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Kaspersky reicht Kartellbeschwerde gegen Microsoft ein

Es geht um die Bündelung von Microsoft Defender mit Windows 10. Der Softwarekonzern soll unabhängige Anbieter von Sicherheitslösungen gezielt benachteiligen. Der russische Federal Antimonopoly Service hat bereits Ermittlungen eingeleitet.

Eugene Kaspersky, Gründer des russischen Sicherheitsanbieters Kaspersky Lab, wirft Microsoft wettbewerbsfeindliches Verhalten vor. In einem Blogeintrag kündigte er Ende vergangener Woche an, bei den zuständigen Behörden in mehreren Ländern weltweit, darunter EU und Russland, Kartellbeschwerden gegen das Unternehmen aus Redmond einzureichen. Der russische Federal Antimonopoly Service (FAS) bestätigte zudem die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen „Einschränkung oder Eliminierung des Wettbewerbs“ und „Verstößen gegen die Interessen Dritter oder Verbraucher in ihrer Gesamtheit“.

Kasperskys Geschäft mit Antivirensoftware sieht der Firmengründer durch die Integration von Microsofts eigener Sicherheitssoftware Defender in Windows 10 gefährdet. Zudem soll Microsoft für sein neues Betriebssystem die Anforderungen für Drittanbieter von Sicherheitslösungen erhöht und damit den Einsatz von deren Produkten erschwert haben.

„Wenn Sie auf Windows 10 upgraden, deaktiviert Microsoft automatisch und ohne Vorwarnung jegliche ‚inkompatible‘ Sicherheitssoftware und ersetzt sie – Sie haben richtig geraten – durch den eigenen Defender“, schreibt Kaspersky in seinem „Jetzt reicht es, ich habe genug“ betitelten Blogeintrag. Sicherheitssoftware ist Kaspersky zufolge aber nur aus einem Grund inkompatibel zu Windows 10: Microsoft gebe Drittanbietern nach der Veröffentlichung einer neuen Windows-10-Version nur eine Woche Zeit, um ihre Produkte anzupassen. Früher habe die Frist zwei Monate betragen.

Zudem soll Microsoft mit unfairen Mitteln versuchen, kompatible Antivirensoftware durch Defender zu ersetzen. Nach einem Upgrade werde Microsoft Defender automatisch mit der Warnung geöffnet, die Anwendung sei nicht aktiv. Der Nutzer werde aufgefordert, das vorhandene Antivirenprogramm zu löschen, um Defender einzuschalten. Defender biete eine „große fette“ Schaltfläche dafür an.

Microsoft habe aber noch weitere Möglichkeiten in Windows 10 integriert, um Drittanbietersoftware zu deaktivieren. Beispielsweise sei die Zahl der aktiven Sicherheitsprogramme auf einem PC beschränkt. Zulässig sei eine Anwendung plus Microsoft Defender. Installiere ein Nutzer aber neben seiner eigenen Lösung beispielsweise eine Testversion einer weiteren Antivirensoftware, schalte Windows 10 beide Programme ab und – „Sie haben richtig geraten – aktiviert Defender“.

Seine Kritik unterstreicht Kaspersky mit „unterdurchschnittlichen“ Testergebnissen für Windows Defender. Unter anderem verlinkt er einen Test des Magdeburger Instituts AV-Test von April 2016, in dem Windows Defender in der Kategorie „Schutz“ nur drei von sechs möglichen Punkten erhält. Kaspersky wurde mit sechs von sechs Punkten indes als „Top Product“ bewertet.

„Microsoft versucht schrittweise, unabhängige Entwickler aus dem Windows-Ökosystem zu verdrängen, sobald es eine eigene Anwendung für diesen Zweck hat. Dadurch handelt Microsoft gegen das Interesse von Nutzern, da viele seiner Produkte eine schlechtere Qualität haben“, ergänzte Kaspersky. „Wir haben entschieden, offizielle Stellen in verschiedenen Ländern anzusprechen, mit der Aufforderung, Microsoft zu verpflichten, seine Verstöße gegen Kartellgesetze einzustellen.“ Microsoft müsse Entwicklern unter anderem ausreichend Zeit geben, die Kompatibilität ihrer Software zu Windows sicherzustellen, und zudem Nutzer vor einem Upgrade explizit über inkompatible Software informieren.

[mit Material von Tas Bindi, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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