Nachrichten-Manipulation: Facebook reagiert auf Vorwürfe

Facebook hat den Vorwurf, es habe über Jahre hinweg bei der Auswahl viel diskutierter Nachrichten Berichte konservativer Medien unterdrückt, zurückgewiesen. Laut Tom Stocky, Leiter des Teams für Trending Topics, hat das Unternehmen „keine Hinweise darauf gefunden, dass diese anonymen Anschuldigungen wahr sind.“ Stattdessen verweist er auf „rigorose Richtlinien“, die „Konsistenz und Neutralität“ garantieren sollen.

In einem ausführlichen Eintrag auf Facebook schreibt er: „Diese Regeln erlauben keine Unterdrückung politischer Ansichten. Auch erlauben sie keine Priorisierung bestimmter Ansichten oder Medien.“ Es gebe auch keine Anweisungen, die Nachrichten bestimmter Quellen in den Trending Topics untersagten.

Für die Ermittlung von Trendthemen sei ausschließlich ein Algorithmus verantwortlich, so Stocky weiter. Sein Team prüfe lediglich, ob ein Thema auch tatsächlich populär sei. Ziel sei es zudem, Falschmeldungen, sich wiederholende Nachrichten oder Themen ohne ausreichende Quellen auszusortieren. Eine systematische Diskriminierung einzelner Quellen aufgrund ihrer ideologischen Ausrichtung gebe es aber nicht.

Darüber hinaus weist der Manager darauf hin, dass alle Entscheidungen, die Team-Mitglieder treffen, aufgezeichnet und kontrolliert werden. Verstöße gegen die Richtlinien für Trendthemen seien zudem ein Kündigungsgrund.

Facebook füge auch keine Nachrichten zu den Trendthemen hinzu. „Wir haben diesen Vorwurf geprüft und festgestellt, dass er falsch ist“, ergänzte Stocky. Die Richtlinien erlaubten es jedoch, ähnliche Nachrichten zu einem Thema zusammenzufassen. Als Beispiel nannte er die Hashtags #starwars und #maytheforcebewithyou, die sich beide mit der Science-Fiction-Filmreihe Krieg der Sterne beschäftigen.

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Auslöser der Stellungnahme ist ein Bericht von Gizmodo, der wiederum auf Aussagen ehemaliger Mitarbeiter des Social Network basieren soll. Sie wollen zwischen Mitte 2014 und Dezember 2015 als Kuratoren für den Nachrichtenbereich von Facebook verantwortlich gewesen sein. Auf Anweisung sollen sie beispielsweise dafür gesorgt haben, dass Nachrichten über konservative US-Politiker nicht bei den Trendthemen auftauchen. Auch sollen sie Berichte über das Verschwinden des Malaysia-Airlines-Flugs MH370 und den Terroranschlag auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo in Paris von Hand in den Nachrichtenbereich aufgenommen haben, da die Facebook-Nutzerschaft in den USA sie offenbar noch nicht ausreichend wahrgenommen hatte.

Als Nachrichtenvermittler konkurriert Facebook nicht nur mit dem stark auf Live ausgerichteten Twitter, sondern auch mit Apple News einschließlich der im Suchbereich von Siri vorgeschlagenen Nachrichten (die sich ebenfalls auf Partner beschränken) und natürlich Google News, das angeblich auf – nicht transparenten – Algorithmen basiert. Auf Grund ihrer Reichweite könnten solche Dienste signifikanten Einfluss gewinnen, welche Nachrichten rein online lesende Nutzer überhaupt noch erreichen und welche nicht.

Meinungsmache in eigener Sache hatte Facebook im vergangenen Jahr die indische Regulierungsbehörde für den Telekommunikationsmarkt vorgeworfen: Facebook verwandle eine politische Diskussion mit der indischen Öffentlichkeit in eine „primitive mehrheitsgesteuerte und koordinierte Meinungsumfrage“, schrieb sie. Welchen Einfluss Facebook beispielsweise auf die US-Präsidentschaftswahlen 2016 haben wird, ist – anders als seine politische Präferenz – noch völlig unklar.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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