Mit der neuen Achtkern-Prozessor-Architektur Ryzen 7 scheint AMD der große Wurf gelungen zu sein. Die ab dem 2. März verfügbaren drei Modelle sind im Vergleich zu vergleichbaren Intel-Prozessoren deutlich schneller und teilweise erheblich günstiger.
Es ist nicht das erste Mal, dass AMD Weltmarktführer Intel herausfordert. Ende der 90er Jahre übernahmen die Texaner mit dem Athlon die technologische Spitze in Sachen x86-Architektur. In der Folge wurde diese Führung mit der Vorstellung des ersten 64-Bit-Prozessors 2003 für Desktop-Systeme ausgebaut. Noch heute finden sich in den Tiefen von Windows 10 entsprechende Dateibeschreibungen, die mit „amd64“ auf den Erfindungsreichtum des Intel-Konkurrenten hinweisen. Doch mit der Vorstellung der Core-2-Architektur von Intel im Jahr 2006 endete AMDs Höhenflug. Seither gibt Intel den Ton an, wenn es um leistungsfähige Desktop-, Mobil- und Server-Prozessoren geht – bis heute.
Anders als Ende der 90er verfügt AMD mit Ryzen 7 nicht nur über konkurrenzfähige Prozessoren, sondern darf sich auch über die Unterstützung der Mainboardhersteller freuen. Mehr als 80 Mainboards sollen zum Start der neuen Ryzen-7-Plattform zur Verfügung stehen. Das war bei der Vorstellung des Athlon ganz anders. Wohl auch auf Druck von Intel gab es damals so gut wie keine Retail-Mainboards. Der damalige ZDNet-Artikel titelte daher zutreffend „Rakete ohne Rampe„.
Dass Intel seine Marktmacht ausnutzte, um den Konkurrenten AMD kleinzuhalten, führte 2009 zu einer Rekordstrafe von 1,06 Milliarden Euro durch die EU-Wettbewerbsbehörde, die 2014 bestätigt wurde. Intel gibt sich jedoch noch nicht geschlagen und hat sogar einen Top-Juristen der EU für eine Wiederaufnahme des Verfahrens verpflichtet.
Wie erwähnt, unterstützen die Mainboardhersteller Ryzen 7 mit entsprechenden Modellen. Laut AMD wollen auch große PC-Hersteller Ryzen-Desktop-PCs in Kürze ausliefern. Man darf gespannt sein, wer alles dazu gehört.
Das Spitzenmodell Ryzen 7 1800X kostet hierzulande 559 Euro. Es ist mit seinen acht Kernen und 16 Threads bei Taktfrequenzen zwischen 3,6 und 4,0 GHz circa 9 Prozent schneller im aussagekräftigen Cinebench als ein Core i7-6900K, der ebenfalls über acht Kerne und 16 Threads verfügt. Neun Prozent klingen nach nicht besonders viel, zieht man allerdings den Preis in Betracht, den Intel für den Chip verlangt – nämlich knapp 1100 Euro – , ist der Unterschied immens. Vorteile bietet der Ryzen 7 1800X auch in Sachen Leistungsaufnahme: Mit einer TDP von 95 Watt ist er wesentlich genügsamer als der Intel mit 140 Watt.
Der für 439 Euro erhältliche Ryzen 1700X bietet im Vergleich zum etwa gleich teuren Core i7-6800K einen Leistungsvorteil im Cinebench-Test von 39 Prozent. Zudem gesellt sich die niedrigere Leistungsaufnahme von 95 Watt im Vergleich zum Intel mit 140 Watt.
Und das Einstiegsmodell Ryzen 7 1700 für 359 Euro ist im Cinebench 46 Prozent schneller als das aktuelle Spitzenmodell der Skylake-Architektur Core i7-7700K. Außerdem überzeugt der Ryzen mit einer TDP von nur 65 Watt, während der Intel-Prozessor mit 91 Watt spezifiziert ist.
High-End-Prozessoren von AMD und Intel | |||||||
Modell | Kerne/Threads | Standardtakt | Turbotakt | XFR | TDP | Cinebench (Multi)* | Preis |
---|---|---|---|---|---|---|---|
AMD Ryzen 7 1800X | 8/16 | 3,6 GHz | 4,0 GHz | ja | 95 Watt | 1601 | 559 Euro |
Intel Core i7-6900K | 8/16 | 3,2 GHz | 4,2 GHz | nein | 140 Watt | 1479 | 1099 Euro |
AMD Ryzen 7 1700X | 8/16 | 3,4 GHz | 3,8 GHz | ja | 95 Watt | 1537 | 439 Euro |
Intel Core i7-6800K | 6/12 | 3,4 GHz | 3,6 GHz | nein | 140 Watt | 1108 | 434 Euro |
AMD Ryzen 7 1700 | 8/16 | 3,0 GHz | 3,7 GHz | nein | 65 Watt | 1410 | 359 Euro |
Intel Core i7-7700K | 4/8 | 4,2 GHz | 4,5 GHz | nein | 91 Watt | 967 | 359 Euro |
*Angaben von AMD
Technisch betrachtet verfügt AMD mit der Ryzen-7-Plattform nun über konkurrenzfähige Produkte im Desktop-Segment. Allerdings ist das wirtschaftlich betrachtet die weniger interessante Seite der Medaille. Wie die gerade veröffentlichten Quartalszahlen von HP Inc belegen, spielt die Musik im mobilen Segment. Hier konnte der weltweit zweitgrößte PC-Hersteller einen Umsatz im letzten Quartal von knapp 4,9 Milliarden Dollar erzielen, während Desktop und Workstations zusammen nur auf etwas über 3 Milliarden Dollar kommen.
AMD muss also bald nachlegen und Mobilprozessoren vorstellen. Das wird nach aktuellen Plänen jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte passieren. Vorher will es aber noch Server-Chips vorstellen. Dieser Markt ist immerhin 13,5 Milliarden Dollar pro Quartal schwer. Allerdings ist es in diesem Segment naturgemäß schwieriger mit Intel-Lösungen zu konkurrieren, da die Hersteller bei den wesentlich geringeren Stückzahlen den zusätzlichen Supportaufwand für eine neue Plattform scheuen.
An der Börse hat die frohe Kunde von AMDs Ryzen-7-Architektur bereits in den letzen Monaten positiven Eindruck hinterlassen. Binnen Jahresfrist konnte die Aktie des Intel-Konkurrenten erheblich an Wert zulegen. Das dürfte allerdings nicht nur an den jetzt vorgestellten Ryzen-Prozessoren liegen, sondern auch daran, dass AMD auch über eine leistungsfähige Grafiktechnologie verfügt, die auch von Sony und Microsoft in ihren Spielkonsolen verwendet wird.
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