Netflix blockiert in Kürze Proxys und VPNs

Netflix plant, in den nächsten Wochen den Einsatz von Proxys und VPNs zu unterbinden, um Anwendern das Umgehen von Geoblockaden zu erschweren. Das Angebot ist neuerdings in 190 Ländern verfügbar – aber nicht in jedem mit dem gleichen Streaming-Katalog, wie der für seine Streaming-Architektur zuständige Vizepräsident David Fullagar in einem Blogbeitrag schreibt.

„Wir streben an, eines Tages in allen Regionen eine identische Auswahl an Serien und Filmen anbieten zu können. Derzeit sorgt die seit Langem übliche Praxis der nach Regionen unterteilten Content-Lizenzierung jedoch dafür, dass wir in verschiedenen Regionen zu einem gewissen Grad unterschiedliche Inhalte anbieten müssen“, schreibt er. „In der Zwischenzeit werden wir unsere Inhalte weiterhin in Einklang mit regionalen Lizenzierungsbeschränkungen bereitstellen und diese auch durchsetzen.“

Zu den genauen technischen Maßnahmen machte das Unternehmen keine Angaben, vermutlich, um ein neuerliches Umgehen nicht noch zu erleichtern. Netflix sei zuversichtlich, dass Mitglieder, die direkt – ohne Proxy – auf den Dienst zugreifen, keine Auswirkungen bemerken werden, heißt es.

Bisher war die Nutzung von Proxys für den Zugriff auf Netflix schon durch dessen Nutzungsbedingungen untersagt, und es gab bisweilen auch Gerüchte, es habe mit einer Durchsetzung dieses Verbots begonnen. Laut GlobalWebIndex hielten sich zumindest jene mehr als 30 Millionen nicht daran, die einer Studie vom Januar 2015 zufolge von Ländern auf Netflix zugriffen, in denen das Angebot noch gar nicht gestartet ist. Mehr als zwei Drittel kamen aus China, wo Netflix auch nach der jüngsten internationalen Ausbreitung nicht angeboten wird. CEO Reed Hastings erklärte auf der CES, die große Zahl der Länder (die genannten 190) sei irreführend, was das Ziel einer weltweiten Expansion bis Jahresende betreffe. „Wir haben noch China vor uns – und damit ein Viertel der Welt.“

Die Entscheidung, das Umgehen von Geoblockaden zu erschweren, dürfte nicht in Netflix‘ eigenem Interesse sein – aber in dem seiner Lizenzgeber. Die Maßnahmen deuten darauf hin, dass Studios und Sender Sorge haben, ihre nationalen Verträge könnten unter der internationalen Verbreitung von Netflix leiden.

Der Umgehung von Netflix‘ Geoblockaden widmet sich eine Vielzahl von Anbietern, wie etwa eine Suche nach „Netflix USA in Deutschland“ zeigt. Auf diese Weise lassen sich auch Vergleiche zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Angebot ermitteln, die für Letzteres negativ ausfallen.

Netflix‘ Standardabonnement kostet nach dem Probemonat 9,99 Euro. Es schließt das gleichzeitige Abspielen auf zwei Geräten und HD-Qualität ein. Für 7,99 Euro wird ein Basisdienst angeboten, ohne HD und nur auf einem Endgerät. Für 11,99 Euro ist ein Premiumservice einschließlich Ultra-HD-Inhalten (soweit verfügbar) und vier Endgeräten buchbar. Die letzte Preiserhöhung gab es im April 2015.

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Damit ist Netflix teurer als viele Wettbewerber: Amazon Prime lockt Neukunden derzeit mit 49 Euro Abogebühr pro Jahr. Für Watchever zahlt man rund 9 Euro monatlich, für Maxdome rund 8 Euro. Die Testphase ist jeweils noch deutlich günstiger oder kostenlos.

Im Dezember hatte Netflix seine Liste unterstützter Plattformen um Windows 10 erweitert. Die neue App fürs Microsoft-Betriebssystem ermöglicht einen direkten Sprung an die zuletzt gesehene Stelle über eine Live-Kachel. Im englischen Sprachraum lässt sich Netflix auch durch Sprachbefehle an den Assistenten Cortana bedienen. Support für Windows 10 Mobile soll demnächst folgen.

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit der europäischen Technologie-Geschichte aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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