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Huawei verstärkt Zusammenarbeit mit deutschen Partnern und bringt zahlreiche neue Produkte

Das Partnerland der CeBIT hieß zwar Japan, doch das chinesische Telekommunikationsunternehmen Huawei gehörte zu den Firmen mit dem größten Auftritt auf der Messe. Der US-amerikanische Erzrivale Cisco bestückt schon einige Jahre lang die CeBIT nicht mehr mit einem Stand. In Hannover wurden neben einer Reihe neuer Produkte vor allem zahlreiche Kooperationen bekannt gegeben, die Huaweis Fußabdruck auf den ITK-Märkten weltweit vergrößern sollen.

Zu den bisher fünf OpenLabs, von denen sich eines in München befindet, sollen mit Investitionen von zusätzlichen 200 Millionen US-Dollar in den nächsten drei Jahren 15 weitere entstehen, die dann ein weltweites Netz bilden. 2017 folgen Labs in London, Paris, Moskau und Johannesburg. Dort sollen in enger Kooperation mit den Partnern und Kunden des Unternehmens innovative branchenspezifische Lösungen entstehen. Der Ansatz erinnert sehr an Beispiele wie Pivotal oder IBM Watson, wo bei der Umsetzung neuer Lösungen ebenfalls das firmeninterne Wissen direkt mit dem des Kunden zusammengespannt wird. Huawei peilt neben der gemeinsamen Entwicklung mit seinen Kunden aber auch eine gemeinsame Vermarktung der Lösungen an.

Im OpenLab in München arbeitet Huawei zum Beispiel an Automotive-Themen und kooperiert dabei mit Gemalto, Ansys, Dassault, MSC Software. Zusammen mit SAP, Landis & Gyr und Oracle hat man in OpenLab Shenzen einen Entwurf für die sichere Power-Line-Kommunikation im Frequenzbereich unterhalb 15 MHz entwickelt, der sich nun als IEEE P1901.1 in der Standardisierungsphase befindet.

Bestärkt wurde auf der CeBIT die bereits vor einiger Zeit verkündete Zusammenarbeit mit der Telekom im Bereich Open Telecom Cloud. Die Rede war von einer durch aktuelle Technologien ergänzte „OTC 2.0“. Annette Bronder, Director Digital Division und Mitglied des Vorstands der Deutschen Telekom bezeichnete die Zusammenarbeit mit Huawei als „europäische Antwort mit starkem asiatischem Anteil“ auf die starke Zunahme von Public-Cloud-Services und die Fokussierung auf einige wenige, häufig US-amerikanische Anbieter. Darin könne auch der Motor technologischer Innovationen aus Deutschland liegen. Simon Lin, bei Huawei für den Key-Account Telekom zuständig, kündigte an, im Rahmen von OTC 2.0 wären 13 neue Dienste und mehr als 400 neue Funktionen geplant. Auch im Hochleistungs-Rechenzentrum Biere bei Magdeburg steckt nach Huawei-Angaben dessen Technologie.

Telekom-Vorstandsfrau Annette Bronder betonte die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Telekom und Huawei als Technologielieferanten (Bild: Rüdiger).

An Unternehmen gerichtet ist die neue All-Cloud-Networking-Strategie von Huawei, deren Ziel die nahtlose Migration zwischen und die unbegrenzte Verknüpfung unterschiedlicher Clouds im Rahmen der Unternehmens-IT ist. Dazu gehören sechs Lösungen – angefangen von einer Cloud-fähigen Vernetzung des internen Rechenzentrums. Cloud DCI verbindet intelligent mehrere Rechenzentren, über die Cloud-Services geliefert werden. CloudCampus verwaltet das gesamte Unternehmensnetz über die Cloud einschließlich der WLAN-Anteile. CloudEPN bietet Value-Added-Netzwerkservices für Unternehmen. Mit Edge-Computing-IoT (siehe dazu auch weiter unten) will Huawei vertikalen Industrieunternehmen vorbeugende Wartung und die digitale Transformation erleichtern. Dazu kommt eine umfassende Sicherheitslösung.

Besondere Bedeutung hat für Huawei derzeit das Thema IoT. Auf diesem Gebiet ist das Unternehmen nun eine weltweite Partnerschaft mit der Software AG eingegangen. Huawei steuert zu der Lösung die komplette Kommunikationshardware bei, bestehend unter anderem aus diversen Gateway-und Steuerungs-Devices. Gemeinsam will man Komplettlösungen realisieren.

Für die flächendeckende drahtlose Unternehmenskommunikation insbesondere von IoT-Daten bindet Huawei 4,5/5G-Wireless mit Technologien für Low Power Wide Area in einer Lösung zusammen. Dazu dienen eine größere und eine kleinere Service Engine, die jeweils in Versionen für eLTE-U (2,4/5-GHz-Spektrum) und eLTE-IoT (unlizenziertes Spektrum unterhalb 1 GHz) erhältlich sind. So kann ein lückenloses drahtloses Netz entstehen, auch wo das Mobilfunknetz Löcher hat. Dazu kommen Datenzugriffsmodule, die direkt an den Geräten montiert werden, und sogenannte AirNodes als übergeordnete Gateways. Beim Funken verwendet Huawei neuartige Algorithmen für die Interferenzdetektion und Kollisionsvermeidung sowie Redundanzmechanismen. Huawei verspricht Verfügbarkeiten von 99,999 Prozent. Das System ist bereits in Shanghais Hafen im Einsatz. Kommerziell verfügbar ist es ab Juli.

Smart Grid, Smart Building, Smart Traffic

Speziell für den Smart-Grid-Bereich verkündete der Hersteller eine gemeinsam mit SAP entwickelte Automated-Metering-Lösung. Sie wird an SAP for Utilities angebunden und sollte ermöglichen, dass Stromprovider die Metering-Daten direkt in ihre ERP-Systeme einspeisen können.

Die schon länger bestehende Partnerschaft mit Honeywell wird vertieft. Huawei integriert die IoT-Middleware-Plattform Niagara von Honeywell-Tochterfirma Tridium mit den IoT-Gateways der AR502-Serie, mit Sensoren, Steuerungen und einem Gebäudemanagementsystem eines anderen Partners zu einer kompletten Haussteuerung. Die Lösung unterstützt zahlreiche individuelle Protokolle und Schnittstellen zur Endgeräte-Einbindung. Huawei verspricht Kunden, die auf die Lösung setzen, die Einsparung der Hälfte des im Gebäude verbrauchten Stroms und 60 Prozent weniger Betriebskosten. Das System kann zeitgemäß auch über eine Smartphone-App verwaltet werden. Dazu passend, wurde auf der Messe auch eine Kooperation der SLV Gmbh, einem Hersteller von Beleuchtungssystemen, bekannt gegeben. Schon im vierten Quartal 2017 sollen die ersten gemeinsam entwickelten Lösungen auf den Markt kommen.

Mit dem italienischen Anbieter MetaSystems wurde auf der CeBIT eine Vereinbarung (Memorandum of Understanding) unterzeichnet. MetaSystem bietet beispielsweise Parksensoren, Schließsysteme, Tracking-Systeme und Bluetooth-Kits für Fahrzeuge an. Gemeinsam sollen Systeme entstehen, die die Meta-Module in Fahrzeugen mit Huaweis IoT-Plattform OceanConnect verbinden. Zudem sollen neue Connected-Car-Anwendungen für OceanConnect entwickelt werden.

Neue Produkte für den CIO

Schließlich vertiefte Huawei auch seine Kooperation mit Suse Linux. Der Hersteller erklärte den Suse Linux Enterprise Server 12 Service Pack 2 zum bevorzugten Betriebssystem für den hochverfügbaren Server KunLun RAS 2.0. RAS steht hier für Reliability, Availability und Serviceability. KunLun war von Anfang an zusammen mit Suse entwickelt worden.

Im Gepäck hatte der chinesische Hersteller diesmal auch Speicherprodukte. Der Dienst STaaS (Storage as a Service) soll Unternehmen eine einheitliche Erfahrung für Speicherdienste inner- und außerhalb des Unternehmens sowie intelligentes Daten- und Betriebsmanagement bieten. SAN, NAS, Objekte und andere Datenträger werden über eine Anwendung verwaltet und zu Ressourcenpools zusammengeführt. Huawei verspricht seinen Kunden dadurch 20 Prozent weniger Speicherkosten. Mit Hilfe von Selbsthilfebibliotheken, weitgehend automatisierter Ressourcenverwaltung, Prognosen und Entscheidungsunterstützung soll das Datenmanagement um 50 Prozent effizienter werden. Außerdem kündigt Huawei mit OceanStor Dorado V3 ein All-Flash-Array für datenintensive Unternehmensanwendungen mit Reaktionszeiten von unter 0,5 ms, 4 Millionen IOPS, maximal einer Millisekunde Verzögerung und einer Verfügbarkeit von 99,999 Prozent an. Die STaaS-Lösung ist ab sofort verfügbar, für das All-Flas-Array legte sich Huawei zeitlich nicht fest.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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