Facebook plant Gratis-Internet auch für USA

Facebook könnte sein umstrittenes Zero-Rating-Programm Free Basics in ein weiteres Land bringen, nämlich in seine Heimat, die USA. Wie die Washington Post berichtet, laufen aktuell Verhandlungen mit Regierungsbehörden und Netzbetreibern, um eine reibungslose Einführung zu ermöglichen.

Facebook wollte den Bericht nicht bestätigen. Ein Sprecher teilte CNET auf Anfrage mit: „Auch wenn wir nichts anzukündigen haben, ist es doch Facebooks Mission, die Welt in Verbindung zu bringen, und wir erforschen ständig neue Wege, auch in den USA.“

Das 2014 eingeführte Free Basics gibt Zugriff auf Basis-Internetdienste wie Wikipedia und Wettervorhersage, aber auch Facebook und seinen Messenger, ohne dass dies das Volumenkontingent des Mobilnutzers belasten würde. Es ist derzeit in Indien gesperrt, wo es als Verstoß gegen die Netzneutralität gesehen wurde, wird aber in 37 anderen Ländern weiter angeboten: 20 in Afrika, elf in Asien und sechs in Südamerika. In jedem dieser Länder hat Facebook mindestens einen Providerpartner.

„Free Basics“ ist der jetzige Name der App für Internet.org. Sie war schon im April 2015 in Indien auf Kritik gestoßen, da nur ausgewählte Dienste vom Internetvlumen eines Nutzers ausgenommen werden – darunter natürlich Facebook selbst und sein Messenger. Kritiker halten dies für einen Verstoß gegen das Gebot der Netzneutralität. Facebook schwinge sich zum Türsteher des Internet auf.

Das Social Network verweist darauf, dass Angebote innerhalb von Free Basics extrem datensparend arbeiten müssen und unter anderem werbefrei sind. Um seine Offenheit zu beweisen, machte es später die Teilnahme für jeden Entwickler möglich, wenn er sich an die vorgegebenen Spielregeln hält.

Einen Vorstoß, die Debatte in Indien in Richtung von Facebooks Weltrettungsmission umzudeuten, hatte im Oktober 2015 CEO Mark Zuckerberg unternommen, der Internet für Indien als „moralische Verpflichtung ausgab. Er wolle sich uneigennützig für eine Milliarde Inder ohne Netzzugang einsetzen, behauptete er. Schließlich könnten sie nicht einfach eine Onlinepetition unterzeichnen. Später ermöglichte Facebook aber seinen Nutzern eine Teilnahme an einer Meinungserhebung, was bei der zuständigen Telekommunikationsbehörde Unwillen hervorrief, zumal Facebook ihre ursprüngliche Fragestellung nicht wiedergab.

Im Januar kam Buzzfeed durch eine Umfrage unter Facebooks Providerpartnern zu dem Ergebnis, dass „Free Basics by Facebook“ vor allem von Menschen genutzt wird, die zuvor schon Mobilfunkkunden waren. Facebooks Ziel, Personen ohne Internetzugang zu erreichen, scheint sie kaum zu erfüllen. Vielmehr werde das Angebot hauptsächlich von technisch beschlagenen Anwendern mit schmalem Budget genutzt.

[mit Material von Steven Musil, CNET.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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