Chrome für Android macht ab Version 49 auf Bluetooth-Beacons in der Nähe aufmerksam und erlaubt Interaktionen mit ihnen. Die Beacons können standortbasierte Informationen und URLs an das Smartphone liefern, also beispielsweise in einer U-Bahn-Station über den nächsten einfahrenden Zug informieren.
Der Internetkonzern will damit Inhalte aus dem „Physical Web“ auch für Android-Nutzer zugänglich machen, heißt es in einem Blogeintrag. Schon im letzten Jahr begann Chrome für iOS damit, solche Verbindungen zu unterstützen. Mit Chrome für Android 49, derzeit noch in der Betaversion, sollen diese Erfahrungen einem noch breiteren Publikum zugänglich werden.
„Da für das Physical Web aktivierte Beacons mehr Verbreitung finden, experimentieren Entwickler in unterschiedlicher Weise mit dieser Plattform“, führt Google-Mitarbeiter Ani Mohan aus, der sich als Physical Web Voyager bezeichnet. In einer Demonstration bietet ein Verkaufsautomat Passanten an, Süßigkeiten zu gewinnen. In einem anderen Beispiel können Anwender eine Drohne entdecken und mit ihr interagieren. Eine Schule nutzt Beacons, um unterrichtsbezogene Informationen zu verbreiten. Beacon-Hersteller Radius Networks setzte während der CES 1500 Beacons ein, um Besuchern der Elektronikmesse bei der Suche nach ausgestellten Neuheiten zu helfen.
Die beschriebene Physical-Web-Erfahrung basiert auf der von Google im letzten Jahr vorgestellten Plattform Eddystone, die mit Apples iBeacon konkurriert. Es handelt sich dabei um ein Open-Source-Format für Bluetooth Low Energy Beacons (BLE Beacons). Beacons sind kleine Bluetooth-Transmitter, die hauptsächlich für mobile Marketingzwecke genutzt werden. Sie erlauben den Datenaustausch mit auf einem Smartphone installierten Apps, um den Standort des Nutzers zu ermitteln und ihm anschließend dazu passende Informationen zu liefern.
Ein wesentlicher Vorteil von Eddystone gegenüber iBeacon ist, dass es geräteübergreifend funktioniert. Es unterstützt sowohl Android als auch iOS sowie jede andere Plattform, die Support für BLE Beacons bietet. Apples proprietäre Lösung iBeacon setzt hingegen ein iDevice voraus, was die Zahl der damit zu erreichenden Geräte und Nutzer deutlich einschränkt. Unter Android ist Eddystone Teil der neu in die Google Play Services eingeführten Nearby-API.
Beacons sollten auch beim angeblich kurz vor dem Launch eingestellten Geheimprojekt Google Here zum Einsatz kommen. Dabei handelte es sich nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Fortune um eine Art ortsbezogenen Shopping-Dienst. Anwender sollten per Benachrichtigung in der zugehörigen Android-App ihre Kundenkarte, Sonderangebote oder Gutscheine angezeigt bekommen, sobald sie einen Partnershop beträten. Am Bahnhof würden automatisch Zugtickets und Fahrpläne angezeigt, auf einem Parkplatz an eine Parkuhren-Bezahlmöglichkeit verwiesen. CEO Larry Page soll jedoch die Einstellung des Projekts verfügt haben. Google befürchtete demnach, vom Nutzer als zu aufdringlich gesehen zu werden, und war sich zudem nicht sicher, ob der Handel es positiv genug aufnehmen würde.
Der Internetkonzern will jetzt offenbar weniger unbedacht vorangehen. Im Rahmen des Wettbewerbs Internet of Things (IoT) Technology Research Award Pilot bittet er akademische Forscher um Experimente, die Google-Technologien wie die Beacon-Plattform Eddystone, das Physical Web und die Nearby-Messaging-API einbeziehen. Die Wissenschaftler sollen herausfinden, was sie „mit unserer Software und unseren Geräten machen können“. Dabei soll es um innovative Einsatzzwecke, technische Herausforderungen und Interoperabilität gehen – aber auch um neue Herangehensweisen hinsichtlich Privatsphäre und Sicherheit.
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