Britisches Überwachungsgesetz: Firmen müssen Produkte vorab anmelden

Ein neuer Entwurf des geplanten britischen Überwachungsgesetzes Investigatory Powers Bill sieht vor (PDF), Technikfirmen zu einer Vorab-Ankündigung von Produkten, Diensten und Funktionen zu verpflichten. So sollen die Behörden sicherstellen können, dass eine polizeiliche und geheimdienstliche Überwachung weiter möglich ist.

Betroffen wären sämtliche in Großbritannien aktiven Anbieter. Sie müssten auf Funktionen, die eine Überwachung von Kommunikation oder Zugriff auf gespeicherte Daten erschweren könnten, „vor dem Launch“ hinweisen. Dies ermögliche „Erwägungen, ob es notwendig und angemessen ist, der Firma die Schaffung eine technischen Möglichkeit innerhalb des neuen Diensts aufzuerlegen“ – also eine Hintertür verpflichtend zu machen.

Die Formulierung gilt als Versuch, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu verhindern, mit der Diensteanbieter – und somit auch staatliche Ermittler – keine Möglichkeit haben, die Kommunikation zu entschlüsseln. Sie steht in einer Ergänzung zur Investigatory Powers Bill, einem Gesetz, das die fragmentierten bestehenden Gesetze, die staatliche Überwachung von Telekommunikation und Internet autorisieren, zusammenführen und klären soll. Nach Darstellung der Regierung geht es nicht über Bestimmungen im Regulation of Investigatory Powers Act (RIPA) hinaus, also eines älteren Gesetzes.

Loading ...

Der erste Entwurf hatte zu Protesten von US-Technikfirmen geführt. Unter anderem machten Apple, Facebook, Google, Microsoft und Twitter dagegen gewandte Eingaben. Apple beispielsweise forderte Änderungen und machte auch auf einen Abschnitt aufmerksam, der Sicherheitsbehörden ausdrücklich erlaubt, sich weltweit in Computer zu hacken: Die Bestimmungen sehen vor, dass Kommunikationsfirmen den Behörden helfen müssen, wenn sie sich in Geräte hacken wollen. Der iPhone-Hersteller befürchtet, dass daraus für ihn eine Verpflichtung abgeleitet werden könnte, seine eigenen Geräte zu kompromittieren.

Auch drei unterschiedliche Parlamentskomitees kritisierten diese erste Fassung. Der Entwurf sei unscharf formuliert, und es fehle an Vorkehrungen zum Schutz der Privatsphäre. Auch wurde in Frage gestellt, ob es nötig ist, so weitreichende Daten zu den Online-Aktivitäten der Allgemeinheit zu speichern.

Seit Anfang März liegt eine Neufassung dem Parlament und der Öffentlichkeit vor. Nach Darstellung der Regierung enthält sie verbesserte Vorkehrungen zum Schutz der Privatsphäre und berücksichtigt die Mehrzahl der Anregungen, die die Komitees vorgebracht hatten. Kritikern hingegen gehen die Änderungen nicht weit genug. Zu den kontroversesten Elementen zählt die Forderung, dass IT-Dienstleister die Internethistorie ihrer Kunden zwölf Monate lang vorhalten müssen. Auch soll eine Reihe Maßnahmen eine starke Verschlüsselung verhindern.

In einem aktuellen Blogbeitrag führt etwa Millie Graham Wood von der Datenschutzvereinigung Privacy International aus, Technikfirmen würden Anforderungen der Regierung unterworfen, ohne dass sie eine Aufsichtsbehörde anrufen könnten. Der „Mangel an richterlicher Aufsicht und Rechenschaftspflicht“ könnte Firmen künftig aus dem Vereinigten Königreich fernhalten – ebenso wie die Folgen der Vorschrift, jegliche Kommunikationsdaten ein Jahr lang zu speichern.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

WEBINAR

HPE Server der Generation 10 - Die sichersten Industrie-Standard-Server der Welt

Die neuen HPE-Server der Generation 10 bieten einen erweiterten Schutz vor Cyberangriffen. Erfahren Sie in unserem Webinar, warum HPE-Server die sichersten Industrie-Standard-Server der Welt sind und wie Sie ihr Unternehmen zu mehr Agilität verhelfen. Jetzt registrieren und Aufzeichnung ansehen.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Black Friday: Vorsicht vor schädlichen QR-Codes

Bösartige QR-Codes, die per E-Mail versendet werden, eignen sich sehr gut, um Spam-Filter zu umgehen.

21 Stunden ago

Black Friday: Zahl der ominösen Shopping-Websites steigt

Unsichere Websites und Phishing-Mails in Verbindung mit Black Friday können kauffreudigen Konsumenten zum Verhängnis werden.

21 Stunden ago

SmokeBuster bekämpft SmokeLoader

Malware SmokeLoader wird weiterhin von Bedrohungsakteuren genutzt, um Payloads über neue C2-Infrastrukturen zu verbreiten.

1 Tag ago

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

2 Tagen ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

2 Tagen ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

2 Tagen ago