Siemens will zum 1. Oktober 2016 eine neue Unternehmensgruppe namens next47 gründen, die sich der Förderung „disruptiver Ideen“ widmen und neue Technologien schneller vorantreiben soll. Sie ergänzt die bisherigen Start-up-Aktivitäten des Konzerns, der in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Euro in den neuen Bereich investiert. Geleitet wird er kommissarisch von Technikvorstand Siegfried Russwurm. Die Innovationssparte wird in Berkeley, Shanghai und München vertreten sein und von dort aus alle Weltregionen abdecken.
„Siemens war 1847 selbst ein Start-up – gegründet in einem Berliner Hinterhof“, sagte Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. „Mit next47 folgen wir den Idealen unseres Unternehmensgründers und schaffen eine wichtige Innovationsbasis für die Weiterentwicklung von Siemens.“ Die neuen Projekte sollen sich an den Siemens-Kernthemen Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung orientieren.
Schon im April 2016 war mit Airbus ein next47-Projekt vereinbart worden. Gemeinsam wollen beide Unternehmen die Elektrifizierung der Luftfahrt vorantreiben. Bis 2020 soll die technische Machbarkeit von hybrid-elektrischen Antriebssystemen für kleinere Flugzeuge bis hin zu mittelgroßen Passagiermaschinen nachgewiesen werden. Künstliche Intelligenz, autonome Maschinen, dezentrale Elektrifizierung und vernetzte Mobilität sind ebenso wie Blockchain-Anwendungen weitere Fokus-Themen der neuen Innvoationssparte.
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Als großer Konzern ist Siemens eigenen Gesetzen unterworfen. Vorstandschef Joe Kaeser erklärte etwa, dass die Hälfte aller Siemens-Produkte und -Services vor zehn Jahren so noch nicht auf dem Markt waren. Auch wenn das Unternehmen Entwicklungen vorantreibt, fehlt dennoch der Start-up-Charakter. Wenn Siemens auf der einen Seite in Windkraftanlagen investiert und auf der anderen Seite den Fracking-Lieferanten Dresser-Rand für 7,8 Milliarden Dollar übernimmt, zeigt das, welch unterschiedliche Erwartungen das Unternehmen erfüllen muss.
2014 hatte Kaeser berichtet, dass Siemens es abgelehnt hatte, in Cisco Systems zu investieren, weil das Unternehmen eine Konkurrenztechnologie zu den eigenen Telefonanlagen anbot. Heute heißt die Telefon-Sparte Unify und hat mit Siemens nichts mehr zu tun. Cisco hingegen ist ein prosperierendes Unternehmen.
Kaeser, der selbst mehrere Jahre im Silicon Valley verbracht hat, will nun vermehrt den Geist dieser Innovationsschmiede auf Siemens übertragen – getreu dem Motto: Man probiert etwas aus, und wenn es nicht funktioniert, versucht man etwas anders. Weil man sich das aber mit einem 350.000 Mitarbeiter starken Team nicht erlauben kann, wird diese Innovationskraft in das Versuchslabor next47 ausgegliedert.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]
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