Categories: Sicherheit

Tor Project mit neuer Führung

Das Tor Project hat einen neuen Vorstand gewählt. Dem Board of Directors gehören nun sechs Mitglieder an. Die bisherigen sieben Direktoren erklärten geschlossen ihren Rücktritt, um die von Executive Director Shari Steele eingeleitete Reorganisation des Projekts zu unterstützen und nach dem Skandal um den ehemaligen Mitarbeiter Jacob Appelbaum einen Neuanfang zu ermöglichen, wie die New York Times berichtet.

Das Board of Directors setzt sich nun aus Matt Blaze, Professor für Computerwissenschaften, Cindy Cohn, Geschäftsführerin der Electronic Frontier Foundation und dem Sicherheitsexperten Bruce Schneier zusammen. Ihnen stehen Gabrielle Coleman, der Internetaktivist Linus Nordberg und Megan Price, Executive Director der Human Rights Data Analysis Group, zur Seite.

„Als Board of Directors sehen wir es als unsere Pflicht an, sicherzustellen, dass das Tor Project die bestmögliche Führung hat“, heißt es in einem Blogeintrag der am Dienstag ausgeschiedenen Direktoren. „Diese Verpflichtung hatten wir im Sinn, als wir im vergangenen Jahr nach einem Executive Director gesucht haben und wir schätzen die Führung durch Shari Steele. Um sie zu unterstützen glauben wir außerdem, dass es Zeit ist, den Stab weiterzugeben, während das Tor Project in sein zweites Jahrzehnt eintritt.“

Dem Projekt bleiben jedoch die bisherigen Direktoren und Mitgründer Roger Dingledine und Nick Mathewson erhalten. Sie sind künftig für die Bereiche technische Forschung und Entwicklung verantwortlich.

Steele hatte Ende Mai in einem sehr kurz gehaltenen Blogeintrag den Weggang des Internetaktivisten und Sicherheitsforschers Jacob Appelbaum verkündet. Kurz darauf äußerte sie sich jedoch detailliert zu den Gründen. Demnach wurde dem 33-Jährigen sexueller Missbrauch vorgeworfen. Sie räumte zudem ein, dass dem Tor Project die Anschuldigungen schon länger bekannt waren. Sie hätten sich aber erst im Mai konkretisiert, was nach umfangreichen internen Beratungen schließlich zu Appelbaums Rücktritt geführt habe.

HIGHLIGHT

Mehr Sicherheit im smarten Zuhause

Wie Sie Ihr persönliches Internet der Dinge vor versteckten Gefahren schützen

Appelbaum selbst weist die gegen ihn gerichteten Vorwürfe scharf zurück. In einem Blogeintrag sprach er Anfang Juni von einem gezielten und bösartigen Angriff. „Um es klar zu sagen: Die Anschuldigungen von kriminellen sexuellen Fehlverhaltens gegen mich sind komplett falsch.“

Für Aufsehen sorgte zuletzt aber auch eine von der US-Bundespolizei FBI entwickelte Malware, die Nutzer des Anonymisierungsnetzwerks enttarnen kann. Sie stammt von einem ehemaligen Tor-Entwickler, der bis 2009 für das Projekt gearbeitet hatte. Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt jedoch auch von der US-Regierung. Zwischenzeitlich wurde der Anonymisierungsdienst sogar überwiegend mit Mitteln des Außen- und Verteidigungsministeriums finanziert.

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit Open-Source aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

13 Stunden ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

17 Stunden ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

18 Stunden ago

Lags beim Online-Gaming? DSL-Vergleich und andere Tipps schaffen Abhilfe

Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…

18 Stunden ago

GenKI-Fortbildung immer noch Mangelware

Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…

18 Stunden ago

Netzwerk-Portfolio für das KI-Zeitalter

Huawei stellt auf der Connect Europe 2024 in Paris mit Xinghe Intelligent Network eine erweiterte…

21 Stunden ago