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Tim Cook: Niemand sollte einen Schlüssel für eine Milliarde Schlösser haben

Apple-CEO Tim Cook hat sich in der Debatte um eine Hintertür zu Apple-Smartphones für gerichtlich ermächtigte US-Ermittler erneut zu Wort gemeldet. In einem ausführlichen Interview mit Time schildert er die Entwicklung des Falls. Er sagte auch erneut, es gehe nicht um einen Einzelfall: „Niemand sollte einen Schlüssel für eine Milliarde Schlösser haben. So etwas sollte nicht existieren. Niemand sollte die Inhalte all dieser Nachrichten kennen. Sie sollten nicht alle an einer Stelle sein.“

Apple-CEO Tim Cook (Bild: Joan E. Solsman/CNET)Eine konkrete Zahl Fälle, die ein einmaliges Entsperren nach sich ziehen könnte, nannte Cook in einem Beispiel: „Es geht um die Zukunft. Da gibt es einen Typ in Manhattan, der sagt, ich habe hier 175 Smartphones, die Sie bitte diesem Prozess unterziehen. Überall tauchen neue Fälle auf, wo sie ein Smartphone auf diese Weise entsperrt haben wollen.“ „Prozess“ meint in diesem Fall das Entsperren durch Aufspielen einer von Apple „Government OS“ genannten alternativen Betriebssystem-Version.

Cook bestätigte, Apple werde sich einer Entscheidung des Kongresses fügen, auch wenn es sie für schlecht halte. Er glaube aber, der Kongress werde vielmehr „etwas tun, um den diversen Armen der Geheimdienste mehr Möglichkeiten zu verschaffen […] in einer modernen Welt, in der Verschlüsselung existiert.“

Cook warf dem FBI auch vor, nicht alle verfügbaren Informationsquellen zu nutzen und sich stattdessen auf Apple zu stürzen. „Die Wahrheit ist, wir leben im goldenen Zeitalter der Überwachung. Es gibt mehr Daten über uns alle, so viele mehr als vor zehn Jahren – oder fünf. Man hinterlässt überall digitale Spuren. Auch gibt es überall Kameras, nicht nur Überwachungskameras, sondern auch die, die wir alle in der Tasche haben. Wenn man etwas herausfinden will, was bei einer bestimmten Ereignis passiert ist, könnte man wahrscheinlich Fotos davon finden.“

In Grundzügen bekannt, aber interessant zu lesen ist Cooks Darstellung der Eskalation des Falles San Bernardino, der zu Apples Weigerung führte. Schritt für Schritt erklärt der Apple-Chef, welche Informationen und Tipps Apple dem FBI gab – und wie es sie nicht umsetzen konnte oder wollte, weil etwa das iCloud-Passwort des Terroristen Syed Farook bereits zurückgesetzt worden war.

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Dass das FBI dann per Gerichtsbeschluss gegen Apple vorging, mit dem es zuvor lange und häufig zusammenarbeitete, erfuhr das Unternehmen laut Cook aus der Presse. Persönlich sei er „zutiefst beleidigt“ über dieses Verhalten. Zudem finde er es „unprofessionell.“ Wenn man die Emotionen aber beiseite lasse, habe die demokratische Diskussion über den Fall aber doch auch gute Seiten.

Apple weigert sich, das iPhone 5C eines der Attentäter von San Bernardino zu entsperren. Die nächste Anhörung vor einem kalifornischen Gericht ist für 22. März angesetzt – den Tag nach einer großen Produktvorstellung, zu der Apple eingeladen hat.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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