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Lenovo Yoga Book mit Android im Test

Mit der großen Touchfläche unterhalb des Displays will Lenovo mit dem Yoga Book das Convertible neu erfinden. Statt einer mechanischen Tastatur gibt es berührungsempfindliche Tasten, die sich bei Bedarf zu einer riesigen Eingabefläche für einen digitalen Stift verwandeln. Das Yoga Book klingt aufregend und neu, doch kann diese Neuerung auch im Alltag überzeugen?

Schlankes Design

Tablet, Notebook oder digitaler Notizblock – im Grunde ist das Yoga Book all das zusammen und in jedem Fall ist es einfach beeindruckend. Das Grundprinzip des Designs ist natürlich nicht komplett neu. So haben wir bereits diverse Yoga Notebooks getestet, die über den so genannten Watchband-Mechanismus verfügen. Das besondere Scharnier bietet vier Aufstellformen für die Lenovo Convertibles: Als Notebook, als Zelt, umgeklappt und als Tablet. An sich also nichts wirklich neues. Neu beim Yoga Book ist die Touchfläche auf der Unterseite, die als Tastatur und Zeichenfläche dient. Dadurch, dass man richtige, mechanische Tasten losgeworden ist, konnte man das Yoga Book so viel schlanker bauen als es mit einer Tastatur möglich gewesen wäre.

Lenovo Yoga Book als Notebook (Bild: ZDNet)

Wie schlank das Yoga Book ist, kann man schwer beschreiben, man muss es einfach selbst erlebt haben. Zugeklappt ist es mit 9,6 Millimetern kaum dicker als ein Smartphone. Die einzelnen Elemente, Basis und Bildschirm, sind dementsprechend nur halb so dünn und erreichen an der dicksten Stelle maximal 5 Millimeter. Bestehend aus einer Magnesium-Aluminium-Legierung ist das Yoga Book aber trotz der geringen Dicke nicht wirklich fragil. Im zugeklappten Zustand gibt das Tablet nicht nach, geöffnet lässt sich nur der Display-Teil sichtbar verwinden. Nichts, was besorgniserregend wäre, bei dieser Dicke muss man damit eben leben.

Hochwertige Verarbeitung

Die Materialwahl ist insgesamt sehr hochwertig und die Verarbeitung auf einem hohen Niveau. Besonders gefällt das Watchband-Scharnier, das mit seinen Gliedern an ein Uhren-Armband erinnert. Dieses ist ähnlich wie bei den großen Yoga-Convertibles aufgebaut, nur eben kleiner. Die Miniaturisierung hat aber keinerlei Auswirkungen auf die Stabilität. Beim Aufstellen gibt das Yoga Book nicht nach und bleibt als Zelt stabil stehen. Als Notebook aufgeklappt wippt es bei Toucheingaben leicht nach, woran man sich aber gewöhnt.

Lenovo Yoga Book Watchband Scharnier (Bild: ZDNet)

Ein Paar größere Kritikpunkte gibt es beim Gehäuse aber doch. Zum einen kann man das Yoga Book nicht mit einer Hand aufklappen. Dafür fehlt zum einen eine Aussparung zwischen den beiden Hälften, um das Display mit dem Finger hochheben zu können. Zum anderen halten die Magneten die Basis und das Display sehr fest zusammen. Im Alltag etwas störender ist aber vor allem die Unterbringung der An/Aus- und Lautstärke-Tasten auf der rechten Seite der Basis. Diese sind im Notebook-Modus recht schwer erreichbar, weil sie zu nah am Tisch sind. Zudem sind sie etwas zu schmal gefertigt und dadurch etwas schwer zu erspüren. Während die Lautstärke alternativ über die Tastatur oder den Touchscreen geregelt werden kann, fehlt diese Option für den Standby-Knopf.

Ebenfalls ein kleines Detail: Es gibt keine Standfüße auf der Unterseite. Dadurch ergeben sich zwei Effekte: Erstens, auf glatten Oberflächen rutscht das Yoga Book leicht hin- und her. Zweitens, die Unterseite verkratzt sehr schnell, weil sie nicht angehoben ist, sondern die komplette Fläche flach auf dem Tisch liegt.

Halo Keyboard – Tastatur mal anders

Die größte Besonderheit des Lenovo Yoga Book ist aber selbstverständlich die Touch-Fläche in der unteren Hälfte, die wahlweise als Digitizer-Flächer oder als Tastatur fungiert. Fangen wir zunächst mit der Tastatur an. Diese bietet ein komplettes QWERTZ-Layout in einer angenehmen Größe, sodass man problemlos mit zwei Händen tippen kann. Wirklich so problemlos? Dadurch, dass die Tastatur keinerlei Druckpunkt oder Hub besitzt, ist das Tippgefühl zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Wer das Tippgefühl eines Notebooks erwartet, wird deswegen gnadenlos enttäuscht sein. Wer allerdings das Tippen auf einer On-Screen-Tastatur auf einem Tablet gewohnt ist, der findet sich deutlich schneller zurecht und erkennt die Vorteile des so genannten Halo Keyboard besser an.

Lenovo Yoga Book Halo Keyboard (Bild: ZDNet)

Die Halo Tastatur ist vom Grundprinzip nichts anderes als eine On-Screen-Tastatur. Man darf beispielsweise die Finger nicht auf den Tasten ablegen, wie man es häufig bei einer mechanischen Tastatur macht. Im Gespräch meinte Lenovo, dass vor allem die junge Generation, die mit einem Tablet statt einem Laptop aufgewachsen ist, die Halo Tastatur als eine intuitive Weiterentwicklung erachtet. Wenn man das so betrachtet, ist Lenovos berührungsempfindliche Tastatur in der Tat ein Schritt nach vorne. Nach einigen Stunden Eingewöhnungszeit lassen sich auch längere eMails bequem verfassen. Bei Tippfehlern hilft die eingebaute Autokorrektur, diese kann man sogar auf die Android-Tastatur seiner Wahl umstellen wie beispielsweise SwiftKey.

Halo Keyboard – ganz schön laut

Auch etwas Feedback gibt es, denn bei jedem Tastendruck gibt es eine kurze Vibration. Das Problem dabei ist, dass das komplette Yoga Book dabei vibriert und man das Feedback somit nicht orten kann. Man weiß somit nicht genau, ob man jetzt die eine oder andere Tasten getroffen hat, denn es vibriert einfach alles gleich stark. Oben haben wir schon festgestellt, dass das Yoga Book keine Füße hat, die es von einem Tisch abheben. Das Problem wirkt sich auch hier aus, weil dadurch jede Vibration auf den Tisch weitergegeben wird und somit resoniert. Jeder Tastendruck wird somit gleich viel lauter wiedergegeben, was in einer ruhigen Sitzung oder selbst in einem Café störend auffallen kann. Zum Glück kann man das Vibrationsfeedback ausschalten.

Die Tastatur ist nach einer kurzen Eingewöhnungsdauer also gut nutzbar, vor allem ist sie aber für kurze Eingaben gedacht. Mal eben schnell eine Folie abändern, eine eMail beantworten oder ein Paar Notizen eintippen. Für mobiles Arbeiten könnte das für viele ausreichend sein.

Lenovo Yoga Book mit Real Pen (Bild: ZDNet)

Digital oder auf Papier – der Real Pen kann alles

Mit einem Tastendruck verwandelt sich die beleuchtete Tastatur zu einer großen Eingabefläche für den mitgelieferten Real Pen. Der Real Pen ist ein druckempfindlicher Stift, mit dem man Zeichnen und Schreiben kann. Das besondere an dem Stift: Er kann als digitaler Stift oder mit einer Kugelschreiber-Mine ausgestattet ganz analog, also auf Papier, verwendet werden. Erfreulich, dass Lenovo hier nicht gespart hat und all das benötigte Zubehör gleich mitliefert. Der Real Pen kommt neben einer Kunststoff-Mine mit drei Kugelschreiberminen, die mit einem schnellen herausziehen ausgewechselt werden können. Auch ein Kunstlederblock mit 20 Blatt Papier ist enthalten – dieser wird magnetisch so festgehalten, dass das Papier mit dem Bildschirm möglichst synchron ausgerichtet ist.

Der Real Pen (Bild: ZDNet)

Das Zeichnen hat nämlich große Ähnlichkeiten mit einem Wacom-Grafiktablet. Man zeichnet auf der großen, waagerechten Fläche, sieht aber gleichzeitig das Ergebnis auf dem vertikalen Bildschirm. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit geht das ganz gut von der Hand. Im Grunde kann das komplette Tablet dann mit dem Stift bedient werden, da die untere Touchfläche den oberen Touchscreen spiegelt. Ebenfalls ist es nach einer kurzen Einstellung möglich mit dem Stift direkt auf dem Bildschirm zu zeichnen, durch die starke Verzögerung ist das aber nicht empfehlenswert. Insgesamt ist die digitale Stifteingabe recht gelungen und ermöglicht präzises und druckempfindliches Zeichnen und Schreiben mit bis zu 2048 Druckstufen.

Die Stifteingabe hat aber auch Schwächen..

Wie schon erwähnt, gibt es aber auch die Möglichkeit, mit einer Kugelschreibermine auf Papier zu schreiben oder zu zeichnen und es gleichzeitig digital erfassen zu lassen. Am besten klappt das mit der hauseigenen Note Saver App, die auch sofort aktiviert wird, sobald man in den Stift-Modus wechselt. Der Vorteil an Note Saver: Die App nimmt die Notizen im Vollbild auf, sodass fast die komplette Seite des mitgelieferten Blocks benutzt werden kann. Der große Nachteil der App ist, dass die Notizen nicht synchronisiert werden können. Maximal als PDF kann man sie verschicken.

Hier bietet sich die Verwendung von Microsofts OneNote an – doch stößt man dabei an ein Problem. OneNote hat eine recht große Menüfläche auf der Oberseite – wer also oben auf dem Papier schreibt, bekommt die Notiz an dieser Stelle nicht digitalisiert und muss zwingend das erste Drittel der Papier-Seite leer lassen. Nettes Feature: Auch im Standby-Modus kann das Yoga Book Notizen aufzeichnen, dafür einmal den Stift-Knopf gedrückt halten und schon kann es losgehen.

Auch rein digitale Eingaben sind kein Problem (Bild: ZDNet)

Display, Hardware und Anschlüsse

Das Display des Lenovo Yoga Book bietet eine Diagonale von 10,1 Zoll und löst mit FullHD auf, also 1920 mal 1080 Pixeln. Die Farben sind angenehm gesättigt, dank IPS-Technologie sind die Blickwinkel sehr gut. Die Helligkeit ist auf einem guten Niveau, das Display spiegelt aber viel zu stark, um das Tablet außerhalb geschlossener Räumlichkeiten einsetzen zu können.

Im Lenovo Yoga Book arbeitet ein Intel Atom x5-Z8550 Prozessor mit vier Kernen, die mit maximal 2,4 Gigahertz takten. Die Performance ist insgesamt auf einem guten Niveau, beim Multitasking sind die 4 GByte Arbeitsspeicher sehr hilfreich und gestalten den App-Wechsel sehr schnell. Der Prozessor sowie die Grafikeinheit könnten aber durchaus schneller arbeiten und sind mittlerweile ein Jahr alt. Ruckeln gibt es nur sehr selten und auch Apps starten schnell. Wer gerne aufwendige Titel spielt, für den ist das Yoga Book aber weniger geeignet.

Obwohl das Yoga Book beeindruckend schlank ist, schafft es Lenovo diverse Anschlüsse in die Geräteseite unterzubringen. So gehören ein microUSB-Anschluss, ein micro-HDMI- Ausgang sowie eine 3,5-mm-Kopfhörerklinke zur Ausstattung. 64 GByte Speicher sind eingebaut, ein microSD-Schacht zur Speichererweiterung steht ebenfalls zur Verfügung. Für diese Größe beeindruckend ist auch die Klangqualität der Lautsprecher. Diese klingen erstaunlich laut und klar, es fehlt ihnen aber an Bass. Dank Dolby Atmos Zertifizierung bekommt man bei Filmen ein räumliches Gefühl, das in der Tat funktioniert.

Das Display und die Taskbar (Bild: ZDNet)

Android mit Produktivitätsbezug

Lenovo setzt beim Yoga Book auf das Android 6 „Marshmallow“ Betriebssystem, reichert es aber mit einer eigenen Benutzeroberfläche an. Die auffälligste Änderung ist die Taskleiste, die an die von Windows angelehnt ist. Hier findet man alle Apps, die zuletzt geöffnet wurden und kann schnell zwischen diesen wechseln. Ebenfalls gibt es die Möglichkeit, Apps – soweit sie es unterstützen – in kleineren Fenstern anzeigen zu lassen. Vor allem in Verbindung mit der Tastatur und dem darunter liegenden Trackpad bringt es eine Produktivitätssteigerung und ist somit eine willkommene Erweiterung.

Akkulaufzeit

Mit einem 8500 Milliamperestunden-Akku verspricht Lenovo eine Akkulaufzeit von 13 Stunden. Diese konnten wir nicht erreichen. Im Alltagstest mit häufigem Tippen oder Stiftnutzung bei etwa 60-70 Prozent Display-Helligkeit konnten wir nur 8 Stunden Laufzeit erreichen, bei Videowiedergabe lag dieser Wert zwar darüber, kam aber ebenfalls nicht an die 13 Stunden heran. Der Wert ist insgesamt gut, aber verfehlt die Angabe Lenovos um einiges.

Lenovo Yoga Book als Zelt (Bild: ZDNet)

Lenovo Yoga Book – Fazit

Aufklappen und lostippen, oder los schreiben oder los tippen – das Lenovo Yoga Book ist ein Multifunktionstalent. Kein anderes 2-in-1 Gerät bietet so viele Eingabemöglichkeiten wie das Yoga Book. Dazu ist es leicht, schlank und bietet diverse Aufstellmöglichkeiten. Die Android Version für 499 Euro ist definitiv kein kompletter Notebook-Ersatz, dafür fehlt es bei der Tastatur an Feedback und beim Prozessor an Leistung. Dennoch ist es ein potenter mobiler Rechner, der unterwegs für den einen oder anderen Text oder eine kreative Pause sehr gut geeignet ist. Wer mit den Einschränkungen leben kann, findet mit dem Yoga Book einen vielfältigen Begleiter.

Daniil Matzkuhn

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