das System mit der Benutzerschnittstelle HPE OneView. HPE wirbt zudem damit, dass Synergy nicht konfiguriert werden muss, sondern sofort nach dem Booten arbeitsfähig ist.
Den Hauptvorteil des Systems sieht Analyst Fichera darin, dass Synergy „eine cloud-ähnliche Semantik für eine physikalische Infrastruktur“ bereitstelle. Somit dehne HPE eine software-definierte Umgebung auch auf physikalische Schichten aus. Will heißen: Unternehmen können damit ihr eigenes Rechenzentrum wie eine Cloud betreiben. Die IT-Abteilung wird quasi zum Cloud-Dienstleister.
Damit lassen sich nicht nur Geschäftsanwendungen schneller umsetzen. Laut HPE könne auch Geld gespart werden. Denn in den heutigen IT-Umgebungen seien Überprovisionierung und ungenutzte Ressourcen an der Tagesordnung. Nach HPE-Rechnung können Unternehmen dank einer einheitlichen Schnittstelle, wie sie Synergy bietet, ihre Überprovisionierung um bis zu 60 Prozent reduzieren. Dadurch würden sich vorausgehende Investitionskosten um bis 17 Prozent und laufende Investitionskosten um bis zu 30 Prozent senken lassen.
Nach Meinung von Fichera wird sich HPEs Synergy in den kommenden Monaten gegen einige Konkurrenzprodukte behaupten müssen. „Composable Infrastructure wird 2016 ein heißes Marketing-Thema sein und im Zentrum großer technologischer Investitionen stehen“, so Fichera. Er erwartet daher eine ganze Reihe neuer Ankündigungen zum Thema Composable Infrastructure von verschiedenen Anbietern.
Die Nutzer können sich freuen: Fichera glaubt, dass die größere Auswahl an Technologien Flexibilität und Effizienz in die IT-Infrastrukturen bringen wird, wie man sie sich vor ein paar Jahren noch nicht vorstellen konnte.
Unter den Cloud-Nutzern und Planern bleiben Private Cloud-Umgebungen (57 Prozent) aktuell die bevorzugte Variante in Deutschland. Dies ist ein Ergebnis der IDC-Umfrage unter 274 Organisationen. Rund ein Drittel der Befragten setzt inzwischen auf Hosted Private Clouds, die Verbreitung von Public Clouds steigt auf 27 Prozent. Werden die Planungen in die Tat umgesetzt, werden im Jahr 2017 nahezu drei von vier Unternehmen Hosted Private Clouds und mehr als 60 Prozent Public Clouds nutzen.
Weiteres Ergebnis der Untersuchung von IDC: Der Bedarf an hybriden Umgebungen wächst. Die Verbreitung von Hybrid Clouds – so der IDC-Terminus für diese Art von IT-Landschaft – ist im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel gestiegen (von 15 auf jetzt 20 Prozent). Zusätzlich planen 57 Prozent der befragten Unternehmen den Aufbau hybrider Cloud-Umgebungen innerhalb der kommenden 24 Monate.
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