Categories: RechtRegulierung

Steuernachzahlung in Irland: Apple begründet Klage gegen EU

Apple hat seine Klage gegen die EU-Kommission begründet, mit der das Unternehmen gegen die Entscheidung von Brüssel vorgeht, die Steuerabsprache zwischen Irland und Apple als illegale Staatshilfe einzustufen. Die Klage selbst hatte der iPhone-Hersteller bereits am 19. Dezember eingereicht, wie aus dem jetzt im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlichten Schriftsatz hervorgeht.

Apple will erreichen, dass das Gericht den Beschluss der EU-Kommission ganz oder zumindest teilweise für nichtig erklärt. Zudem soll die EU die Kosten für die Klage übernehmen. Seine Position legt Apple in insgesamt 14 Klagegründen dar.

Nach Ansicht von Apple hat die Kommission das irische Steuerrecht nicht richtig ausgelegt. In den irischen Steuerbescheiden sei zu Recht nur der zur versteuernde Gewinn der in Irland registrierten Tochtergesellschaften geltend gemacht worden.

Ein weiterer schwerwiegender Fehler sei der Kommission bei der Beurteilung von Apples Geschäftstätigkeiten außerhalb der USA unterlaufen. Die Entwicklung und Vermarktung geistigen Eigentums finde in den USA statt. Die damit erzielten Gewinne seien folglich den USA und nicht Irland zuzuordnen. Die irischen Zweigniederlassungen erledigten lediglich „Routineaufgaben“ und hätten mit „den gewinnbringenden Tätigkeiten der Entwicklung und Vermarktung des geistigen Eigentums von Apple nichts zu tun“.

Zudem soll die EU-Kommission nicht nachgewiesen haben, dass irische Steuerbehörden Apple anders behandeln als andere Unternehmen in Irland. Darüber hinaus wirft Apple der Kommission Verstöße gegen die OECD-Leitsätze und die Verletzung einer „wesentlichen Formvorschrift“ vor, weswegen die Hauptbegründung der EU-Kommission für nichtig zu erklären sei.

Apple unterstellt aber auch, dass die Rückforderung der angeblichen Beihilfe in Höhe von bis zu 13 Milliarden Euro gegen den Grundsatz der Rechtssicherheit und das Rückwirkungsverbot verstößt. Die Entscheidung der EU-Kommission soll zudem die Charta der Grundrechte der Europäischen Union verletzen. Zum Schluss führt Apple noch an, die Kommission habe mit dem Beschluss ihre Befugnisse überschritten – die Anordnung aus Brüssel, die angeblich zu Unrecht gewährten Steuervorteile zurückzufordern, sei ein Versuch, das „Körperschaftssteuersystem Irlands umzuschreiben“.

Die Europäische Union hatte bereits 2014 eine Untersuchung zu Apples Steuerabsprachen in Irland eingeleitet. Das Unternehmen soll zwischen 1991 und 2007 einen effektiven Steuersatz von 1 Prozent und weniger gezahlt haben, was drastisch unter dem nominellen Steuersatz von 12,5 Prozent liegt.

Apple ist aber nicht das einzige Unternehmen, das seine Auslandsgeschäfte über Irland abwickelt. Das Land lockt Investoren mit niedrigen Steuersätzen. Zudem bedienen sich viele Firmen diverser „Tricks“, um ihr Steueraufkommen zu reduzieren. Unter anderem müssen die Tochtergesellschaften große Teile ihrer operativen Gewinne für die Nutzung des geistigen Eigentums des Mutterkonzerns ausgeben. Diese Kosten reduzieren die zu versteuernden Gewinne und damit auch die Steuerlast – ein gängiges und nach derzeitigem Stand wohl auch rechtmäßiges Verfahren.

ANZEIGE

So lassen sich Risiken bei der Planung eines SAP S/4HANA-Projektes vermeiden

Ziel dieses Ratgebers ist es, SAP-Nutzern, die sich mit SAP S/4HANA auseinandersetzen, Denkanstöße zu liefern, wie sie Projektrisiken bei der Planung Ihres SAP S/4HANA-Projektes vermeiden können.

Tipp: Wie gut kennen Sie Apple? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

SmokeBuster bekämpft SmokeLoader

Malware SmokeLoader wird weiterhin von Bedrohungsakteuren genutzt, um Payloads über neue C2-Infrastrukturen zu verbreiten.

29 Minuten ago

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

16 Stunden ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

20 Stunden ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

21 Stunden ago

Lags beim Online-Gaming? DSL-Vergleich und andere Tipps schaffen Abhilfe

Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…

22 Stunden ago

GenKI-Fortbildung immer noch Mangelware

Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…

22 Stunden ago