Russland hat eine offizielle Sperre von LinkedIn verfügt. Das in Russland von rund 5 Millionen Mitgliedern für die Pflege beruflicher Kontakte genutzte Netzwerk soll innerhalb von 24 Stunden nicht mehr erreichbar sein, kündigte die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor an. Aus Russland greifen etwa 1 Prozent seiner weltweiten Nutzer auf LinkedIn zu.
Vorauseilend sorgten mehrere Internetprovider bereits dafür, dass die Nutzer das Netzwerk nicht mehr erreichen können. Die übrigen werden die Blockade ebenfalls umsetzen müssen, um nicht selbst hohe Bußgelder oder gar eine Sperrung ihrer eigenen Dienste zu riskieren.
Als Begründung führte die auch mit Zensurmaßnahmen betraute Behörde an, dass LinkedIn nicht der Forderung nachkam, die Daten russischer Nutzer in Russland zu speichern. Mit der Speicherung auf ausländischen Servern habe es gegen schon länger geltende Gesetze verstoßen. Kreml-Sprecher Dmitry Peskov versicherte gegenüber Journalisten in Moskau, dass Roskomnadsor in strikter Übereinstimmung mit dem Gesetz handle.
Das schon im letzten Jahr in Kraft getretene Gesetz trifft vor allem Anbieter von Cloud- und anderen Online-Diensten. Es schreibt vor, dass Unternehmen, die Daten von russischen Bürgern verarbeiten, dies in Infrastrukturen auf russischem Boden tun müssen. Mit der Gesetzesänderung reagierte der Kreml auch auf das Bekanntwerden der massenhaften NSA-Überwachung.
LinkedIn hat die Blockade seines Netzwerks inzwischen bestätigt. „LinkedIns Vision besteht darin, wirtschaftliche Chancen für alle Erwerbstätigen weltweit zu schaffen“, heißt es dazu in einer Stellungnahme. „Wir beginnen von Mitgliedern in Russland zu hören, dass sie nicht mehr auf LinkedIn zugreifen können. Die Sperrung durch Roskomnadsor verweigert Millionen von Mitgliedern den Zugang, die wir in Russland haben. Das gilt ebenso für Unternehmen, die LinkedIn für wachsende Geschäfte einsetzen. Wir sind weiterhin an einem Treffen mit Roskomnadsor interessiert, um über ihre Forderung nach Datenlokalisierung zu sprechen.“
Russland begründet den gesetzlichen Zwang zu lokalen Servern als Mittel, um die persönlichen Daten von Nutzern zu schützen. Zugleich liegt nahe, dass die Regierung damit für sich einen einfacheren Weg schaffen will, um selbst auf die Daten zugreifen zu können. Das Gesetz wurde offenbar bislang nur selektiv angewandt. TechCrunch vermutet daher, dass Russland mit dem Vorgehen gegen LinkedIn einen Warnschuss abgeben will, um andere und auch größere Anbieter zur lokalen Speicherung zu bewegen.
Microsoft hat im Juni die Übernahme von LinkedIn für 26,2 Milliarden Dollar angekündigt. Der Softwarekonzern ist inzwischen selbst im Visier der russischen Wettbewerbsbehörde. Der Federal Antimonopoly Service (FAS) leitete Ermittlungen gegen Microsoft ein, nachdem der russische Sicherheitsanbieter Kaspersky eine Kartellbeschwerde einreichte. Dabei geht es um die Bündelung von Microsoft Defender mit Windows 10, mit der angeblich unabhängige Anbieter von Sicherheitslösungen gezielt benachteiligt wurden.
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