In einem Microsoft-Anwenderforum wurde in der vergangenen Woche auf ein „Windows Self Healing Tool“ hingewiesen, das Besitzern eines Surface-Tablets bei Problemen mit dem Anniversary Update von Windows 10 helfen soll. Dies griffen mehrere Medien auf. Nach Recherchen von ZDNet handelt es sich aber um eine schlecht dokumentierte Entwicklung aus Nokias Hardwaresparte, die dieser Aufgabe keineswegs gerecht wird.
Den Berichten zufolge sollte es sich um ein „neues Werkzeug“ handeln, das gerade getestet werde. Der Download erfolgt von Microsoft-Servern. Auch Signatur und Optik lassen an ein offizielles Supporthilfsmittel glauben.
Die Datei selbst weist dann aber ein Copyright-Datum von 2015 auf. Die Rechte liegen demnach bei Microsoft Mobile Oy, also Microsofts von Nokia übernommener finnischer Tochter, die zu Teilen inzwischen aufgelöst wurde.
Auf Nokia weist auch das genutzte Konto für Azure Blob Storage hin, das identisch ist mit dem des Nokia Software Recovery Tool – also eines alten Windows-Phone-Werkzeugs für Lumia-Smartphones. Das Zertifikat stammt von Microsoft. Die Software scheint tatsächlich im Rahmen des Surface-Supports entwickelt worden zu sein.
Mit dem diesen Sommer veröffentlichten Anniversary Update für Windows 10 hat das vermeintliche „Selbstheilungswerkzeug“ hingegen nichts zu tun. Es ist auch kein offizielles Microsoft-Support-Werkzeug.
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Bei seiner Spurensuche entdeckte Ed Bott von ZDNet.com, dass mindestens zwei Versionen mit jeweils separatem Link zum Download von Microsoft-Servern angeboten werden. Diejenige mit der höheren Versionsnummer fordert nach Abarbeitung des Skripts zum Neustart des Surface-Tablets auf, um „die Reparaturen abzuschließen“. Bott schließt daraus, dass das Werkzeug für den internen Microsoft-Reparatur-Support entwickelt wurde, nicht aber für den Mainstream-Windows-Support.
Das eigentliche Skript führt demnach eine Reihe PowerShell-Befehle aus, um ein Windows-10-Gerät automatisch zurückzusetzen. Die Oberfläche wurde von einem älteren Nokia-Werkzeug übernommen. Eine allgemeine Verfügbarkeit scheint nicht intendiert gewesen zu sein. Deshalb gibt es auch keinerlei Dokumentation.
Ein Entwickler, der sich mit dem vermeintlichen Windows-Support-Tool beschäftigt hat, nennt es einen „Vorschlaghammer“. Ein anderer berichtet, angesichts der automatischen Systemänderungen „erschrocken“ zu sein. So werden individuelle Stromsparprofile gelöscht und alle Apps der Windows Universal Platform neu installiert, wobei sämtliche Einstellungen verschwinden. Auch verhindert ein Befehl, dass einmal installierte Updates wieder gelöscht werden können.
Von einer Nutzung des „Selbstheilungswerkzeugs“ ist folglich dringend abzuraten. Welchen Schaden seine Nutzung verursachen kann, ist derzeit noch offen, auch in Ermangelung jeglicher Dokumentation.
[mit Material von Ed Bott, ZDNet.com]
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