Mit dem Liquid Jade Primo hat Acer als einer der wenigen Smartphonehersteller auch ein Windows-10-Gerät im Angebot. Es wird standardmäßig mit einer Docking Station ausgeliefert, sodass man es an einen größeren Bildschirm anschließen und mit Tastatur und Maus bedienen kann. Dabei handelt es sich um ein typisches Merkmal neuerer Windows-10-Smartphones, das mit der Bezeichnung Continuum vermarktet wird. Auf dem Papier kann man das Liquid Jade Primo somit als PC-Ersatz verwenden. In der Praxis gelingt das aber nicht ganz so gut.
Im Vergleich zu den sonst recht kantigen Lumia-Smartphones aus dem Hause Microsoft ist das Acer Liquid Jade Primo hinsichtlich Design eine wahre Erfrischung im Windows-Mobile-Segment. Alle Kanten des Smartphones sind abgerundet und werden von einem Chromrahmen umfasst, der im Licht elegant schimmert. Durch die zu den Kanten hin schlanker werdende Rückseite fühlt sich das Acer Liquid Jade Primo natürlich in der Hand an. Ein Handschmeichler ist das Acer Liquid Jade Primo mit Abmessungen von 77 Millimetern in der Breite und 157 Millimetern in der Höhe aber nicht, dafür ist es einfach zu groß. Schuld daran haben vor allem die sehr breiten Rahmen ober- und unterhalb des Bildschirms, die das Gerät unnötig in die Länge ziehen. iPhone-Nutzer kennen das. Im Android-Umfeld sind aber Smartphones verfügbar, die eine deutlich höheres Verhältnis von Display zum Gehäuse aufweisen. Sowohl die Dicke mit 8,5 Millimeter als auch das Gewicht mit 150 Gramm fallen durchschnittlich aus.
Während die Front des Jade Primo von einer großen, abgerundeten Glasscheibe dominiert wird, besteht die Rückseite komplett aus Kunststoff. Die gebürstete Struktur der festverbauten, dunklen Rückschale hat dabei zwei Vorteile: Erstens, das Smartphone bleibt auch bei schwitzigen Händen griffig, und zweitens, Fingerabdrücke sind dadurch kaum sichtbar. Trotz dieser Vorteile fühlt sich das Windows-Smartphone nicht hochwertig an. Davon abgesehen, dass andere, deutlich günstigere Smartphones ein solides Metall-Gehäuse vorweisen können, hat Acer vor allem an der Verarbeitungsqualität gespart. Bereits beim Auspacken knarzte und knackte die Rückseite des Testgeräts unangenehm, was über den Verlauf des Tests nicht besser wurde. Bei einem Preis von über 500 Euro darf das nicht vorkommen. Auch die beiden Schächte für die SIM- sowie SD-Karte machten einen billigen Eindruck. Beide konnten mühelos mit einem Fingernagel aufgeschoben werden, das beigelegte Öffnungswerkzeug in Form einer Nadel wird im Grunde nicht benötigt.
Auch die Anordnung der Tasten für Lautstärke und Standby ist ungewöhnlich. Während sich Linkshänder an die tiefe Position des Standby-Knopfs gewöhnen können, haben es Nutzer, die das Telefon mit der rechten Hand bedienen, deutlich schwerer, es bequem an- oder auszuschalten.
Beim Display setzt Acer auf ein 5,5 Zoll großes AMOLED-Panel, das mit einer Auflösung von 1920*1080 Pixeln eine Pixeldichte von 400 Pixel pro Zoll bietet. Die Schärfe ist somit sehr gut, auch wenn die verwendete Pen-Tile Matrix, die nur zwei statt wie bei LC-Bildschirmen üblichen drei Subpixeln bietet, durchaus sichtbar wird. Bei sehr nahem Betrachten fallen dadurch leichte Farbausfransungen auf, im Alltag ist dies jedoch nicht von Bedeutung. Die Blickwinkel sind AMOLED-typisch genauso hervorragend wie der unglaublich hohe Kontrast mit sehr tiefen Schwarzwerten, der davon herrührt, dass schwarze Pixel nicht beleuchtet werden. Vor allem im dunklen Farbthema von Windows Mobile macht das optisch einiges her.
Ebenfalls üblich für diese Art von Display sind die sehr kräftigen Farben, die die Symbole, Fotos und Videos einerseits zum Leben erwecken, andererseits aber etwas zu intensiv sind, um ein neutrales Bild darzustellen. Somit sehen die geschossenen Fotos auf dem Smartphone deutlich lebendiger und satter aus als auf einem Computer-Monitor. Die Helligkeit der Anzeige ist auf einem für diese Preisklasse guten Niveau. Die Lesbarkeit in der Sonne ist gut gewährleistet, solange man starken Spiegelungen aus dem Weg geht.
Ausgestattet mit einem Qualcomm Snapdragon 808 Prozessor und 3 Gigabyte Arbeitsspeicher hat das Acer Liquid Jade Primo genügend Leistungsreserven um im Alltag alles flüssig darzustellen. Der verwendete Prozessor besitzt sechs Rechenkerne, zwei davon sind ARM Cortex A57 Kerne, die mit maximal 1,8 Gigahertz laufen, die restlichen vier Kerne sind vom Typ Cortex-A53, haben eine maximale Taktfrequenz von 1,5 Gigahertz und übernehmen vor allem wenig fordernde Berechnungen.
Auch wenn theoretisch die Hardware-Ausstattung des Acer Liquid Jade Primo keinen Grund für Verzögerungen bietet, kommt es im Alltag öfters zu unfreiwilligen Pausen in der Bedienung. Vor allem in der Store-App wird dieses Phänomen sehr gut sichtbar: Einzelne App-Beschreibungen und Screenshots brauchen gefühlte Ewigkeiten, um komplett zu laden, die Zurück-Taste reagiert sehr zögerlich auf Eingaben. Generell ist die Bedienung der unteren Navigationstasten oft nicht zufriedenstellend, weil ein kurzes Tippen auf die Zurück oder Home-Tasten plötzlich als langer Druck interpretiert wird und somit der Multitasking- respektive der Einhandbedien-Modus aufgerufen werden. Es ist zu hoffen, dass diese Fehler in naher Zukunft mit einem Software-Update behoben werden.
Die übrige Ausstattung kann sich sehen lassen. So sind im Liquid Jade Primo 32 Gigabyte Speicher verbaut, der über microSD Speicherkarten erweitert werden kann. Alternativ zur Speichererweiterung gibt es die Möglichkeit eine zweite SIM-Karte einzuschieben, um beispielsweise sowohl beruflich als auch privat jederzeit erreichbar zu sein. Die Gesprächsqualität ist sehr gut, man versteht sein Gegenüber klar und deutlich und wird auch von der Gegenseite gut verstanden. Lobenswert ist auch das MiMO WLAN, das ac-Geschwindigkeiten beherrscht. LTE steht mit einer Downloadgeschwindigkeit von bis zu 300 MBit/s zur Verfügung.
Die 21 Megapixel Kamera auf der Rückseite macht bei gutem Licht gute Fotos. Die Ergebnisse sind natürlich geschärft und auch die Farbwiedergabe entspricht der Realität. Die Bilder werden insgesamt etwas dunkler belichtet, dies kann man in der Kamera-App aber einfach korrigieren. Bei dunkleren Verhältnissen nimmt das Rauschen sehr stark zu und die Fotos werden dunkler und matschiger. Spätestens hier fällt der fehlende optische Bildstabilisator auf, der im Dunklen für rauschärmere Bilder sorgen würde. Negativ aufgefallen ist aber vor allem der Autofokus, der selbst bei guten Lichtverhältnissen sichtbar „pumpte“ und nur langsam den Schärfepunkt fand.
Videos können mit bis zu 4K-Auflösung aufgenommen werden. Auf der Front gibt es eine 8-Megapixel-Kamera, die für Selfies bei viel Licht gut geeignet ist.
Windows-Smartphones im hochpreisigen Segment sind mittlerweile eine Rarität geworden, umso erfreulicher ist es also ein neues Modell mit dem Microsoft Betriebssystem zu sehen. Optisch ist Windows 10 Mobile keine Kehrtwende zu Windows Phone 8.1, der Hauptscreen mit den Kacheln, den so genannten Ka Live Tiles, ist geblieben und lässt sich beliebig personalisieren. Die Bedienung ist insgesamt recht schlüssig und intuitiv, sodass sich auch Anfänger gut zurecht finden. Anspruchsvolle Nutzer werden aber weiterhin die große App-Vielfalt anderer Betriebssysteme wie Android oder iOS vermissen. Vor allem wer viel mit sozialen Netzen zu tun hat, dem werden entweder spezielle Funktionen in Apps fehlen. Der gif-Support in Twitter ist beispielsweise immer noch nicht implementiert, ebenso fehlt die Unterstützung für 360 Grad-Fotos oder Videos in der Facebook App oder die Übersetzungsoption bei Instagram. Andere Apps wie Snapchat fehlen vollständig. Produktive Google-Nutzer freuen sich zwar über die Integration von Gmail und dem Google Kalender in die Microsoft-Apps, offizielle Apps für Adsense, Analytics oder Youtube gibt es aber nicht.
Verbesserungswürdig sind aber auch kleine Usability-Fehler, die auf Dauer nervig auffallen. Angefangen bei einer 30(!) stufigen Verstellung der Lautstärke bis hin zur Auflistung jeder einzelnen Benachrichtigung sind es viele kleine Dinge, die Windows 10 Mobile noch nicht reif wirken lassen.
Mit Windows 10 hat sich Microsoft dazu entschieden, eine gemeinsame Plattform für alle Geräte zu schaffen. Mit Continuum geht man noch einen Schritt weiter und ermöglicht das Smartphone an Bildschirm, Tastatur und Maus anzuschließen und es somit als sehr mobilen Rechner zu benutzen.
Für die Benutzung mit Continuum liefert Acer ein eigenes Dock mit, das die Verbindung zu den Peripheriegeräten herstellt. Die Station bietet eine Vielzahl an Anschlüssen, die alle über den Typ-C USB-Anschluss des Smartphones mit Daten gespeist werden. Für den Monitor steht ein vollwertiger HDMI-Anschluss bereit, außerdem gibt es noch zwei USB 2.0 Anschlüsse sowie einen USB 3.0 Anschluss für USB-Sticks, Festplatten und andere Geräte sowie einen Stromanschluss, der über ein mitgeliefertes Netzteil gespeist wird. Die Einrichtung ist dabei denkbar einfach: Das Dock an den Strom anschließen, Monitor, Tastatur und Maus verbinden und das Jade Primo in die Docking-Station stecken. Fertig.
Am
Windows Mobile Smartphones konnten schon immer mit einer guten Akkulaufzeit glänzen und das Acer Liquid Jade Primo bestätigt dies erneut. Mit dem eingebauten 2870 Milliamperestunden Akku ist eine Laufzeit von einem Tag möglich, wer das Telefon wenig verwendet, wird auch anderthalb Tage hinkommen. Aufgeladen wird über den USB-Typ C Anschluss auf der Unterseite. Das mitgelieferte Netzteil unterstützt leider kein Quick Charge 2.0, obwohl das Smartphone theoretisch dazu in der Lage ist.
Das Acer Liquid Jade Primo ist eine willkommene Abwechslung im Windows-Mobile-Marktsegment, der sonst von den Microsoft-Lumia-Smartphones dominiert wird. Hervorzuheben ist das farbenfrohe, große Display sowie die gute Akkulaufzeit. Auch die Performance ist größtenteils stimmig, wobei an einigen Stellen noch Optimierungsbedarf besteht. Praktisch ist, dass das Dock für Windows Continuum gleich mitgeliefert wird. Ob die Funktionalität aber für einen produktiven Einsatz ausreicht, muss jeder für sich entscheiden. Der größte Negativpunkt ist und bleibt weiterhin die geringe Beliebtheit unter Entwicklern, Apps sowohl für Windows Mobile als auch Universal Apps für Continuum vorzustellen.
Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…
Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…
Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.
Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…
Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…
Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…