Categories: ForschungInnovation

Microsofts Chat-Bot Tay versendet Spam an Twitter-Nutzer

Wenige Tage nach der Abschaltung wegen seiner unrühmlichen Hasstiraden ist Microsofts Chat-Bot erneut aktiv geworden und hat seine Follower bei Twitter mit einer Flut von Postings eingedeckt. Tays oft sinnlose Tweets bestimmten ihre Timeline und überdeckten alles andere. Die Spamwelle hielt rund 15 Minuten an, dann verstummte der Bot wieder, der laut Microsoft auf künstlicher Intelligenz basiert.

Ein verärgerter Nutzer, der dem Bot die Gefolgschaft bei Twitter aufkündigen wollte, wurde erst recht mit Tweets bombardiert und zeichnete das in einem Video auf. In seinem Tweet-Sturm wiederholte Tay häufig ausgerechnet die Aufforderung an die Follower: „Du bist zu schnell, leg bitte eine Pause ein …“ Einmal bekannte der Bot, der eine 19-Jährige personifizieren und sich mit gleichaltrigen Social-Media-Nutzern unterhalten soll, vor einem Polizeirevier Marihuana zu rauchen.

Nicht weniger als 4200 Tweets setzte Tay in diesen 15 Minuten ab, wie der Sicherheitsforscher Russell Thomas berichtet. Ihm fiel außerdem auf, dass in all diesen Tweets „@TestAccountInt1“ enthalten war, was eine Übernahme des Twitterkontos nahelegte. Zunächst war nicht klar, warum das Konto erneut aktiv wurde und dann abrupt wieder verstummte, sodass ein Hack durchaus möglich schien. Microsoft signalisierte inzwischen jedoch, es habe sich diesmal nur um einen menschlichen Fehler gehandelt.

Die Spamwelle von Tweets blieb aber weit von den rassistischen und zum Völkermord aufrufenden Äußerungen seines Chat-Bots entfernt, für die sich Microsoft zuvor entschuldigen musste. Der Teenager-Bot hatte den Holocaust geleugnet, Hitler gelobt, gegen Feminismus gehetzt und zur Vernichtung Mexikos aufgerufen. Die Nutzer erwiesen sich als fähig, Tay zu manipulieren und zu den Aussagen gehässiger Internet-Trolle zu bewegen. Dabei half ihnen die angebotene Funktion „Repeat after me“, Tay beliebige Parolen vorzugeben und diese wiederholen zu lassen.

Microsoft Research nahm den Bot daraufhin offline und bekannte, etwas Entscheidendes übersehen zu haben. Er sollte erst wieder zurückkommen, wenn Microsofts KI-Forscher „sicher sind, dass wir bösartige Absichten besser voraussehen können, die im Widerspruch zu unseren Prinzipien und Werten stehen“. Als weitere Vorsichtsmaßnahme werden jetzt die Tweets von TayandYou vor neugierigen Augen geschützt. Wer immer noch Follower werden will, muss das erst beantragen und eine Bestätigung Microsofts abwarten.

ANZEIGE

Upgrade statt Neukauf: SSD steigert die Produktivität

Im Vergleich zu Festplatten glänzen SSDs mit einer höheren Leistung, geringerem Energieverbrauch und weniger Hitzeentwicklung. Die längere Lebensdauer unterstreicht Samsung zudem mit einer 10-jährigen Garantie für seine 850PRO-Serie.

Die Pannenserie rund um das Künstliche-Intelligenz-Experiment erinnert an Clippy, einen lange zurückliegenden Versuch Microsofts, so etwas wie einen intelligenten Gesprächspartner zu schaffen. Als virtueller Assistent sprach Clippy in der Gestalt einer animierten Büroklammer Nutzer von Microsoft Office an und wollte ihnen hilfreich zur Seite stehen. Die geschwätzige Büroklammer wusste aber wenig und vor allem nicht, wann sie lieber schweigen sollte.

„Clippy ist zurück: Chat-Bots sind Microsofts Zukunft“ kommentiert Bloomberg. Im Gespräch mit CEO Satya Nadella erfuhr die Publikation, dass das Unternehmen zu seinen Bots stehen will. Es wolle insbesondere Tay nicht aufgeben, denn das sei Teil von Microsofts großer Wette auf künstliche Intelligenz. Nachdem Tay offline genommen wurde, schickte Nadella eine E-Mail an das Entwicklerteam und drängte es zum Weitermachen.

[mit Material von Liam Tung, ZDNet.com]

Tipp: Was wissen sie über Microsoft? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

2 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago