Facebook, Google und Twitter in Frankreich wegen Verbreitung von Rassismus verklagt

Zwei gemeinnützige Organisationen aus Frankreich haben Klage gegen Facebook, Twitter und die Google-Tochter Youtube erhoben. Sie werfen ihnen vor, rassistische, antisemitische, den Holocaust leugnende und homophobe Inhalte trotz Hinweises nicht gelöscht zu haben. Das berichtet die Zeitung La Libération.

Die beiden Organisationen heißen SOS Homophobie und Union des étudiants juifs en France (UEJF), also Union jüdischer Studierender in Frankreich. Sie haben für einen Zeitraum von gut vier Wochen 586 Postings untersucht, die „Terrorismus oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit propagierten“. Trotz Hinweisen löschte Facebook nur 34 Prozent, Youtube 7 Prozent und Twitter gar nur 4 Prozent.

Von der Klage versprechen sich die beiden Organisationen Einsicht, wie Moderation bei den Sozialen Netzen überhaupt funktioniert beziehungsweise warum sie nicht funktioniert. Nach französischem Gesetz müssen Webhosting-Dienstleister zurecht beanstandete Inhalte innerhalb einer angemessenen Zeit löschen. Zumindest die von La Libération zitierten Beispiele – etwa „für Schwule ist auf dieser Erde kein Platz“ – lassen keinen Zweifel, dass die Löschforderung berechtigt war.

Außerdem zielt die Klage auf zwei technische Möglichkeiten ab, um Hassbotschaften im Internet Herr zu werden. Zum einen sollte den Klägern zufolge eine Möglichkeit geschaffen werden, User zu tracken, die widerrechtliche Inhalte posten. Und zum anderen fordern sie Mechanismen, die ein erneutes Posten einmal als rassistisch oder homophob erkannter Multimedia-Inhalte automatisch verhindert.

ANZEIGE

Interview mit Samsungs SSD-Spezialist Marcel Binder

Im Interview mit ZDNet erläutert Marcel Binder, Technical Product Manager Marketing bei Samsung, die Vorteile durch den Einsatz von SSDs. Dabei geht er auch auf aktuelle Schnittstellen, Speicherdichten sowie Samsung V-NAND-Technik ein.

Der Grund für die mangelhafte Löschquote könnte schlicht Überlastung sein, wie sie Soziale Netze insbesondere hinsichtlich Urheberrechtsansprüchen zeigen. Allerdings ist es dabei Googles Vorgehen, Beschwerden im Zweifelsfall zu löschen, um möglicherweise berechtigte Regressforderungen von vorherein zu verhindern. Bei Hasspostings gelten offenbar andere Prioritäten.

In Deutschland hatte sich das Bundesjustizministerium im Dezember 2015 mit Vertretern von Facebook, Google und Twitter auf Maßnahmen gegen Hasskommentare in Sozialen Medien geeinigt. Rechtswidrige Inhalte sollen „unverzüglich nach Inkenntnissetzung“ entfernt werden. Ziel ist es, die meisten gemeldeten Inhalte in weniger als 24 Stunden zu prüfen und falls erforderlich zu löschen.

Darüber hinaus verpflichteten sich die Firmen, Inhalte nicht nur anhand ihrer eigenen Community-Guidelines zu überprüfen, sondern auch deutsche Gesetze anzuwenden. In den USA, dem Herkunftsland von Facebook, Google und Twitter, sind bestimmte Äußerungen, die hierzulande verboten sind, durch die freie Meinungsäußerung gedeckt. Ein Beispiel dafür ist die Leugnung des Holocaust.

Tipp: Wie gut kennen Sie Soziale Netzwerke? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Apple meldet Rekordumsatz im vierten Fiskalquartal

Die Einnahmen klettern auf fast 95 Milliarden Dollar. Allerdings belastet der Steuerstreit mit der EU…

2 Tagen ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im ersten Fiskalquartal

Das stärkste Wachstum verbucht die Cloud-Sparte. Microsoft verpasst bei der Umsatzprognose für das laufende Quartal…

3 Tagen ago

Bezahlkarten: Infineon verspricht weniger Plastikmüll

Ein Coil-on-Module-Package integriert Chip und Antenne, was den Kartenkörper fast vollständig recycelbar machen soll.

3 Tagen ago

Firefox 132 schließt elf Sicherheitslücken

Mindestens eine Anfälligkeit erlaubt das Einschleusen von Schadcode. Außerdem erweitern die Entwickler den Support für…

3 Tagen ago

Telekom nennt Termin für 2G-Ende

Zum 30. Juni 2028 soll das 2G-Netz komplett abgeschaltet werden und den Weg für schnellere…

3 Tagen ago

Alphabet übertrifft die Erwartungen im dritten Quartal

Gewinn und Umsatz legen deutlich zu. Zum Wachstum tragen auch die Sparten Cloud und Abonnements…

4 Tagen ago