Verdacht auf Steuerbetrug: Fahnder durchsuchen Google-Büros in Madrid

Ermittler haben Googles Büroräume in Madrid wegen des Verdachts auf Steuerbetrug durchsucht. Das melden die Nachrichtenagentur Reuters sowie spanische Zeitungen wie El Mundo und El Pais. Ein Madrider Gericht habe die Razzia auf Antrag der spanischen Steuerbehörde genehmigt.

Wie schon bei ähnlichen Durchsuchungen vor einem Monat in Paris geht es auch in Spanien um die Frage, ob Googles Europazentrale in Irland gegen Steuervorschriften verstieß, indem sie einen Teil ihrer Aktivitäten nicht in dem Land der Niederlassung angegeben hat. Gegenüber Reuters wiederholte eine Konzernsprecherin frühere Aussagen, wonach man sich in Spanien und allen anderen Ländern, in denen man aktiv sei, an geltendes Steuerrecht halte. „Wir kooperieren umfänglich mit den Behörden, um alle Fragen zu beantworten.“

Schon Ende Februar hatte Reuters unter Berufung auf eine Quelle im Finanzministerium berichtet, der französische Fiskus fordere von Google eine Steuernachzahlung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Einen ähnlichen Deal, wie ihn Google zuvor mit den britischen Behörden ausgehandelt hatte, schloss Frankreichs Finanzminister Michel Sapin bereits damals mit dem Hinweis aus, dass die Steuernachforderung in Frankreich deutlich höher sei als in Großbritannien. „Wir machen keine Deals wie Großbritannien, wir wenden das Gesetz an“, betonte er nochmals Ende Mai.

Im Vereinigten Königreich hatte sich Google im Januar mit der Steuerbehörde Her Majesty’s Revenue and Customs (HMRC) auf eine Nachzahlung von 130 Millionen Pfund (rund 170 Millionen Euro) für die vergangenen zehn Jahre geeinigt. Zudem trafen beide Parteien eine neue Vereinbarung, wonach Google künftig Steuern auf Basis des Umsatzes von in Großbritannien ansässigen Werbetreibenden zahlt. Kritiker hielten die Nachzahlung für „unverhältnismäßig gering“ und Googles Rechtfertigung seiner Steuerzahlungen für unaufrichtig.

Auch Italien fordert von Google eine Steuernachzahlung. Dort soll das Unternehmen den Finanzbehörden für die Jahre 2009 bis 2013 insgesamt 227 Millionen Euro schulden. In diesem Zeitraum hat Google rund 100 Millionen Euro Umsatz angeblich nicht deklariert. Auf diesen Betrag hätte es jedoch 27 Prozent Unternehmenssteuern zahlen müssen. Außerdem sollen rund 600 Millionen Euro aus Lizenzeinnahmen nicht versteuert worden sein, wodurch dem italienischen Staat etwa 200 Millionen Euro entgingen.

HIGHLIGHT

Hochsicherheitstechnik für mobile Endgeräte: Die Vorteile von Samsung KNOX

Wenn Smartphones beruflich und privat genutzt werden, steht der Schutz sensibler Unternehmensdaten auf dem Spiel. Samsung KNOX™ bietet einen mehrschichtigen, hochwirksamen Schutz, ohne die Privatsphäre der Mitarbeiter anzutasten.

Der Internetkonzern sowie andere international tätige US-Unternehmen wie Amazon, Apple und Yahoo stehen schon länger wegen Tricks zur Steuervermeidung in der Kritik. Ihnen wird immer wieder vorgeworfen, Gewinne teilweise nicht dort zu versteuern, wo sie erwirtschaftet wurden. Meist wenden sie dazu aber legale Methoden zur Steueroptimierung an und beteuern stets, sich an geltendes Recht zu halten.

In Großbritannien beispielsweise hatte Google zwischen 2005 und 2015 rund 24 Milliarden Pfund Umsatz erzielt. Im gleichen Zeitraum führte es dort inklusive der Nachzahlung aber nicht einmal 180 Millionen Pfund Steuern ab. Nach Berechnungen von Reuters entspricht diese Summe einem zu versteuernden Gewinn von rund 600 Millionen Pfund in zehn Jahren. Googles Gewinnmarge habe jedoch rund 30 Prozent betragen, was einem Überschuss von etwa 7 Milliarden Pfund entspreche. Den geringen Profit begründete Google mit Lizenzzahlungen für geistiges Eigentum wie im Ausland entwickelten Computercode. Dies stellt eine legale Methode dar, die auch andere Unternehmen anwenden, um ihre Steuerlast zu senken.

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

10 Stunden ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

14 Stunden ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

15 Stunden ago

Lags beim Online-Gaming? DSL-Vergleich und andere Tipps schaffen Abhilfe

Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…

15 Stunden ago

GenKI-Fortbildung immer noch Mangelware

Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…

16 Stunden ago

Netzwerk-Portfolio für das KI-Zeitalter

Huawei stellt auf der Connect Europe 2024 in Paris mit Xinghe Intelligent Network eine erweiterte…

18 Stunden ago