Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, hat sich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) für eine Reform des Schulsystems ausgesprochen. Seiner Ansicht nach müssten Programmiersprachen fester Teil des Lehrplans werden, um den Anforderungen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden. Denn die Digitalisierung bedrohe künftig auch hochqualifizierte Arbeitsplätze, weshalb man schon jetzt mit neuen Ausbildungsinhalten gegensteuern müsse.
gefordert, „dass alle Schülerinnen und Schüler an deutschen Oberschulen im Fach Informatik unterrichtet werden.“ Diese Forderung wiederholte sie 2007 nochmals in einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Bitkom (PDF). Auch in der Folge wurde sie immer wieder von unterschiedlichen Seiten aufgegriffen und ausgeweitet.
Höttges‘ Sorgen sind wohl grundsätzlich berechtigt, die daraus abgeleiteten Forderungen aber keineswegs neu. Schon 2004 hatte die Gesellschaft für Informatik e.V.Im Sommer 2014 untermauerte der Bitkom dies mit den Ergebnissen einer Umfrage zur Einstellung der Bevölkerung zum Pflichtfach Informatik. Damals sprachen sich mehr als 78 Prozent der Bundesbürger dafür aus. Zum Vergleich: 2004 waren es ebenfalls schon 78 Prozent – damals laut einer von Forsa im Auftrag des Bitkom durchgeführten Befragung.
2014 befürwortete zudem jeder Fünfte die Einführung auch dann, wenn sie zu Lasten bereits bestehender Fächer ginge. 59 Prozent wünschten sich ein zusätzliches Unterrichtsfach. Besonders Eltern mit schulpflichtigen Kindern setzten sich für den Informatik-Unterricht ein: In dieser Gruppe wünschten sich 85 Prozent ein verpflichtendes Fach, lediglich 14 Prozent hielten freiwillige Angebote für ausreichend.
Die Schüler liegen in dem Punkt mit ihren Eltern offenbar auf einer Linie, wie eine weitere Untersuchung des Bitkom belegt, deren Ergebnisse im Januar 2015 veröffentlicht wurden. Demnach sagten 75 Prozent der befragten Jugendlichen aus den Jahrgangsstufen 5 bis 10, Informatik als Pflichtfach sei eine gute Idee. Lediglich 8 Prozent lehnten derartige Pläne ab. Bei einer vergleichbaren Bitkom-Umfrage von 2010 hatten sich erst 53 Prozent der Schüler für Informatik als Pflichtfach ausgesprochen und noch 23 Prozent dies abgelehnt.
In dem Interview mit der FAZ legte Telekom-Chef Höttges auch seine Ansichten zum Thema Big Data dar. Es sei „fahrlässig“, vorhandene Daten nicht zu nutzen und Big Data „das Ende der Theorie“. Man könne heute „die Welt in Echtzeit vermessen und auswerten“. Um das auch zu tun, wünscht Höttges sich mehr Freiräume und mehr Mut. Dabei müssten aber auch Datenschutz und digitale Souveränität respektiert werden, schränkte er gleichzeitig ein.
Das dies nicht nur ein bloßes Lippenbekenntnis ist, hat die Telekom 2014 mit der Einrichtung eines Datenschutz-Lehrstuhls an der Hochschule für Telekommunikation Leipzig (HfTL) bewiesen. Der Lehrstuhl an der konzerneigenen Hochschule ist zunächst auf fünf Jahre begrenzt. Ziel ist es, Lehre und Forschung zu drei zentralen Fragestellungen zu unterstützen: Wie sich in der Gesellschaft ein größeres Bewusstsein für die Bedeutung von Datenschutz und IT-Sicherheit in Beruf- und Privatleben schaffen lässt, wie sich Risiken im Umgang mit großen Datenmengen von Mitarbeitern und Kunden auf ein Mindestmaß beschränken lassen und wie Computerprogramme sicherer werden können, ohne dass Bedienungsfreundlichkeit oder Barrierefreiheit eingeschränkt werden müssen.
[mit Material von Peter Marwan, silicon.de]
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