Yahoo Mail ermöglicht es Anwendern seit Tagen nicht mehr, automatische Weiterleitungen eingehender Nachrichten zu konfigurieren. Das berichtet jetzt die Associated Press. Offiziell handelt es sich um ein technisches Problem, viele Anwender glauben aber, Yahoo wolle sein Freemail-Angebot vor einer Massenabwanderung bewahren.
Zwei Wochen zuvor hatte Yahoo eingestanden, dass Hacker im Jahr 2014 Informationen von 500 Millionen Kunden gestohlen hatten. Es besteht der Verdacht, dass Yahoo diesen Vorfall wissentlich verschwieg. Sicherheitsforscher glauben, dass die Eindringlinge Kriminelle und nicht – wie von Yahoo behauptet – in einem Regierungsauftrag arbeitende Hacker waren. Sie erbeuteten jedenfalls Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und verschlüsselte Passwörter. Sicherheitsfragen und -antworten fielen ihnen teilweise unverschlüsselt in die Hände.
Wer nach diesen Vorfällen zu einem anderen E-Mail-Anbieter wechseln, aber E-Mails an die bisherige Yahoo-Adresse weiter empfangen möchte, wird wohl versuchen, eine automatische Weiterleitung einzurichten – und genau das ist derzeit nicht möglich. Existierende Weiterleitungen tun hingegen ohne Probleme ihren Dienst.
„Wir arbeiten daran, die automatische Weiterleitung so schnell wie möglich wieder funktionsfähig zu machen, weil wir wissen, wie nützlich sie für unsere User sein kann“, kommentierte ein Sprecher gegenüber CNET.com. „Die Funktion wurde wegen geplanter Wartungsarbeiten abgeschaltet, um die Möglichkeiten für Nutzer mit mehreren Konten zu verbessern.“
Auf Nachfrage nach einem Termin hieß es „in Kürze.“ Für die Zwischenzeit empfiehlt Yahoo, andere E-Mail-Konten in Yahoo Mail einzubinden, um alles unter einem Dach zu haben – was allerdings genau das Gegenteil dessen ist, was wechselwillige Anwender sich wünschen.
Die Situation von Yahoo wird auch von US-Netzbetreiber Verizon kritisch beäugt, der eine Absichtserklärung unterzeichnet hat, Yahoo für 4,83 Milliarden Dollar zu kaufen – vor Bekanntwerden des Datendiebstahls und der Überwachung. CEO Lowell McAdam erklärte jetzt dem Wall Street Journal, man habe eine Prüfung begonnen, welche Auswirkungen die Skandale auf den Unternehmenswert hätten. Angeblich fordert sein Unternehmen eine Preisreduktion um etwa 20 Prozent oder eine Milliarde Dollar.
[mit Material von Richard Nieva, CNET.com]
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