Gil Pratt vom Toyota Research Institute glaubt nicht, das Künstliche Intelligenzen in näherer Zukunft Menschen vollautomatisch an einen Bestimmungsort bringen und quasi als Chauffeur dienen werden. Vielmehr werde der Schwerpunkt in den nächsten Jahren auf fortgeschrittenen Assistenz- oder „Schutzengel“-Systemen liegen, sagte er Computerworld zufolge auf der New England Motor Press Association Technology Conference.
Der Toyota-Forscher führte aber auch noch ein anderes Argument gegen vollautomatische Systeme ins Feld: „Wenn Sie gern fahren, ist die Vorstellung eines Chauffeursystems keine reine Freude. Ein Schutzengelsystem hingegen verbessert die Fähigkeiten des menschlichen Fahrers.“ Und schließlich sei vollautonome Technik vorerst alles andere als perfekt. Sie könne etwa durch Straßenverhältnisse, Sonnenlicht oder plötzlich von einem Lkw fallende Ladung unbrauchbar werden.
Pratt war selbst früher in der Lehre am MIT und für die DARPA in der Militärforschung tätig. Ihm zufolge verursachen Softwarefehler von Toyotas Assistenzsystemen so gut wie keine Fehler. Die Entwicklung sei aber nicht einseitig: „Es gibt viele Diskussionen in der Branche, ob wir schrittweise vorangehen oder einen Sprung machen sollten. Der Chauffeur und der Schutzengel basieren aber auf den gleichen Techniken. Ich glaube, dass sie sich ergänzen.“
Einer Umfrage der Universität Michigan zufolge bevorzugen 45,8 Prozent aller US-Fahrer überhaupt keine Elektronik im Fahrzeug und 38,7 Prozent eine Assistenztechnik. Nur 15,5 Prozent würden es gern sehen, wenn vollautonome Technik übernimmt.
Toyota hatte im April eine Connected-Car-Tochter mit Microsoft-Beteiligung gegründet. Sie nutzt Azure als Backbone und für die Datenanalyse. Microsoft ist zudem mit 5 Prozent beteiligt und entsendet Mitarbeiter an den Standort Plano in Texas. Toyota konsolidiert dort auch Analytics-Projekte und Services-Entwicklung.
Das Unternehmen ist nicht an der US-Lobbygruppe Self-Driving Coalition for Safer Streets beteiligt, die Politikern wie auch der Öffentlichkeit vermitteln möchte, dass autonome Technik sicherer und sozial verträglicher ist. Ihr gehören Ford, Google, Lyft, Uber und Volvo an. Geboten sind nach ihrer Darstellung „klare Regeln“, nicht aber übertriebene Eile.
Im März hatte auch Google-Manager Chris Urmson erstmals öffentlich eingeräumt, dass die Einführung selbstlenkender Autos Jahrzehnte dauern kann. Das gilt besonders für Länder mit schlechtem Wetter und ebensolchen Straßen.
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