Cloud-Kommunikationsdienst Twilio will mit Börsengang 130 Millionen Dollar erlösen

Der seit Ende 2014 auch in Deutschland aktive Cloud-Kommunikationsdienst Twilio hat Details zu seinem für 23. Juni geplanten Börsengang bekannt gegeben. Seine Aktie soll unter dem Tickersymbol TWLO gehandelt werden. Von dem IPO erhofft sich das in San Francisco ansässige Unternehmen Einnahmen von etwa 130 Millionen Dollar.

Es will zunächst zehn Millionen Anteilsscheine zu einem Stückpreis zwischen 12 und 14 Dollar ausgeben. Insider werden Aktien im Wert von rund 20 Millionen Dollar erwerben. Legt man den Mittelwert der genannten Spanne zugrunde, ergibt sich zum Start der Aktie ein Unternehmenswert von etwa 1,2 Milliarden Dollar.

Twilio bietet APIs an, die Entwicklern helfen, Funktionen für Messaging, Telefonie und Videokommunikation in ihre Anwendungen zu integrieren. Der Clou ist, dass über die Cloud-Plattform der Zugang zu webbasierten Telefon- und SMS-Funktionen jeweils auch lokal, also in dem Land des Nutzers, angeboten werden kann. Damit nimmt Twilio seinen Kunden viel Arbeit und Organisationsaufwand ab. Sein Kundenkreis umfasst neben Entwicklern und Start-ups auch große Firmen wie Airbnb, Box, Uber und in Deutschland Drive Now, die über die Plattform Auftragsbestätigungen, Statusmeldungen zu Vorgängen und Kommunikationswege anbieten.

Hierzulande ist Twilio seit Dezember 2014 vertreten und arbeitet von Anfang an mit Telefónica zusammen. Ein weiterer Partner ist Microsoft, über dessen Azure-Plattform sich Twilio ebenfalls nutzen lässt.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Twilio einen Umsatz von rund 167 Millionen Dollar, etwa 88 Prozent mehr als im Vorjahr. Unterm Strich stand 2015 noch ein Verlust von 35,5 Millionen Dollar. Angesichts des anhaltend schnellen Wachstums und der soliden Basis an fortlaufenden Einnahmen durch die bereits gewonnenen Kunden könnte es aber bald profitabel wirtschaften.

Damit ist aus Sicht von Twilio der Zeitpunkt für einen Börsengang ideal: Dieser spült nicht nur Geld in die Kassen, sondern die Aktie könnte bei guter Geschäftsentwicklung in absehbarer Zeit auch ordentlich anziehen. Der Schritt ist dennoch mutig, da das Umfeld an der US-Börse derzeit nicht gerade günstig erscheint.

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Aus diesem Grund haben in diesem Jahr bisher erst zwei US-Technologiefirmen den Schritt an die Börse gewagt, was ungewöhnlich wenig ist: Die eine war die im US-Bundesstaat Georgia ansässige und zu Dell gehörige IT-Sicherheitsfirma SecureWorks, die ihre Anteilsscheine jedoch unter dem anvisierten Preispunkt abgeben musste, lediglich 112 Millionen Dollar erzielte und deren Papiere nur schleppend nachgefragt wurden. Die andere war die aus dem US-Bundesstaat Maryland stammende Firma Acacia Communications, die auf Komponenten für Glasfasernetzwerke spezialisiert ist. Ihr Papier entwickelte sich bislang hervorragend, ist aber etwas untypisch, da das Unternehmen einen Teil eines stark vom Geschäft mit großen Providern dominierten Marktes abdeckt, der erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Zudem dürften bei den Anlegern mittelfristige Übernahmeerwartungen durch große, umfassender aufgestellte Netzwerkausrüster eine Rolle spielen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktlage gilt der Twilio-Börsengang als eine Art Gradmesser: Wird er ein Flop, könnte bei den zahlreichen, an einem Börsengang grundsätzlich interessierten US-Start-ups die Zurückhaltung noch einmal zunehmen. Hat Twilio Erfolg, wird allgemein eine Art IPO-Aufbruchstimmung erwartet.

Die derzeitige Zurückhaltung in Bezug auf Börsengänge hat aber nicht nur mit den ungünstigen Voraussetzungen an der Börse und dem mangelnden Interesse der Anleger zu tun. Eine Rolle spielt auch, dass viele der durch Wagniskapital finanzierten, besonders hoch bewerteten Unternehmen die Stunde der Wahrheit fürchten, wenn nicht nur ein paar euphorisierte Fonds-Manager, die das Geld anderer Leute verwalten, sich für sie interessieren, sondern sie sich dem Urteil der breiten Masse der Anleger stellen müssen.

Dabei besteht die Gefahr, dass die von den wenigen privaten Anlegern in die Höhe getriebene Bewertung herabgestuft wird, was wiederum zu einer weiteren Zurückhaltung der Anleger und insgesamt schlechtem „Karma“ für die Aktie führen könnte. Schließlich wollen nur die wenigsten in eine Firma investieren, die beim Börsengang ihren Wert um 20 oder 30 Prozent nach unten korrigieren musste.

[mit Material von Peter Marwan, silicon.de]

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ZDNet.de Redaktion

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