Es ist nicht einfach für mich, das endgültige Schicksal von Documentum mit anzusehen – dem Unternehmen, das Howard Shao und ich vor 25 Jahren gegründet haben. Am 12. September hat OpenText angekündigt, die Enterprise Content Division (ECD) von Dell EMC zu erwerben, zu der auch die ehemalige Documentum zählt. Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand bei Documentum diesen Ausgang erhofft hat, als die Firma 2003 an EMC ging. Ich persönlich dachte nicht, dass es so kommt, denn es ist eine wirklich große Pille, die OpenText da zu schlucken hat; es musste dazu eine Menge Schulden machen. Es ist für mich zwar keine große Überraschung, aber es ist traurig.
Ich selbst habe Documentum bereits einige Jahre vor der Akquisition durch EMC verlassen. Dennoch habe ich auch danach sehr genau mitverfolgt, wie es mit Documentum weiterging. In meinen Augen deckte sich die Absicht von EMC damals mit der, die OpenText jetzt mit seiner Akquisition verfolgt: Das größte Unternehmen im Bereich Enterprise Content Managements (ECM) zu werden. Oder – wie OpenText es nennt – innerhalb des „Informationsmanagements“. Die gebündelten Marktanteile beider Unternehmen, so scheint es, überholen IBM. Damit verfolgt OpenText seinen traditionellen Wachstumspfad weiter.
Documentum hat sich in derselben Zeit in eine ganz andere Richtung entwickelt. Unter der Führung von Dave DeWalt, der das Unternehmen 2001 übernahm, hat Documentum Technologien erworben, die ihr Produktportfolio ergänzten und Bestandskunden Mehrwert liefern sollten. Auch nach der Akquisition durch EMC schien Documentum – nun als Teil eines größeren Hardware-Unternehmens – noch über einen gewissen Autonomiegrad zu verfügen.
Das änderte sich, als der Hardwaresektor von EMC die Kontrolle übernahm und DeWalt das Unternehmen verließ. Seither ging es langsam, aber stetig bergab. Es gab einen mutigen Versuch, die Marke durch „Project Horizon“ wiederzubeleben, das nun Documentum LEAP heißt. Die Realisierung dauerte jedoch Jahre.
Dennoch: Es handelt sich um ein komplett neues Produkt, das kaum Gemeinsamkeiten mit Documentum aufweist – abgesehen von der Tatsache, dass es sich um eine Content-Plattform handelt. Als Dell EMC übernahm, gab es kein Projekt, das Documentum retten würde. Es war zu spät zu wenig unternommen worden und so kam Documentum unter den Hammer.
Der weitere Verlauf ist vorgezeichnet. Wie bei so vielen anderen Übernahmen durch OpenText wird es halbherzige Investitionsbeteuerungen geben. OpenText oder Documentum – es sieht ganz so aus, als wäre das Management von OpenText, insbesondere Tom Jenkins, davon überzeugt, welches von beiden das bessere Produkt ist. Man muss sich nur anschauen, wer wen übernommen hat und wer den größeren Marktanteil hat.
Das wird dazu führen, dass OpenText versuchen wird, Kunden auf ihre Plattform zu zwingen, den Documentum-Kundenstamm mürbe zu machen und in der Zwischenzeit Wartungsgebühren zu verlangen. Einige Kunden werden dann erkennen, dass sie in OpenText ein suboptimales Produkt für ihre Bedürfnisse haben – wenn sie erst einmal herausgefunden haben, wie das Innenleben von OpenText funktioniert, mit seinem ganz anderen Ansatz und einer nicht gerade besonders schnellen Repository-Engine. Fragen Sie ruhig die Vertriebsmitarbeiter oder Solutions Engineers von Documentum, die sich damit Tag für Tag herumschlagen.
Vielleicht glaubt OpenText ja sogar, dass es eine Upgrade-Möglichkeit für Documentum-Kunden zu LEAD gibt. Die eigenen Bemühungen von OpenText, sich in Richtung eines SaaS-Modells und zu einer modernen Softwarearchitektur weiterzuentwickeln, waren bis jetzt nicht erkennbar – geschweige denn erfolgreich. Wenn, dann steht sowohl den OpenText- als auch den Documentum-Kunden eine Überraschung ins Haus. Es wird nicht funktionieren. Obwohl es große Überlappungen innerhalb des Kundenstamms und konkurrierende, sich überschneidende Vertriebsorganisationen gibt, sieht alles in allem nicht vielversprechend aus.
Es ist ein ziemlich trauriges Ende für diejenigen von uns, die Documentum vor vielen Jahren aufgebaut haben. Dass ich alle meine Aktien schon vor langer Zeit verkauft habe – weil ich nichts über das Hardwaregeschäft von EMC wusste – heißt nicht, dass mich diese Entwicklung kalt lässt. Auch wenn keiner der Mitarbeiter, die ich von früher noch kannte, mehr im Unternehmen ist, bedeutet es nicht, dass es mich nicht berührt. Es hat Spaß gemacht, sich am Markt mit einem konkurrenzfähigen Unternehmen zu messen. Nun können wir nur noch helfen, die Scherben aufzulesen.
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