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Seafile: Paypal verlangt Bespitzelung von Kunden [UPDATE] Konto wieder eröffnet

Der Synchronisierungsdienst Seafile wirft PayPal Verstöße gegen europäische und deutsche Datenschutzgesetze vor. Einem Blogeintrag des im bayrischen Wiesentheid ansässigen Unternehmens zufolge verlangt PayPal von Seafile, den Datenverkehr seiner Kunden zu überwachen. PayPal begründet die Forderung mit Verstößen gegen seine Nutzungsbedingungen.

Konkret soll Seafile „den Datenverkehr und die Daten“ seiner Kunden „auf illegale Inhalte“ überprüfen. „Weiterhin hat uns PayPal aufgefordert, detaillierte Statistiken über die Dateitypen, die unsere Kunden synchronisieren und teilen, vorzulegen“, heißt es weiter in dem Blogeintrag.

Aufgrund seiner Weigerung, die Daten zu übermitteln, darf Seafile nach eigenen Angaben seit dem 19. Juni seinen Kunden PayPal nicht als Zahlungsmethode anbieten. Außerdem musste das Unternehmen bis zu diesem Termin alle Hinweise auf PayPal von seiner Website löschen. „Deshalb sind wir gezwungen, im Lauf des Tages alle aktiven PayPal-Abos von Kunden zu kündigen“, so Seafile weiter. Die Cloud-Konten selbst würden aber nicht geschlossen. Auch der Cloud-Service werde weiter unter apps.seafile.de angeboten, nur eben ohne PayPal als Zahlungsmethode.

Am 2. Juni informierte PayPal demnach über einen Verstoß gegen seine Nutzungsbedingungen und bat um Beantwortung von 16 Fragen zum Geschäftsmodell von Seafile. „Die Fragen haben bei uns den Eindruck erweckt, dass PayPal uns als Filesharing- oder Torrent-Website einstuft. Wir haben diese Fragen so gut wir konnten beantwortet, und PayPal auch versucht zu erklären, dass wir kein Filesharing-Dienst oder Torrent-Website sind“, schreibt das Unternehmen.

HIGHLIGHT

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Zwei Wochen später sei man dann erstmals aufgefordert worden, PayPal nicht mehr als Zahlungsmethode anzubieten. Diese Entscheidung sei kurz darauf durch PayPals Brand Risk Management Team bestätigt worden. „Dass andere Unternehmen PayPal für vergleichbare Dienste einsetzen dürfen sei egal. Auch dass diese Dienste teilweise sogar Seafile als Software verwenden, sei egal. PayPal treffe hier für jeden Fall eine Einzelfallentscheidung und in unserem Fall hätte PayPal eben entschieden, dass wir zukünftig keine PayPal-Zahlungen mehr anbieten dürfen. Diese Entscheidung ‚des Managements‘ sei endgültig und könnte nicht weiter angefochten oder überprüft werden“, schließt Seafile seinen Blogeintrag ab.

Seafile lässt jedoch offen, ob seine Enterprise File Sync and Share Software tatsächlich von einem Kunden für den Austausch illegaler Inhalte benutzt wurde. Das Unternehmen teilt lediglich mit, dass die Überwachung des Datenverkehrs seiner Kunden gegen Datenschutzgesetze verstößt und „abgesehen davon auch moralisch in unseren Augen nicht in Ordnung ist“. Seafile untersagt in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen jedoch Inhalte, „deren Speicherung, Bereitstellung und/oder Nutzung in irgendeiner Weise gegen anwendbare Gesetzte verstoßen“. PayPal wiederum bezeichnet in seinen Nutzungsbedingungen beispielsweise die „Verletzung von Urheberrechten, Patenten und Warenzeichen“ als Aktivitäten, die im Zusammenhang mit der Nutzung von PayPal verboten sind.

[Update 17.36 Uhr]
Stellungnahme von Paypal:
PayPal hat das Konto von Seafile nach einer erneuten Überprüfung der Geschäftstätigkeit des Händlers wieder geöffnet. Datenschutz stellt den Kern des PayPal-Geschäftsmodells dar. PayPal verlangt nicht und hat noch nie von einem Händler verlangt, dass dieser in die Privatsphäre seiner Kunden eindringt. Als weltweit tätiger Bezahldienstleister muss sich PayPal einen genauen Überblick über die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens verschaffen und dabei auch klären, wie dieses Unternehmen geltende Gesetze und Regulierungen erfüllt. Es handelt sich dabei unter anderem auch um Gesetze und Regulierungen, die sich auf das Teilen oder das Verbreiten illegaler Inhalte beziehen, sowie um Richtlinien von Banken und Kartennetzwerken, die in die PayPal-Zahlungungsabwicklung involviert sind. PayPal prüft diese Fragestellungen auf Einzelfallbasis. Wir bedauern, dass wir im Fall von Seafile die Situation nicht gleich richtig eingeschätzt haben. Wir bitten um Entschuldigung für jegliche Beeinträchtigungen, die daraus für das Geschäft des Unternehmens entstanden sind.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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