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Google-Anwalt: Android fördert den Wettbewerb

Googles Chefjustiziar Kent Walker hat erneut die Kartellvorwürfe der Europäischen Kommission zu Googles Mobilbetriebssystem Android zurückgewiesen. Als positiv stellt er in einem Blogeintrag heraus, dass Verbraucher weltweit Zugriff auf mehr als 24.000 unterschiedliche Android-Geräte von mehr als 1300 Marken hätten. App-Entwicklern in Europa biete Android zudem einen Markt mit mehr als einer Milliarde Verbrauchern. „Android ist keine ‚Einbahnstraße‘; es ist eine mehrspurige Autobahn der Auswahlmöglichkeiten“, schreibt Walker.

Der EU-Kommission wirft Walker vor, die Gefahren einer Fragmentierung des mobilen Ökosystems zu unterschätzen. Alleine in Europa seien 1,3 Millionen Entwickler auf „stabile und einheitliche Rahmenbedingungen“ angewiesen. „Jeder Hersteller kann Android herunterladen und beliebig verändern. Diese Flexibilität macht Android anfällig für Fragmentierung, ein Problem, dass frühere Betriebssysteme wie Linux und Symbian geplagt hat.“

Um zu verhindern, dass Entwickler verschiedene Versionen ihre Apps erstellen müssen, habe sich Google mit den Geräteherstellern auf eine Mindestkompatibilität geeinigt. Sie erlaube die Entwicklung sehr unterschiedlicher Geräte und gebe Entwicklern die Zuversicht, dass ihre Anwendungen nahtlos auf tausenden unterschiedlicher Telefone und Tablets laufen. „Dieses Gleichgewicht stimuliert den Wettbewerb zwischen Android-Geräten und auch zwischen Android und Apples iPhone“, folgert Walker.

In seinem Blogeintrag geht er auch auf den Vorwurf der EU ein, Google zwinge Hersteller, bestimmte Apps und Dienste auf Android-Geräten vorzuinstallieren. Dies sei auch bei anderen Plattformen eine gängige Praxis. Als Beispiel nennt Walker drei aktuelle Smartphones: Apple iPhone 7 mit iOS 10.0.2, Microsoft Lumia 550 mit Windows 10 Mobile und Samsung Galaxy S7 mit Android 6.0.1. Auf dem iPhone 7 seinen 39 von 39 vorinstallierten Apps von Apple. Microsoft liefere das Lumia 550 mit 47 vorinstallierten Anwendungen aus – 39 davon aus dem eigenen Haus. Auf Samsungs aktuellem Flaggschiff seien allerdings nur 11 von 38 vorinstallierten Apps von Google. Den Rest steuerten unter anderem Samsung und Microsoft bei.

Google wehrt sich gegen die Kartellvorwürfe der EU mit dem Argument, dass die Konkurrenz mehr eigene Apps auf Smartphones vorinstalliert als Google (Bild: Google).Auch Googles Online-Marktplatz biete ein großes Angebot an mit Googles Diensten und Apps konkurrierenden Anwendungen. Seit 2011 seien solche Apps 15 Milliarden Mal heruntergeladen worden. Außerdem installiere der durchschnittliche Android-Nutzer in Europa rund 50 zusätzliche Apps auf seinem Mobilgerät. Beides sieht Walker als Beleg dafür an, dass Google sein Mobilbetriebssystem nicht gegenüber der Konkurrenz abschottet.

Die Bündelung von Produkten wie Google Search und Google Play erlaube es Google, seine anderen Apps kostenlos anzubieten. „Diese kostenlose Verteilung ist eine effiziente Lösung für jedermann – sie senkt die Preise für Gerätehersteller und Verbraucher, während wir unsere erheblichen Investitionen in Android und Play fortsetzen können.“

Ob sich die europäischen Kartellwächter den Argumenten von Google, die das Unternehmen in dieser Woche auch offiziell in Brüssel eingereicht hat, anschließen werden, bleibt abzuwarten. Gegen Googles Fragmentierungs-Argument spricht beispielsweise, dass Entwickler bereits jetzt mit einer höhen Fragmentierung zu kämpfen haben, und zwar durch die große Zahl an unterschiedlichen Android-Versionen, die aktuell im Umlauf sind. Walker geht auch nicht darauf ein, dass Hersteller bestimmte Google-Apps vorinstallieren müssen, wenn sie ihren Kunden den Google Play Store anbieten wollen – und dass sich diese Apps in der Regel nicht deinstallieren lassen.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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