Der Cloud-Speicher-Anbieter Dropbox setzt damit eine Ankündigung von Februar um. Im ersten Schritt richtet sich das Angebot, den Standort der Daten auswählen zu können, an Unternehmenskunden mit mehr als 250 Nutzern. Es soll künftig dann auch kleineren Unternehmen zugänglich gemacht werden. Amazon Web Services hatte das genutzte Rechenzentrum in Frankfurt am Main 2014 in Betrieb genommen.
Thomas Hansen, Global Vice President of Sales bei Dropbox, hatte die Zusammenarbeit mit AWS damals damit begründet, dass dies einfach der schnellste Weg sei, die Ankündigung umzusetzen: „Wir glauben, dass wir so unseren Geschäftskunden kurzfristig mehr Optionen bieten können“, so Hansen im Frühjahr.
Die Zahl seiner Business-Kunden in Europa hat sich in den vergangenen zwei Jahren vervierfacht, wie der Anbieter jetzt mitteilt. Einige europäische Beta-Kunden hätten die Infrastruktur in den vergangenen Monaten bereits erfolgreich eingesetzt. „Das Verschieben der Dropbox-Dateien nach Europa geht für die Kunden nahtlos und unmerklich vonstatten“, so das Fazit des Anbieters in einer Pressemitteilung.
Es dürfte Dropbox helfen, seine Position im Enterprise-Segment auszubauen, dass Unternehmen die Möglichkeit haben, Daten bei Dropbox in Europa speichern zu können. Zwar wurde mit Privacy Shield schon eine Nachfolgeregelung für Safe Harbor ausgearbeitet, sie ist und bleibt aber umstritten. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass auch gegen dieses Abkommen geklagt werden wird. Rechtssicherheit sieht also anders aus.
Dessen sind sich zum Beispiel auch Salesforce und Microsoft bewusst: Beide verlagern seit Monaten Cloud-Angebote für europäische respektive deutsche Kunden nach Europa beziehungsweise Deutschland. Microsoft hatte erst gestern angekündigt, dass Rechenzentren in Frankfurt am Main und Magdeburg nun sicherstellen, dass Daten deutscher Firmenkunden für seine Azure-Dienste ausschließlich in Deutschland gespeichert werden. Für die rechtssichere Bereitstellung von Infrastruktur- und Plattform-Diensten verlässt sich Microsoft auf den Partner T-Systems.
Das Geschäft mit europäischen Kunden von Europa aus zu betreiben, ist daher von Dropbox nur konsequent. Dass man es damit offenbar Ernst meint, zeigt auch, dass im Mai in Hamburg eine deutsche Niederlassung eröffnet wurde. Bis dahin verfügte Dropbox in Europa nur über Niederlassungen in Dublin, London und Paris. Laut Dropbox-Deutschlandchef Oliver Blüher zählen In der DACH-Region derzeit etwa 4000 Unternehmen zu den zahlenden Kunden. Insgesamt sollen aus dem Hamburger Büro die rund 30 Millionen Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut werden. Die Mitarbeiter in Hamburg werden sich zudem auch um Vertrieb und Partnerschaften kümmern.
Eine dieser Partnerschaften wurde dann Ende Mai offiziell geschlossen. Durch sie wurde das Augsburger Unternehmen Secomba, Anbieter des Verschlüsselungsproduktes Boxcryptor, einer der Premium-Partner von Dropbox. Damit ist Boxcryptor einer der von Dropbox empfohlenen Zusatzdienste für etwa 150.000 Unternehmenskunden mit insgesamt mehr als 500 Millionen Nutzern. Damit stehen die Augsburger diesbezüglich auf einer Stufe mit Dell Data Protection Cloud Edition, dem auf DLP-Discovery spezialisierten Sookasa, sowie dem auf Durchsetzung von Richtlinien und Verwaltung von Berechtigungen ausgerichteten Unternehmen Vera und nCrypted Cloud, einer Anwendung für die sichere Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern.
Daten in Dropbox kann Boxcryptor ebenso wie in anderen Cloud-Speichern schon länger verschlüsselt ablegen. Hinzugekommen ist erst dieses Jahr die Möglichkeit, verschlüsselte Dateien direkt in Drittanbieter-Apps zu bearbeiten. Dadurch wird die Verschlüsselung für Nutzer noch einmal transparenter und damit weniger umständlich zu nutzen, was wiederum die Hürden senkt, sie überhaupt zu verwenden.
[Mit Material von Peter Marwan, silicon.de]
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