In Großbritannien tätige Technikfirmen müssen sich den Herausforderungen durch den bevorstehenden Austritt des Landes aus der Europäischen Union stellen. Der Ausgang des Referendums hat vor allem Turbulenzen im Finanzwesen bewirkt, aber auch Technikfirmen rechnen mit mehr oder weniger gravierenden Auswirkungen in den kommenden Jahren. Als problematische Folgen befürchten sie insbesondere Einschränkungen bei der Beschäftigung von Mitarbeitern aus europäischen Ländern, ausbleibende Investitionen für Start-ups, entfallende Forschungszuschüsse, neue Zolltarife und auseinanderdriftende Regelungen zum Datenschutz.
Einflussreiche Unternehmen aus dem Tech-Sektor ermahnen künftige Regierungen des Landes, bei anstehenden Verhandlungen die Freizügigkeit der Arbeitnehmer zwischen EU und Großbritannien zu erhalten. In dieser Hinsicht besorgt ist etwa der britische Chipdesigner ARM, dessen Prozessoren in 95 Prozent aller Smartphones zu finden sind. „Brexit wird keine bedeutende Auswirkung auf unser Geschäft haben, da fast alle unsere Einnahmen von außerhalb der EU-Zone kommen“, sagte ein Unternehmenssprecher. „Aber wir werden die Verhandlungen aufmerksam verfolgen, insbesondere hinsichtlich von Visas, da wir in unserer Zentrale in Cambridge rund 200 Bürger aus anderen EU-Ländern beschäftigen.“ Er wies außerdem darauf hin, dass ARM mit dem Wegfall von Forschungsgeldern der Europäischen Union rechnen müsse.
Zwar wird es durch Brexit keine kurzfristigen rechtlichen Auswirkungen geben, da mit mehrjährigen Ausstiegsverhandlungen zu rechnen ist. Aber nach Einschätzung von Experten sind die Rechte von Mitarbeitern aus der EU, in Großbritannien zu leben und zu arbeiten, nicht auf Dauer garantiert. Um sich ein Bleiberecht zu sichern, werden sie vielleicht zusätzliche Dokumente vorlegen müssen.
Der britische Branchenverband Corporate IT Forum (CITF) sorgt sich darum, dass künftige Schwierigkeiten bei der Einstellung von Mitarbeitern bestehende Engpässe verschärfen könnten: „Bei der Technologieentwicklung in Großbritannien macht uns vor allem der Mangel von Mitarbeitern mit IT-Kenntnissen zu schaffen. Jetzt kommt das erhöhte Risiko einer schwierigeren und kostspieligeren Anwerbung von IT-Experten aus der EU hinzu.“
BCS – The Chartered Institute for IT fordert, bei den Verhandlungen zu berücksichtigen, dass „Informationstechnik als Wirtschaftssektor und Berufsfeld global ist“. Notwendig sei, die fähigsten Mitarbeiter für die „digitale Domäne“ des Vereinigten Königreichs zu gewinnen. „Wir appellieren an die britische Regierung, mit ihrer Haltung in den anstehenden Verhandlungen sicherzustellen, dass die Wirtschaft des Landes erfolgreich, offen, wettbewerbsfähig und innovativ bleibt“, formulierte ein Sprecher von IBM das Anliegen.
Nach der "Mutter aller Sicherheitslücken" in 2015, dem sogenannten Stagefright-Bug, versprachen die Hersteller Besserung in Form von monatlichen Sicherheitsupdates. Allerdings gibt es nur wenige Firmen, die diese Ankündigung in die Tat umgesetzt haben.
Vor ausbleibenden Investitionen für britische Start-ups warnte gegenüber der Financial Times Jon Moulton, Gründer der Investmentfirma Better Capital. Er gehe davon aus, dass der in diesem Bereich führende European Investment Fund in Luxemburg „wahrscheinlich aufhört, in Großbritannien zu investieren“.
Tech-Firmen müssen sich außerdem mit den möglichen Folgen des EU-Ausstiegs für den Datenschutz beschäftigen. Die Europäische Union und die USA verhandeln derzeit über den Safe-Harbor-Nachfolger Privacy Shield. Das geplante Datenaustauschabkommen mit den USA steht in der öffentlichen Kritik und hält nach Meinung des Europäischen Datenschutzbeauftragen einer Überprüfung durch den EU-Gerichtshof nicht stand. In der EU tätige Unternehmen müssen außerdem ab Mitte 2018 der EU-Datenschutz-Grundverordnung entsprechen.
Solange der britische Austritt Großbritanniens nicht vollzogen ist, werden sich auch britische Firmen weiterhin an das jeweils gültige Datenschutzrecht der EU zu halten haben. Während EU-Politiker nach dem Volksentscheid zu einer schnellen Umsetzung drängen, spekulieren in Großbritannien tätige Unternehmen auf sich hinziehende Verhandlungen. „Viele sagen voraus, dass dieses Verfahren viel länger dauern könnte, mit Schätzungen zwischen drei und sechs Jahren“, sagte dazu Peter Galdies vom britischen Data-Governance-Spezialisten DQM GRC. „Der Druck zum Aushandeln eines starken Handelsabkommens mit der EU wird außerdem eine ’spiegelnde‘ Gesetzgebung vorantreiben – dafür gedacht, die Barrieren für den weiteren Handel gering zu halten.“
Ein IBM-Sprecher stellte die Bedeutung freier Datenbewegungen zwischen Großbritannien und EU-Ländern heraus. „Wir ermutigen politische Entscheidungsträger in Europa, grenzüberschreitende Datenflüsse zu erhalten“, sagte er. „Das begünstigt Wachstum und Innovation, und es untermauert die weltweite digitale Wirtschaft.“
[mit Material von Nick Heath, ZDNet.com]
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