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Bericht: Facebook entwickelt Zensur-Tool für China

Facebook hat angeblich eine Software entwickelt, die in bestimmten Regionen automatisch Einträge im Newsfeeds eines Nutzers ausblenden kann. Wie die New York Times berichtet, hat das Tool den Segen von CEO Mark Zuckerberg. Nach Angaben von ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern des Social Network soll es die chinesische Regierung gütlich stimmen und Facebook einen Wiedereinstieg in den chinesischen Markt ermöglichen.

Letzteres bestätigte ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage der Zeitung, ohne jedoch auf das Zensur-Tool einzugehen. „Wir haben schon länger unser Interesse an China bekundet und verbringen Zeit damit, mehr über das Land zu erfahren. Wir haben allerdings noch nicht entschieden, wie wir an China herangehen. Derzeit konzentrieren wir uns darauf, chinesischen Entwicklern und Unternehmen zu helfen, mithilfe unserer Anzeigenplattform neue Märkte außerhalb schon China zu erschließen.“

Mit rund 700 Millionen Nutzern ist China der größte Internetmarkt weltweit. Die von der Regierung in Peking vorgegebenen Zensurregeln verhindern jedoch, dass die Bevölkerung auf bestimmte US-Websites zugreift, um letztlich den Zugang zu Informationen über nach Ansicht der Regierung sensible Themen einzuschränken.

Internetfirmen wie Facebook, die ihre Dienste in China anbieten wollen, müssen die fraglichen Inhalte dort blockieren. Ohne dieses Zugeständnis sperren die Behörden des Landes ihre Angebote. Davon betroffen sind auch Google und Twitter.

Üblicherweise blockiert Facebook rechtswidrige Beiträge jedoch erst nachdem sie veröffentlicht beziehungsweise gemeldet wurden. Dem Bericht zufolge soll das Zensur-Tool jedoch verhindern, dass bestimmte Beiträge überhaupt im News Feed erscheinen. Facebook plane jedoch nicht, das Tool selber einzusetzen. Stattdesseen werde es wahrscheinlich an einen Drittanbieter übergeben, der dann die Beiträge in den Feeds chinesischer Nutzer überwache.

Der Umgang mit rechtswidrigen Beiträgen beschert Facebook derzeit hierzulande Ärger mit Behörden. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen das Unternehmen, seine irische Niederlassung sowie hochrangige Manager. Facebook soll Hass-Postings nach Kenntnisnahme nicht entfernen und stattdessen weiterhin öffentlich zugänglich machen. Im Raum steht dabei der Vorwurf der Volksverhetzung.

Für Aufsehen hatte im September die Löschung eines Beitrags der schwedischen Tageszeitung Aftenposten gesorgt. Darin war ein berühmtes dokumentarisches Foto des Fotografen Nick Ut aus dem Vietnamkrieg zu sehen, das fliehende Kinder zeigt – darunter ein unbekleidetes Mädchen. Das Social Network sah drin einen Verstoß gegen sein Nacktbilder-Verbot und entfernte das Foto kurz nach Veröffentlichung des Beitrags – obwohl das Foto weder in Schweden noch in den USA gegen Gesetze verstößt.

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[mit Material von Steven Musil, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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