SAP hat seine Bilanz für das zweite Quartal 2016 veröffentlicht. Dank steigender Umsätze, insbesondere im Cloud-Geschäft, konnte der Walldorfer Softwarekonzern die durchwachsenen Zahlen des Vorquartals vergessen machen. Das bereinigte Betriebsergebnis erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal währungsbereinigt um elf Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro. Damit liegt es über den von Analysten prognostizierten 1,45 Milliarden Euro.
Der Großteil von SAPs Einnahmen resultiert aber weiterhin aus dem Geschäft mit Softwarelizenzen und Support. Gegenüber dem ersten Quartal, konnte es hier um vier Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zulegen. Dafür dürften vor allem 500 Neukunden verantwortlich sein, die auf die neue Business Suite S/4HANA migriert sind. 40 Prozent dieser Kunden waren bislang keine SAP-Anwender.
Der Konzern kann also weiter mit der In-Memory-basierten Suite wachsen, die er auch als Cloud-Version anbietet. Offenbar entscheiden sich Firmen bei der Abbildung von kritischen Unternehmensprozessen aber nach wie vor dazu, diese in eigenen Rechenzentren zu unterhalten. Vor etwa einem Jahr begann SAP mit der Einführung der neuen Suite, für die nun nach Einschätzung von Branchenbeobachtern eine Migrationswelle einsetzen wird. Aktuell nutzen laut SAP 3700 Unternehmen S/4HANA.
Interessant für Anwender ist auch die HANA Cloud Platform, über die sie die Kernanwendungen mit agilen Services erweitern und somit die On-Premise-Umgebung mit der Cloud integrieren können. Mit der SAP HANA Enterprise Cloud lassen sich zudem geschäftskritische Prozesse in die Cloud verlagern.
Wachstum meldet SAP darüber hinaus bei der cloudbasierten Human-Capital-Management-Lösung SuccessFactors, die es 2012 übernommen hatte. „Starkes zweistelliges Wachstum“ verzeichnete das Segment Kundenbindung und Online-Handel (Customer Engagement and Commerce, CEC), das SAP mit der ebenfalls zugekauften Lösung „Hybris“ sowohl als Service als auch On-Premise adressiert.
Für Ariba und andere Geschäftsnetzwerke, über die Unternehmen sich mit Kunden, Lieferanten und Partnern verbinden können, nennt SAP konkrete Zahlen: Hier erhöhten sich die Umsätze mit Cloud-Abonnements und Support im zweiten Quartal währungsbereinigt um 21 Prozent. Die Cloud-Bruttomarge in diesem Segment steigt minimal auf 76 Prozent. Innerhalb des letzten Jahres wickelten rund 2,2 Millionen Unternehmen Handelsumsätze von mehr als 820 Milliarden Dollar über das Ariba-Netzwerk ab.
42 Millionen Endanwender meldet SAP für das cloudbasierende Reisekostenmanagement Concur, und 2,6 Millionen externe Mitarbeiter in rund 130 Ländern wurden über die ebenfalls zugekaufte Plattform Fieldglass verwaltet. Cloud Computing scheint sich also durchzusetzen und wird auch künftig weiter an Bedeutung zulegen.
Die Marktforscher von Gartner sehen „einen anhaltenden Trend weg von eigener IT hin zu webbasierten Dienstleistungen“. Sie gehen davon aus, dass der weltweite Cloud-Markt 2016 um 16,5 Prozent auf 204 Milliarden Dollar wachsen wird. Dieses Wachstum soll sich auch 2017 fortsetzen.
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Trotz des traditionell starken Lizenz- und Service-Geschäfts geht die Umwälzung in der IT-Landschaft auch an SAP nicht spurlos vorüber. Trotz wachsender Erfolge drückt die Forcierung des Cloud-Geschäfts die operative Marge. Die Umstellung des Lizenzmodells und die Investitionen in Ressourcen wie Rechenzentren kosten viel Geld. Für das Gesamtjahr 2015 hatte SAP eine Marge von 20,5 Prozent gemeldet. Im ersten Quartal 2016 betrug sie lediglich 17,2 Prozent. Jetzt erhöhte sie sich auf 24,2 Prozent.
Aufgrund dieser Entwicklung gibt sich SAP für das Gesamtjahr 2016 optimistisch. „Unsere bahnbrechend neue Architektur steigert die Dynamik in allen Sparten: Cloud, Kerngeschäft und Geschäftsnetzwerke. Dies führte zu einem dreifachen Erfolg mit zweistelligem Wachstum bei Software, Cloud und Betriebsergebnis“, kommentierte SAP-Chef Bill McDermott die jüngsten Quartalszahlen. „Unsere Pipeline für SAP S/4HANA ist stärker als je zuvor, und wir bestätigen zuversichtlich unseren Ausblick für das Gesamtjahr.“
McDermott blickt vor allem angesichts des drohenden Ausscheidens Großbritanniens aus der Europäischen Union optimistisch in die Zukunft: „Viele erwarten einen Abschwung durch den Brexit für viele Unternehmen und auch für die in Europa ansässige SAP – aber das Gegenteil wird der Fall sein.“ Der EU-Ausstieg der Briten werde für Unternehmen neue regulatorische Anforderungen bedeuten und auch neue Geschäftsmodelle nach sich ziehen. McDermott geht davon aus, dass das die Nachfrage nach Unternehmenslösungen weiter ankurbeln wird.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]
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