Apple hat in Berlin eine Niederlassung eingerichtet, in der bereits über ein Dutzend Experten an der weiteren Entwicklung seines Kartendienstes Maps sowie standortbasierter Dienste arbeiten. Das berichtet die Berliner Zeitung, die das Entwicklungsbüro als „geheimes Labor“ bezeichnet. Der iPhone-Hersteller lehnte eine Stellungnahme zu seinen Berliner Aktivitäten ab, über die schon länger spekuliert wird – bis hin zur vermuteten Entwicklung eines Apple-Autos.
Der Zeitung zufolge ist der Grund für die Standortwahl, dass auch der Kartendienst Here seinen Sitz in Berlin hat. Apple soll aggressiv Manager und Entwickler von Here abgeworben haben, darunter auch Programmierer, die an Routing-Algorithmen und Echtzeitkarten arbeiteten. Here wurde von Nokia nach der Übernahme von Navteq im Jahr 2007 gegründet und im letzten Jahr durch ein Konsortium von Daimler, BMW und Audi erworben.
Für die deutschen Autobauer war es ein Kauf mit strategischer Bedeutung. Dabei ging es ihnen nicht zuletzt darum, Technikfirmen wie Google und Apple auf Distanz zu halten. Für Pilottests automatisierter Fahrzeuge benötigen sie hochauflösendes Datenmaterial. In diesem Bereich sehen die Konzerne offenbar Apple und Google als direkte Konkurrenz, der sie keinen Zugriff auf kritische Daten gewähren wollen. Die deutschen Autohersteller setzten bereits seit Jahren das Here-Kartenmaterial ein und entwickelten auf seiner Basis ortsabhängige Dienste.
Auf die Abwerbungen durch Apple angesprochen, gab sich Here-Vizepräsident Christof Hellmis nur wenig beeindruckt. „Die Entwicklung von Kartentechnologie ist nichts, was Sie über Nacht lernen, selbst mit sehr guten Entwicklern“, zitiert ihn die Berliner Zeitung. „Letztlich spricht es für den Standort Berlin, wenn Apple aus dem Silicon Valley hier herkommt.“
Bereits bestätigt hat der iPhone-Hersteller die Einrichtung eines großen Entwicklungszentrums im indischen Hyderabad, in dem er vor allem seine Karten-Anwendungen für iPhones und Mac-Systeme weiterentwickeln will. Seinen eigenen Kartendienst hatte Apple im September 2012 mit iOS 6 gestartet – und zwar mit massiven Mängeln. Unter anderem falsche Angaben, fehlende Orte und extrem veraltete Satellitenbilder brachten Apple scharfe Kritik von Medien und Nutzern ein.
Die Probleme zwangen Apple-CEO Tim Cook zu einer öffentlichen Entschuldigung, und in diesem Zusammenhang musste auch iOS-Chef Scott Forstall gehen. Anschließend ging Apple auf Einkaufstour und übernahm diverse Mapping-Start-ups wie BroadMap, Embark, HopStop und Pin Drop. Im letzten Jahr stärkte Apple seinen Kartendienst Maps durch den Zukauf des GPS-Spezialisten Coherent Navigation. Seine Mitarbeiter in Berlin sollen jetzt unter anderem an der Navigation mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Apple Maps arbeiten.
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