Mehrere Kliniken in Nordrhein-Westfalen sind in jüngerer Vergangenheit Computerviren zum Opfer gefallen. Neuester Fall ist der des Lukaskrankenhauses in Neuss, dessen Systeme durch einen vorschnell geöffneten E-Mail-Anhang infiziert wurden. Nach Informationen von RP Online waren zuvor auch Kliniken in Essen, Köln und Mönchengladbach von ähnlichen Vorfällen betroffen.
„Durch das Virus sind wir auf den Stand von 2006 zurückgeworfen worden und können nicht auf gewohntem Niveau arbeiten. Hunderte Rechner sind vom Virus befallen“, sagte Tobias Heintges, ärztlicher Geschäftsführer des Lukaskrankenhauses in Neuss, gegenüber RP Online. Experten arbeiteten aber bereits an einer Lösung der Probleme.
Besonders in Bereichen, die stark auf digitale Technik angewiesen sind, kommt es zu Beeinträchtigungen. Das gilt etwa für die Kardiologie, weshalb Herzinfarkt-Patienten aktuell an andere Kliniken verwiesen werden.
Wie Der Westen berichtet, hatte das Lukaskrankenhaus erst vor zwei Wochen die Initiative „Visite 2.0“ vorgestellt. In deren Rahmen können Ärzte direkt am Krankenbett eine digitale Krankenakte des Patienten mit Laborwerten und Behandlungsverlauf auf einem iPad Mini abrufen. Jetzt müssen sie vorübergehend wieder auf Papier umsteigen.
Täglich unterschreiben wir Empfangsbestätigungen von Paketen, Mietwagenverträge oder Kreditkartenzahlungen mit elektronischen Unterschriften. Im Geschäftsalltag fühlen sich jedoch insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen häufig noch abgeschreckt, elektronische Signaturen einzusetzen. Sofern sie richtig in die passenden Geschäftsprozesse integriert werden, bieten sie aber einen großen Mehrwert und sind verbindlicher als eine Bestätigung per E-Mail.
Bei der in das Kliniksystem eingeschleusten Schadsoftware handelt es sich um eine Ransomware. Sie verschlüsselt die auf Rechnern und im Netzwerk gespeicherten Daten und fordert ein Lösegeld, um sie wieder freizugeben. „Die Patientendaten sind nicht weg“, versicherte Kliniksprecher Andreas Kremer im Gespräch mit Der Westen. „Wir machen natürlich regelmäßig Sicherungen.“ Und die neuesten Daten würden derzeit von Experten des Sicherheitsanbieters Sophos entschlüsselt.
Laut RP Online wurde ein anderes Krankenhaus in NRW im Sommer ebenfalls von einer Ransomware befallen, nämlich einer Variante von Cryptowall. Sie gelangte offenbar durch den Aufruf eines Videoplayers auf einer Streaming-Website ins System. Anschließend verschlüsselte die Malware mehrere Terabyte Daten. Bei einem zweiten Angriff konnte sie dank einer „Opferdatei“, die vor unautorisiert veränderten Inhalten warnt, frühzeitig aufgehalten werden.
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