Apple hat die wettbewerbsrechtlichen Vorwürfe Spotifys mit harschen Vokabeln zurückgewiesen. „Wir finden es verstörend, dass Sie … öffentlich auf Gerüchte und Halbwahrheiten über unseren Service zurückgreifen“, zitiert BuzzFeed News aus einem Brief von Apples Chefjustiziar Bruce Sewell an seinen Spotify-Kollegen Horacio Gutierrez. Der iPhone-Hersteller wirft dem konkurrierenden Musikstreamingdienst darüber hinaus vor, seinerseits eine bevorzugte Behandlung vonseiten Apples und damit Wettbewerbsvorteile zu erwarten.
„Unsere Richtlinien gelten gleichermaßen für alle App-Entwickler, ob es sich um Spieleentwickler, E-Book-Verkäufer, Videostreamingdienste oder Distributoren digitaler Musik handelt – und unabhängig davon, ob sie mit Apple konkurrieren oder nicht“, heißt es in Sewells Schreiben weiter. „Wir haben unser Verhalten und unsere Regeln nicht geändert, als wir unseren eigenen Musikstreamingdienst einführten oder als Spotify unser Wettbewerber wurde. Ironischerweise ist es jetzt Spotify, das die Dinge ändern will, indem es eine bevorzugte Behandlung von Apple verlangt.“
Gutierrez hatte dem iPhone-Hersteller zuvor in einem veröffentlichten und auch mehreren US-Kongressmitgliedern zugestellten Brief vorgeworfen, dem Musikstreamingdienst durch Abweisung einer neuen Version seiner App „ernsthaften Schaden“ zuzufügen und seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Apple Music einzuschränken. Das hatte auch Senatorin Elizabeth Warren aufgegriffen und Apple vorgeworfen, seine Kontrolle über iOS schon lange zu nutzen, „um Wettbewerb im Musikbereich zu zerquetschen“. Warren ist derzeit im Gespräch als Vizepräsidentschaftskandidatin, die zusammen mit Hillary Clinton ins Weiße Haus einziehen könnte.
Apples Sewell jedoch gab sich wenig betroffen von solchen Vorwürfen. „Es gibt nichts in Apples Verhalten, das ‚einer Verletzung gültiger Kartellgesetze gleichkommt‘ – weit gefehlt“, schoss er gegen Spotify zurück und merkte nebenbei an, dass Apples Plattform dem Konkurrenten bereits hunderte Millionen Dollar an wiederkehrenden Einnahmen beschert habe. „Ich werde gerne für eine beschleunigte Prüfung und Genehmigung Ihrer App sorgen, wenn Sie uns etwas zukommen lassen, das den Richtlinien des App Store entspricht“, stichelte er.
Spotify hingegen sieht als grundsätzliches Problem, dass Apple bei innerhalb von iOS-Apps abgeschlossenen Abonnements bis zu 30 Prozent Umsatzbeteiligung verlangt. Der Musikstreamingdienst sieht sich daher gezwungen, von diesen Kunden einen höheren Preis zu verlangen, in Deutschland etwa 13 statt sonst 10 Euro. Apple Music hingegen hat keine solchen Mehrkosten zu tragen und kann somit günstiger anbieten.
Abodienste dürfen via iOS-App im Prinzip auch Kunden versorgen, die auf anderem Weg ein Abo abgeschlossen haben. Apples Regularien erlauben gleichzeitig aber nicht, dass solche alternativen Bezahlmöglichkeiten in der App beworben werden. In der jüngsten Zeit warb Spotify mit drei Probemonaten zum Preis von 99 Cent für seinen Musikdienst, falls der Kunde das Abonnement auf seiner eigenen Site abschließt. Apple ließ eine Bewerbung dieser Aktion in der App nicht zu. Spotify entschied sich, Abos per In-App-Kauf unter iOS komplett zu deaktivieren. Diese Version seiner App scheint Apple abgelehnt zu haben, was die Situation weiter eskalieren ließ.
„Das ist das, was Apple Ihnen als Verletzung ihrer Regeln auftischen will“, schrieb bei Twitter Spotify-Sprecher Jonathan Prince und illustrierte seinen Vorwurf mit einem abgebildeten Meldefenster der App, das lediglich darauf hinweist, dass für ein bestimmtes Premium-Feature ein Abonnement erforderlich ist. „Da ist kein Angebot, kein Kauf, überhaupt kein Link nach anderswo.“
Auch andere Firmen beschweren sich über Apples Praktiken. Amazon-CEO Jeff Bezos deutete kürzlich an, der Konzern verkaufe Apples Settop-Box Apple TV wegen ihrer Aboklauseln nicht mehr. Probleme mit US-Wettbewerbsbehörden bekam der iPhone-Hersteller bereits wegen E-Book-Preisabsprachen.
Mit rund 30 Millionen Abonnenten ist Spotify derzeit etwa doppelt so groß wie das in dieser Form erst 2015 gestartete Apple Music. Um den Rückstand weiter aufzuholen, führt Apple derzeit angeblich Übernahmegespräche mit dem Musikdienst Tidal, der den Musikern Jay Z, Beyonce und Kanye West gehört.
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