Bericht: Kanadische Polizei hat seit 2010 Blackberry-Generalschlüssel

Die kanadische Bundespolizei hat seit 2010 einen Allgemeinschlüssel für Kommunikation zwischen Blackberry-Geräten. Das berichten Vice und Motherboard, die Hinweise bei gemeinsamen Recherchen in Gerichtsdokumenten fanden. Demnach wurde etwa eine Million PIN-to-PIN-Kommunikationen entschlüsselt.

Woher die Royal Canadian Mounted Police (RCMP) den Schlüssel (oder eine als Allgemeinschlüssel nutzbare Software) hatte, steht nicht in den Unterlagen, die aus einer Mordfallermittlung „Project Clemenza“ von 2011 stammen. Die kanadische Regierung kämpft seit zwei Jahren darum, diese Dokumente unter Verschluss zu halten.

Auch wollten Blackberry und die RCMP keine Übergabe des Schlüssels bestätigen. Daneben ist nicht klar, ob die Software mit heutigen Blackberry-Systemen noch funktioniert. Fest steht laut den US-Medien nur, dass die Bundespolizei Zugang zu der Schlüsselsoftware hatte.

In einem beim Superior Court für Quebec eingereichten Schreiben rühmt sich die RCMP, sie habe jetzt „den Schlüssel, der die Türen aller Häuser, die die Dienste dieses Anbieters in Anspruch nehmen, und das, ohne dass die Bewohner es wissen.“ Die (zunächst verschlüsselten) Nachrichten selbst erhielt die Polizei von einem beteiligten Dienstleister. Das konnten der kanadische Netzbetreiber Rogers oder Blackberry selbst sein. Wie die Software aussieht, die diese Mitteilungen dann entschlüsselte, ist unbekannt. Blackberry verwendet aber laut Motherboard für Kommunikation über seine Server einen „globalen Schlüssel“, der auf allen Geräten vorinstalliert ist.

ANZEIGE

Die Cloud forciert Innovationen

Ohne Cloud-Technologie sähe der Alltag heute ganz anders aus. Dropbox, Facebook, Google und Musikdienste gäbe es nicht. Erst Cloud-Technologien haben diese Services ermöglicht und treiben heute Innovationen schneller denn je voran.

Nur Firmen können diesen Schlüssel für ihre Kommunikation austauschen. Nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christopher Parsons vom kanadischen Citizen Lab konnte die RCMP daher offenbar sämtliche verschlüsselte Blackberry-Kommunikation abhören, außer sie war mit einem Firmenkonto verknüpft und lief über Firmenserver.

Für das kriselnde Unternehmen Blackberry könnte die Veröffentlichung schwere Folgen haben. Auch so schon verkaufte es im vierten Fiskalquartal nur 600.000 Geräte. Analysten hatten mit bis zu 850.000 gerechnet. Der Umsatz ging trotz wachsenden Software- und Service-Geschäfts zurück. Unterm Strich stand ein Nettoverlust von 238 Millionen Dollar.

Anders als beim Streit zwischen Apple und FBI geht es bei Blackberry nicht um Zugang zu einem komplettverschlüsselten Smartphone, sondern um verschlüsselte Ende-zu-Ende-Kommunikation. Die Methoden der Ermittler sind aber vergleichbar: Während Apple eine Zusammenarbeit zumindest nach der öffentlichen Aufforderung durch das FBI ebenso öffentlich ablehnte, hat Blackberry sich nicht öffentlichem Druck von staatlicher Seite möglicherweise schon früh gebeugt.

Tipp: Was wissen Sie über Blackberry? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Black Friday: Vorsicht vor schädlichen QR-Codes

Bösartige QR-Codes, die per E-Mail versendet werden, eignen sich sehr gut, um Spam-Filter zu umgehen.

2 Tagen ago

Black Friday: Zahl der ominösen Shopping-Websites steigt

Unsichere Websites und Phishing-Mails in Verbindung mit Black Friday können kauffreudigen Konsumenten zum Verhängnis werden.

2 Tagen ago

SmokeBuster bekämpft SmokeLoader

Malware SmokeLoader wird weiterhin von Bedrohungsakteuren genutzt, um Payloads über neue C2-Infrastrukturen zu verbreiten.

2 Tagen ago

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

3 Tagen ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

3 Tagen ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

3 Tagen ago