Der russische Hacker, der Anfang des Monats in der tschechischen Hauptstadt Prag verhaftet wurde, ist möglicherweise nicht nur für den Angriff im Jahr 2012 auf LinkedIn verantwortlich. Das US-Justizministerium wirft dem 29-jährigen Yevgeniy Aleksandrovich Nikulin vor, auch hinter Angriffen auf Dropbox und Formspring zu stecken. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten Anklageschrift hervor.
Der aus Moskau stammende Hacker soll außerdem Anmeldedaten von LinkedIn- und Formspring-Mitarbeitern für weitere Computereinbrüche benutzt haben. Beim Angriff auf Formspring soll er Unterstützung von bisher nicht bekannten Mittätern erhalten haben. Insgesamt werden ihm drei Einbrüche in Computernetzwerke, zweifacher Identitätsdiebstahl sowie Verschwörung vorgeworfen.
Der Klage zufolge sollen Nikulins Mittäter die gestohlenen Kundendaten wie Nutzernamen und Passwörter zum Verkauf angeboten haben. Ein anderer Mittäter habe die Informationen gekauft. Die Tatbeteiligten sollen unter anderem über Gmail-Konten sowie den Kurznachrichtendienst Twitter kommuniziert haben.
Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass tschechische Behörden schon am 5. Oktober einen 29-jährigen russischen Staatsbürger verhaftet haben. LinkedIn teilte zu dem Zeitpunkt mit, es habe die US-Bundespolizei bei ihren Ermittlungen unterstützt. Offenbar liegt auch ein Auslieferungsantrag der US-Ermittler vor, den die tschechischen Behörden nach eigenen Angaben noch prüfen.
Russland erwägt laut einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur TASS eine Beschwerde gegen die Auslieferung seines Staatsbürgers. „Wir bestehen darauf, dass der Verhaftete an Russland übergeben wird“, sagte demnach ein Sprecher der russischen Botschaft in Prag.
Im Mai hatte ein Hacker, der sich selbst „Peace“ nennt, im Dark Web eine Datenbank mit 117 Millionen LinkedIn-Zugangsdaten für rund 2200 Dollar zum Kauf angeboten. Die Hacker-Suchmaschine LeakedSource konnte rund 90 Prozent der zugehörigen Passwörter innerhalb weniger Tage entschlüsseln. Nach dem Vorfall von 2012 waren nur rund 6,5 Millionen Zugangsdaten aufgetaucht. Außerdem nannte LinkedIn vor vier Jahren keine endgültigen Zahlen und informierte die Betroffenen auch nicht auf direktem Weg. Dropbox bestätige Ende August den Verlust von 68 Millionen Passwörtern. Betroffen sind Kunden, die ihr Kennwort vor Mitte 2012 das letzte Mal geändert haben.
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